Da staunt man Bauklötze

Die Region Günzburg und das Legoland

Text und Fotos: Hilla Finkeldei

Nein, dieses Jahr soll es nicht in den Süden gehen. Na ja, oder irgendwie doch. Jedenfalls nicht ins Ausland. Dennoch passieren wir eine Gemarkung, die, laut bösen Zungen, die so genannte „Weißwurstgrenze“. Kurz: das Ziel heißt Günzburg. Wie? Sie haben von diesem Ort noch nie gehört, ihn noch nicht unter WICHTIG abgespeichert? Dann wird’s aber Zeit!

Im Landkreis Günzburg, unweit der wunderschönen Stadt Ulm, die an sich schon ein lohnendes Reiseziel ist, entstand vor nicht allzu langer Zeit der Plastik gewordene Traum eines jeden Mini-Konstrukteurs: LEGOLAND Deutschland. Sie glauben, das Ziel unserer diesjährigen Reise hätte unser 7jähriger Sohn bestimmt? Nun ja, der war schwer begeistert, aber der Plan kam nicht von ihm, sondern von seinem Papa. Lego – Zauberwort seit Generationen! Unmögliches möglich machen, Phantasien aus bunten Steinen. Nein, dieses Jahr geht es nicht an den Strand!

Günzburg - Legoland - Unter den Linden in Hamburg

Die Straße 'Unter den Linden' in Hamburg ganz in Lego

Mehr als ein Plastik-Baustein-Paradies

Und so sitzen wir im Wohnmobil und tuckern über die Autobahn Richtung Günzburg, wo wir uns einige Tage aufhalten wollen. Trotz der wirklich sensationellen Angebote im Plastik-Baustein-Paradies gibt’s schließlich noch mehr, was einen guten Familienurlaub ausmacht. Und nicht umsonst bezeichnet sich der Landstrich als Familien- und Kinderregion. Um die einzigartige Aussicht zu genießen und nebenbei die Kinder auch ein wenig bettschwer zu bekommen, machen wir einen Abstecher zum Ulmer Münster. Mit 161,53 Metern ist er der größte Kirchturm der Welt und die über 500 Stufen gehören wohl zum intensivsten Wadentraining, das man sich ohne „personal trainer“ überhaupt gönnen kann. Aber die Aussicht! An klaren Tagen scheint man schier unendliche Ausblicke auf das Umland zu genießen. Heute fällt der pflanzenfreundliche Landregen, man kann schließlich nicht alles haben. Dennoch schwer beeindruckt, allein schon von der schwindelnden Höhe des Turms, tragen mich meine etwas zittrigen Beine die Stufen wieder hinab. Ehemann und Sohn strahlen, ich rufe nach einem warmen Bad, um den sicher zu erwartenden Muskelkater etwas einzudämmen.

Einladende Campingplätze, Schwimmen, Paddeln, Surfen, Sauna und ein Wigwam am Silbersee

Nicht, dass das hier ein Problem wäre. Neben der Donau oder dem Silbersee findet man jederzeit einen einladenden Campingplatz, der Schwimmen und Paddeln oder, wie im Falle des Thannhausener Sees, auch Surfen zulässt. Wieder ein Pluspunkt für meine wassersportbegeisterten Männer. In Remshart am Silbersee kann man von April bis Oktober auch in einem Wigwam übernachten – Winnetou lässt grüßen! Leider nieselt es noch immer ein wenig und so erscheint uns das Planschen in freier Natur ein wenig zu erfrischend. Das tut unserer Stimmung aber keinen Abbruch, denn auch in Punkto Hallen- und Spaßbäder hat die Region einiges zu offerieren. Im Gartenhallenbad in Leipheim mit 82 m Riesenrutsche, Außenbecken, Trampolin und Sauna zum Beispiel. Pluspunkt für mich!

Schlossbrauerei und Straußenfarm

Mein Mann liebäugelt mit einer der Brauereien, die ihr Bier selbst herstellen und argumentiert damit, man müsse immer die regionalen Spezialitäten probieren, um ein Gefühl für Land und Leute zu entwickeln. Nun gut, gegen Kinderspielplatz, Biergarten und gutbürgerliche Küche hat keiner von uns etwas einzuwenden und so machen wir uns am nächsten Tag auf zur Schlossbrauerei in Ichenhausen-Autenried, die noch 13 verschiedene Biersorten und ein eigenes Mineralwasser auf den gut gedeckten Tisch bringt. Unser Sohnemann mag es da exotischer, ihn zieht es zur Straußenfarm nach Donaumoos, auf der neben den afrikanischen Laufvögeln auch Pferde, Ponys, Hasen, Puten, Gänse, Hunde und Katzen gehalten werden. Nach dem Silbersee bin ich nur milde überrascht, auf dem Grillplatz dort ein großes indianisches Tipi zu sehen. Ab zehn Personen kann man hier einen richtig stilechten Lagerfeuerabend genießen.

