Text und Fotos: Elke Sturmhoebel
Das passiert nicht alle Tage: Auf dem Pferdeschlitten
durch den Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft. „Nu mal’n
lütten draff“, fordert Kutscher Alfred Kayserling die beiden
Kaltblüter auf. Die stämmigen Mecklenburger schnauben, schütteln
die Mähnen und fallen in Trab auf dem Weg zum Leuchtturm im Norden
der Halbinsel Fischland-Darss-Zingst. Kalte Luft dampft aus ihren Nüstern.
Dicker Schnee lastet auf den Zweigen der alten Kiefern, weiße Flocken
türmen sich auf den Ästen der Buchen und Eichen. Der Winter hat
den Darßwald in einen Märchenwald verzaubert.
Der Maler Paul Müller-Kaempff, der sich 1892 in Ahrenshoop niederließ und
die Künstlerkolonie begründete, mochte die Ostsee-Halbinsel am
liebsten, wenn die Badegäste fort waren und der Herbst mit seinen
oft noch im November milden Tagen einzog. „Kam dann der Winter und
brachte Schnee und Eis, dazu blauen Himmel und Sonnenschein, dann erblühte
eine Fülle ungeahnter Schönheit“, schreibt er in seinen
Erinnerungen.
Diese Bilderbuch-Winter müssen damals oft stattgefunden haben, denn der Ahrenshooper Kunstkaten zeigt eindrucksvolle Gemälde aus der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts: Das Hohe Ufer im Schnee. Schlittschuhlaufende Kinder auf dem Bodden. Schnee auf den Reetdächern der tief in den Dünensand geduckten Katen. Die rollende See, manchmal mit einem dräuenden Himmel darüber. Manche Kunstwerke mögen auf kuriose Weise zustande gekommen sein. Die in Ahrenshoop ansässigen Maler malten vorwiegend in der Natur. Um Wind und Wetter trotzen zu können, ließen sich einige von ihnen Malhäuschen auf Rädern anfertigen, die sie vor das gewünschte Motiv karrten. Manche dieser Gefährte waren sogar mit Ofen ausgestattet.
Ein Haus für die „Malweiber“
„Der Winter hat ein warmes Licht und weiche Konturen“, sagt Hans Götze – einer, der es wissen muss. Der gebürtige Sachse ist ebenfalls Maler. Auch ihn hat das Licht zwischen Meer und Bodden, die besondere Atmosphäre und die traumhaften Motive auf die Halbinsel gezogen. Etwa fünfhundert Künstler ließen sich in vergangenen Zeiten von der Landschaft inspirieren. Heutzutage mischen sich nur noch zwölf Maler und sechs Töpfer unter die 850 Einwohner von Ahrenshoop. Hinzu kommen die Stipendiaten, die im Künstlerhaus Lukas vier bis sechs Wochen wohnen und arbeiten dürfen. 1894 ließ es Paul Müller-Kaempff als Pensions- und Atelierhaus für seine Malschülerinnen, die sogenannten „Malweiber“, bauen und benannte es nach St. Lucas, dem Schutzpatron der Maler.
Das Dornenhaus entstand bereits um 1660 und wurde oft auf Leinwand verewigt. Das markante Rohrdachhaus, das früher illustren Gästen wie Bertolt Brecht und Helene Weigel Unterkunft bot, beherbergt jetzt die Galerie und Werkstatt von Friedemann Löber. Seine Fischlandkeramik - graublaue Gebrauchskeramik mit geritzten Libellen- und Fischmustern - ist über die Region hinaus bekannt und begehrt. „Zur DDR-Zeit standen die Leute Schlange, wenn neue Ware aus dem Brennofen kam“, erinnert sich der Kunsthandwerker. Um sie gerecht und der Reihe nach zu verteilen, wurden Steinchen mit Nummern darauf vergeben. Jeder Besucher bekam höchstens zwei getöpferte Stücke.
Die alten, reetgedeckten Häuser mit den kleinen Fenstern strahlen Gemütlichkeit aus. Die Walmdächer tragen Schneemützen, Eiszapfen hängen wie spitze Lanzen von den Traufen. Der Strand ist weiß überpudert, und in den Dünen glitzern die Eiskristalle im Strandhafer. Schwäne ziehen im Formationsflug über das Wasser.
Der Kirchturm von Wustrow bietet einen weiten Blick über die vom Winterwind gebürstete Halbinsel. Wenn der Bodden zugefroren ist, frönen Eisangler und Eissegler ihrem Hobby. Dann ist dort auch Erntezeit am Bodden, und im vereisten Schilfgürtel wird das Röhricht gemäht. Nachschub für die Reetdächer im Norden Deutschlands.
Deutschlands schönste Halbinsel
Wenn bei Hochwasser und Sturm der Wind aus Südwest bis Nordwest weht und am Darß rüttelt, können am Weststrand innerhalb eines Tages mehrere Meter des niedrigen Steilufers abgetragen werden. Im Norden der Halbinsel wird der Sand wieder angelandet. Der sogenannte Darßer Ort wächst durchschnittlich zehn Meter im Jahr. Nirgendwo sonst an der Ostseeküste vollziehen sich diese Prozesse so dynamisch, in so kurzer Zeit und auf so engem Raum. Das Nationalpark- und Gästezentrum „Darßer Arche“ in Wiek unterrichtet darüber sehr anschaulich.
„ Und schnob der Nordost und jagte mächtige Wellen brüllend an Strand und Dünen, dass diese oft, zur Hälfte fortgespült, senkrecht wie eine Mauer standen, dann war es gar behaglich im eigenen Heim“, notierte Paul Müller-Kaempff. Urlauber indes sind nach einem Spaziergang gut im Ahrenshooper „Café Namenlos“ aufgehoben. In dem traditionsreichen Haus von 1912 bollert der Kachelofen und strahlt Wärme ab. Auch das „Swantewit“ an der Seebrücke von Wustrow ist das richtige Domizil, wenn man sich vom Wind so richtig hat durchpusten lassen.
Im Winter sind Strand und Straßen auf der Halbinsel wie leergefegt, und Dörfer an der Boddenküste wie Wiek oder Born wirken wie gottverlassene Nester. Ganz anders als im Sommer, wenn sich Stoßstange an Stoßstange durch das Nadelöhr zwischen Meer und Bodden wälzt. Deutschlands schönste Halbinsel – so die Werbung des Tourismusverbandes – zählt über vier Millionen Übernachtungen pro Jahr. Hinzu kommen die vielen Tagesgäste, die sich auf den Weg zum Strand machen. Der Zauber der weiten Küstenlandschaft bleibt dem Winter vorbehalten.
Auskunft:
Tourismusverband Fischland-Darß-Zingst, Barther
Str. 31, 18314 Löbnitz,
Tel. 038324/64 00, www.darss.net
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