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Bahnen ziehen

"Schwimmen ist das Einzige, was ich richtig gelernt habe“ – dieses (Liebes-) Geständnis steht gewissermaßen am Anfang von Leanne Shaptons faszinierendem Buch „Bahnen ziehen“.

Shapton, eine ehemalige Leistungsschwimmerin, die in den Jahren 1988 und 1992 (vergeblich) an den kanadischen Olympia-Qualifikationsmeisterschaften teilgenommen hat, ist von Kindesbeinen an mit dem Chlorgeruch der Hallenbäder und dem strengen Reglement der Schwimmtrainer vertraut.

Leanne Shapton: Bahnen ziehen

Shapton hat unzählige Stunden im Schwimmbecken verbracht, um ihre Technik und ihre Kondition zu verbessern, doch auch nach dem Ende ihrer aktiven Karriere ist sie dem nassen Element treu geblieben. Bei jeder Reise und bei jedem Urlaub erkundet sie die Hotelpools und öffentlichen Schwimmbäder, von Peter Zumthors berühmter Therme in Vals bis zum Berliner Jugendstilbad. Schwimmen als Lebensstil, Schwimmen als Liebeswahl.

„Bahnen ziehen“ ist nicht nur eine Lektüre für ehemalige Leistungs- und ambitionierte Hobbyschwimmer, es ist ein so ungewöhnliches wie vielschichtiges Buch. „Bahnen ziehen“ ist weder eine Autobiographie noch ein Sachbuch; es besteht aus persönlichen Momentaufnahmen und poetischen Reflexionen, die die Faszination für das Schwimmen ebenso eindringlich schildern wie den Einfluss des Sportes auf einen jungen Menschen, der mit der Stoppuhr ins Bett geht, um die eigene Rekordzeit noch einmal nachzuerleben.

„Bahnen ziehen“ ist ein Erinnerungsbuch, eine Entwicklungsgeschichte zwischen Startblöcken und langweiligen Trainingsfahrten. Das kurze Kapitel "Vierzehn Gerüche" ist so eindringlich, dass es beim Leser unmerklich den Duft von Umkleidekabinen und feuchten, chlorgetränkten Handtüchern ins Gedächtnis ruft.

Wie fast alle guten Schwimmer hat Shapton Angst, im Meer zu schwimmen. Sie liebt den begrenzten überschaubaren Rahmen und das klare Wasser eines Swimmingpools, in dem man sich nicht vor der unendlichen Tiefe und einer imaginären Haigefahr fürchten muss.

Obwohl sie sich längst für eine künstlerische Laufbahn entschieden hat, ist Leanne Shapton eine leidenschaftliche Schwimmerin geblieben, die die Welt durch die Schwimmbrille sieht, selbst wenn sie eine Ausstellung über den Untergang der Titanic besucht.

Ein großes Lob gilt auch der wunderbaren Ausstattung des Buches mit schön illustrierten Fotos von Shaptons Badeanzügen und Bikinis aus zwei Jahrzehnten (jeweils mit Angaben zum Ort des Erwerbs und zu welchem Anlass er getragen wurde) sowie Zeichnungen und Aquarellen von Swimmingpools, in denen Shapton geschwommen ist. „Bahnen ziehen“ ist ein Buch zum Lesen, Blättern und Träumen – auch bestens für Nichtschwimmer geeignet.

Ralf Nestmeyer

Leanne Shapton: Bahnen ziehen, Suhrkamp Verlag, Berlin 2012, 325 S., 18,- Euro




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