Ferien auf dem Bauernhof und Günzburger Geschichten

Wer Ferien direkt auf dem Bauernhof bevorzugt, der wird wohl in der Nähe im Ferienhof Lohr in Bibertal einkehren, denn hier lässt sich’s so richtig im Heu toben. Auch Kälber füttern gehört da zum Programm dazu.

Oder wie wäre es mit der Sternwarte in Grundremmingen? Dem Strohfestival im Waldgasthof Waldvogel in Leipheim? Oder einer Stadtführung in Günzburg, die Kindern von 5-12 spannende Geschichten aus der Zeit der Römer, des großen Feuers oder der Postkutschen nahe bringt? Kein Wunder also, dass die Günzburger etwas verschnupft reagieren, wenn man ihre Region ausschließlich wegen des Legolands besucht.

Günzburg - Legoland - Loveparade in Berlin

Loveparade in Berlin aus Legosteinen

Wir aber können wir uns nach all diesen Abenteuern gut erholt und guten Gewissens der Traumfabrik LEGO nähern. Schon die Anfahrt ist ein Erlebnis, wenn scheinbar tausende von Autos und Bussen sich langsam auf den riesigen Parkplatz schieben, um dann durch ein imposantes Tor in die heilige Welt der Plastiksteine eingelassen zu werden. Um 10.00 Uhr öffnet der Erlebnispark seine Schranken und schon um 10.15 Uhr scheint die ausgeklügelte Parkplatzlogistik mehr als nötig zu sein. Wo bleiben all diese Menschen nur?

Miniland aus 25 Millionen Legosteinen

Erstaunlicherweise gibt es wider Erwarten kaum Gedrängel. Einzig die besonderen Attraktionen wie die große Achterbahn in der Ritterburg oder der drehende Aussichtsturm erfordern ein wenig Geduld. Zunächst stürzen wir uns auf das Miniland, in dem - wie schon im Originalpark im dänischen Billund - berühmte Bauwerke und Landschaften die von Kanälen durchzogene Fläche zieren. 25 Millionen Legosteine wurden hier verbaut, um die Berliner Gedächtniskirche, den Markusplatz in Venedig oder die Molkereien des schwäbischen Umlands naturgetreu nachzubilden. Überall gibt es erstaunliche Details zu entdecken, die Love Parade findet auch gerade statt und Schiffe, Flugzeuge und Autos werden wie von Geisterhand durch die Miniaturlandschaft gezogen.

Günzburg - Legoland - Dogenpalast in Venedig

Das Miniland: liebevolle Details bereichern die erstaunlichen Plastikbauten - hier der Dogenpalast in Venedig

Miniritter ab Einmeterzwanzig

Wir können uns kaum satt sehen, doch es locken schließlich noch mehr Attraktionen und so ein Tag ist erstaunlich kurz. Die nächste Station ist das „Knights Kingdom“, eine Ritterburg, die es in sich hat: sie verbirgt eine rasante Achterbahn, für die es sich lohnt, einige Minuten anzustehen. Ein Raupenkarussell verkürzt den Weg dorthin und auch kleine Ritter ab 1,20 m kommen beim Lanzenturnier auf den ferngesteuerten Ponys treffsicher auf ihre Kosten.

Günzburg - Legoland - Knights Kingdom

Knights Kingdom

Eine komplette Babywelt für „Hosenscheißerle“

Mittlerweile meldet sich das kleinste Familienmitglied: Hunger und Windelwechsel. Aber auch an die „Hosenscheißerle“, wie die Bayrisch-Schwaben liebevoll sagen, haben die Organisatoren gedacht: Neben einem sonnigen Spielplatz und einer mit unendlichen Duplosteinen gefüllten Bau- und Tobehalle für schlechtes Wetter gibt es sogar eine komplette Babywelt. Hier herrscht erholsame Ruhe. Babybrei oder Milchpulver können an der Theke erstanden werden und selbstverständlich stehen heißes Wasser, Warmhaltegefäße, Stillecke und Spieldecke für die Jüngsten bereit.

Günzburg - Legoland - Marla

Marla macht uns den Schumi

Eine wirklich lobenswerte Einrichtung, die auch Familien mit Babys völlig entspannt den Tag im Park genießen lässt.

