Helgoland

Namenlos in der Düne Schoß

Text und Fotos: Dagmar Krappe

Auf der Helgoländer „Düne“ befindet sich der „Friedhof der Namenlosen“ zur Ehrung derjenigen, die in der Nordsee ums Leben kamen.

Helgoland - Blick vom roten Felsen auf die Düne

Blick vom roten Felsen auf die Düne

An diesem Sonntag Mitte September herrscht fast noch Badewetter auf der „Düne“. So heißt die in der Silvesternacht 1720/21 bei Orkan vom roten Felsen abgetrennte flache Strandinsel. Helgolands „kleine Schwester“. Hier gibt es einen Flug- und Campingplatz, ein bunt gestrichenes Bungalowdorf und das Dünenrestaurant. Auf dem feinsandigen, tideunabhängigen Südstrand glänzen ein rotweißer Leuchtturm und rote, gelbe, grüne und blaue Strandkörbe in der Sonne. Seehunde und Kegelrobben, Deutschlands größte Raubtiere, räkeln sich an der Spitze des Nordstrands. Von November bis Ende Januar wird die „Düne“ zu ihrer Kinderstube.

Helgoland - Anker am Eingang zum Friedhof der Namenlosen

Anker am Eingang zum Friedhof der Namenlosen

Hinter rosaroten Heckenrosen und struppigen Sanddornsträuchern, an denen orange Früchte leuchten, erstreckt sich auf wenigen Quadratmetern ein fast verwunschener Ort: der „Friedhof der Namenlosen“. Er wurde mehrfach umgebettet. Seit etlichen Jahren hat er seinen Platz unterhalb des Aussichtspunkts „Jonnys Hill“ zwischen Bungalowdorf und Dünenrestaurant. Neben dem Eingang liegt ein mächtiger schwarz gestrichener Anker im Sand. Wann der Friedhof einst eingeweiht wurde, ist nicht bekannt.

Helgoland - Düne - Friedhof der Namenlosen - Gedenkplatte für die Toten der Seeschlacht von 1864 vor Helgoland

Gedenkplatte für die Toten der Seeschlacht von 1864 vor Helgoland

Eine Gedenkplatte erinnert an die Seeschlacht von 1864 zwischen Dänemark und Preußen/Österreich, die die Helgoländer Bevölkerung damals in der rauen Nordsee beobachten konnte. Die Hochseeinsel hat eine wechselvolle Geschichte zu bieten. Hier hatten nacheinander die Dänen und die Engländer das Sagen, bevor letztere die Insel 1890 ans Deutsche Reich abgaben. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs machten alliierte Bomber Helgoland unbewohnbar. Zwei Jahre später wollten die Briten mit 6.700 Tonnen Sprengstoff alle militärischen Anlagen auf der schon schwer zerstörten Insel in die Luft jagen. Der rote Felsen überlebte den „Big Bang“. 1952 wird Helgoland zur Wiederbesiedelung freigegeben.

Helgoland - Blick auf Ober- und Unterstadt

Blick vom Wasser auf Ober- und Unterstadt

Die meisten Tagesgäste verschlägt es kaum auf die „Düne“. Bei den wenigen Stunden Aufenthalt bleibt meist nur Zeit für einen Rundgang übers Oberland zur Langen Anna, zum Lummenfelsen und für einen zollfreien Einkauf. Ein Relikt, das noch auf das 19. Jahrhundert unter britischer Flagge zurückgeht. Wer länger bleibt, nimmt auch mal die Dünenfähre zur einen Kilometer entfernen „kleinen Schwester“.

Helgoland - Wahrzeichen Lange Anna

Helgolands Wahrzeichen: die Lange Anna

Der Friedhof für die Bewohner Helgolands liegt auf der Hauptinsel im Oberland. Neben der Ende der 1950er Jahre neu erbauten evangelischen Kirche St. Nicolai. Die Namenlosen erhielten ihre letzte Ruhestätte auf der „Düne“. Links vom Eingang zum Friedhof hängt eine Glocke. Der Platz um sie herum ist mit hellen Kieselsteinen ausgefüllt. Bänke laden zum Nachdenken ein. Die Glocke dient der Erinnerung an die Wiederfreigabe Helgolands 1952. Traurig, dass man ein Schild aufstellen musste: „Gedenkglocke bitte nur einmal läuten und nicht mit Steinen bewerfen.“

