Volksfeinde

Unter dem provokanten Titel „Volksfeinde“ laden mit Michel Houellebecq und Bernhard-Henri Lévy zwei ungleiche Schriftsteller – oder besser: Medienstars – zum intellektuellen Schlagabtausch.

Ein Duell in Worten, ausgetragen in 28 Briefen, das weit hinter den Erwartungen des Flammarion Verlages zurückgeblieben ist. Die Vorschüsse sollen ernorm und große Teile der Startauflage von über 100.000 Exemplaren in Frankreich bis heute unverkauft geblieben sein; der erhoffte Mediencoup trat nicht ein.

Jetzt liegt die zwischen Januar und Juli 2008 entstandene Korrespondenz in deutscher Übersetzung vor und gibt einen kleinen Einblick in das Denken von zwei der bedeutendsten lebenden französischen Intellektuellen, die ihre öffentliche Position als „Volksfeinde“ verstehen.

Auf der einen Seite schreibt mit Bernhard-Henri Lévy – in Frankreich nach seinen Initialen kurz BHL genannt – ein philosophischer Grandseigneur und jüdischer Weltbürger, auf der anderen mit Michel Houellebecq ein Skandalautor („Elementarteilchen“) und überzeugter Nihilist, der Islammisten und Frauen gleichermaßen zu provozieren versteht.

Doch viel Zündstoff haben die „Volksfeinde“ in ihren Briefen nicht zu bieten, unisono schimpfen sie über das Rampenlicht, in das sie sich allzu gerne stellen.

Houellebecqs Briefe sind fraglos die unterhaltsameren, sie sind sprunghafter und gewähren dem Leser tiefere Einsichten in sein Seelenleben, während BHL zu sehr darum bemüht ist, sich als engagierter Intellektueller zu inszenieren, der jeden Satz mit einem Verweis auf Platon, Pascal oder Voltaire belegen kann.

Und wenn man sich schon zwei Wochen später nicht mehr an den Inhalt der Briefe erinnern kann, so lässt sich zur Entschuldigung Houellebecqs letzter Brief zitieren: „Man vergisst schließlich sogar seine eigenen Bücher, und ich weiß nicht wieso, aber am heutigen Morgen erscheint mir das sehr tröstlich.“

ran@saw

Michel Houellebecq / Bernhard-Henri Lévy: Volksfeinde. DuMont Verlag. ISBN 3832195181. 22,95 Euro.



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