Wilde Legotiere im Land der Abenteuer

Die Älteren werden wie magisch zur Wildwasserbahn der Dschungelexpedition gezogen. Immer wieder ein Riesenspaß, denn was gibt es Schöneres als die erwartete und dann doch überraschend kalte Dusche beim Hinabsausen? Im Land der Abenteuer lauern wilde Lego-Tiere, die man mit Safariautos auf Schienen umkurvt. Vorsicht: Schafft man es wirklich noch, dem Rüsselstrahl des Elefanten zu entkommen? Keine Frage, solche Aktionen verlangen einen Superhelden. Jack Stone kommt da gerade richtig. Gut, wenn man einen starken Freund an der Seite hat.

Günzburg - Legoland - Robin mit Jack Stone

Jack Stone schaut überall nach dem Rechten

Dinos spähen um die Ecke und wir nähern uns dem Lego X-Treme. Noch eine Achterbahn gilt es zu erobern, schließlich sind all diese Herrlichkeiten im Preis inbegriffen. Und wer wollte nicht schon einmal mit einer irrwitzigen Geschwindigkeit über das Wasser gleiten? Im Lego Racers Dome Racing kann man selbst zum Rennfahrer werden.

Knackende Gehirnwindungen beim Programmieren kleiner Roboter

Aber die Herausforderungen beschränken sich nicht auf den Körper. Spätestens im Mindstorms Center, bezeichnenderweise mit Albert Einsteins Kopf aus Lego versehen, hört man förmlich die Gehirnwindungen knacken, wenn kleine Roboter durch emsige Nachwuchsforscher programmiert werden.

Günzburg - Legoland - Akademie Einstein

Akademie Einstein

So viel Action und Überlegung machen Hunger. Glücklicherweise ist auch für das leibliche Wohl gesorgt, wenn man denn dem Lego Koch tatsächlich trauen will. Das kann man aber durchaus, denn das Angebot ist, betrachtet man den gesamten Park und seine Einrichtungen, vielfältig und im Preis akzeptabel.

Günzburg - Legoland - Koch

Lego Koch

Moderate Preise für eine Fülle von Aktivitäten

Das gilt übrigens auch für die Eintrittspreise, die zwar recht happig klingen, in denen aber eine ganze Fülle von Aktivitäten enthalten ist. Wo sonst kann man auf dem werkseigenen Parcours den Führerschein mit Bild und Ausweis erwerben? Oder die Produktionskette der Legos im Detail verfolgen? Mit rasanten Geschwindigkeiten abheben? Klötzchen jenseits jeder vorstellbaren Spielzimmermenge verbauen? Oder einfach neben einem besonderen Forscher sein Eis genießen?

Günzburg - Legoland - Führerscheinprüfung

Führerscheinprüfung im Legoland

Besonders attraktiv für Besucher aus der näheren Umgebung sind die Jahreskarten, die einfach oder als Plus-Paket (inkl. kostenlosem Parken, Rabatten für die Gastronomie und den Lego-Einkauf) eine wirklich überlegenswerte Alternative darstellen.

Sommerevents im Legoland und eine reizvolle Winterszeit

Die Nutzung des gesamten Angebots ist allemal so attraktiv wie der Besuch einer Kirmes, deren Karussellpreise und Snacks sehr leicht zu ähnlichen Ausgaben führen. Vor allem, wenn man die vielfältigen Sommerevents erleben möchte, die im Legoland während der Hauptsaison stattfinden. Aufführungen auf der Ritterbühne wie z.B. die karibischen Nächte oder Extra-Shows und Sommerattraktionen versprechen unvergessliche Stunden. Wie wäre es mit den Preluders, Rolf Zuchowski oder dem Superstar Alexander im Juli? Oder mit täglichen Öffnungszeiten bis 22.00 Uhr im August? Dem Back-to-school-Concert im September oder der Nacht der Vampire im Oktober? Und selbst im Winter wird mit Schlittschuhlauf, Weihnachtsshopping und einem Besuch von Rudolph mit der roten Nase noch ein zusätzlicher Anreiz geboten.

Günzburg - Legoland - Schmied

Knights Kingdom - der Schmied wirkt nicht sehr Vertrauen erweckend!

Quintessenz nach einer Woche im Landkreis Günzburg:

Prima geeignet für einen entspannten Familienurlaub bei gutem und „durchwachsenem“ Wetter. Hervorragende Lage für Besuche in Ulm, München oder am größten Fluss Europas. Kanu, Radfahren, Wandern und Museumsbesuche inbegriffen. Und das Legoland? Ist sowieso eine Klasse für sich und ein fulminanter Abschluss für einen gelungenen Aufenthalt. Wo es nächstes Jahr hingeht? Wohl doch wieder in den Süden… Deutschlands!

 

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Reiseführer Berlin

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