Gedenkglocke zur Erinnerung an die Wiederfreigabe Helgolands 1952

Gedenkglocke zur Erinnerung an die Wiederfreigabe Helgolands 1952

Früher war es üblich, Unbekannte dort zu bestatten, wo sie angetrieben wurden. Die Klippen in der Nordsee rund um Helgoland waren für viele Segel- und Dampfschiffe die Endstation, sodass man immer wieder leblose Körper an den Stränden entdeckte. Vor dem Zweiten Weltkrieg, als sich der Friedhof noch an einer anderen Stelle befand, standen dort mehr als 20 Kreuze. Heute wird hier niemand mehr begraben, denn angespülte Tote bleiben kaum noch namenlos. Ihre Identitäten lassen sich meist ermitteln. Die letzten Leichen gab das Meer vor zirka 60 Jahren frei. Drei schlichte Holzkreuze erinnern an sie. Aber es gibt auch Gedenkplatten für Menschen, die in der Nordsee ihr Leben ließen und identifiziert werden konnten oder nie gefunden wurden.

Kreuze für drei auf Helgoland angeschwemmte Namenlose - Friedhof der Namenlosen auf der Düne

Kreuze für drei auf Helgoland angeschwemmte Namenlose

Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (GZRS) gedenkt der Besatzung des Seenotkreuzers „Adolf Bermpohl“, die 1967 in schwerer See mit den Männern eines niederländischen Fischkutters, die sie zunächst gerettet hatten, im Meer ertranken.

Helgoland - Friedhof der Namenlosen auf der Düne - Gedenkplatte für die Besatzung des Seenotkreuzers Adolph Bermpohl 1967

Gedenkplatte für die Besatzung des Seenotkreuzers Adolph Bermpohl 1967

Ein Feldstein erinnert an Dr. Horst Hartmann, einen Taucharzt aus Bad Godesberg in Nordrhein-Westfalen. Er gehörte zum Überwachungsteam des Unterwasserlabors „Helgoland“, das im Auftrag der Biologischen Anstalt Helgoland, einer meeresbiologischen Forschungs- und Serviceeinrichtung, betrieben wurde. 1968 kam er bei einem Tauchgang in der Kieler Förde ums Leben. In die Gedenktafel sind noch zwei weitere Namen eingraviert: Männer, die ein Jahr später vor der Insel bei Arbeiten am Unterwasserlabor ihr Leben ließen. Seit 2006 gibt es jedes Frühjahr ein Musikfestival auf der „Düne“, die Rock’n‘ Roll Butterfahrt (RnRB). Das „größte kleinste Festival der Welt“, wie es sich nennt. Vor einigen Jahren errichtete man auf dem Friedhof eine Stele für verstorbene Fans.

Helgoland - Friedhof der Namenlosen auf der Düne - Gedenkstele für verstorbenen Teilnehmer der Rock'n'Roll-Butterfahrt

Gedenkstele für verstorbenen Teilnehmer der Rock'n'Roll-Butterfahrt

In einer anderen Ecke steht ein Stein, in den ein langes Gedicht gemeißelt ist, das Trost spenden soll: "Ihr Namenlosen im weißen Sand, den Nordseewogen umbranden, wie kamt Ihr hier an diesen Strand, aus welchen fernen Landen? Ihr hattet Euch dem Meer vertraut, zur Heimat kehret Ihr nimmer. Um Euch ist manches Haupt ergraut, verschollen seid Ihr für immer. Und floss auch keine Träne hier, ertönte kein Trauergesang, stehen doch in stummen Schauern wir, bedrückt ist das Herz und bang. Doch ruht Ihr, vielleicht wär’ herberes Los Euch sonst noch auf Erden beschieden, vom Meer umtost, in der Dü̈ne Schoß, ruht heimatlos, aber in Frieden."

Stein mit Gedicht auf dem Friedhof der Namenlosen auf der Düne von Helgoland

Stein mit Gedicht auf dem Friedhof der Namenlosen

 

Informationen

Helgoland Tourismus-Service
Lung Wai 27
27498 Helgoland
Tel.: 04725 808808
E-Mail: info@helgoland.de
www.helgoland.de

Friedhof der Namenlosen auf der „Düne“

www.kirche-helgoland.de

Helgoland - Innenansicht der Kirche St. Nicolai

Innenansicht der Kirche St. Nicolai

Rock’n‘ Roll Butterfahrt (RnRB) auf der „Düne“

www.rocknrollbutterfahrt.de

Allgemeine Informationen über die Nordseeküste in Schleswig-Holstein

Nordsee-Tourismus Service GmbH
Zingel 5
25813 Husum
Tel. 04841 89750
E-Mail: info@nordseetourismus.de
www.nordseetourismus.de

 

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