Provinzlexikon
Diese Gesinnung hat nichts mit Internet, Plasma TV oder dem Gebrauch des eigenen iPhones zu tun und auch nicht mit der geografischen Provinz, sei sie auf dem Land angesiedelt oder in Schrebergärten, in Ortschaften oder kleinen Städten. Vielmehr geht es um die Gesinnung, um den geistigen Provinzialismus, und welche Schäden, diese Geistesarmut anrichten kann, musste man in den unrühmlichen Vergangenheiten Deutschlands erleben. Wie sehr diese rigide Dumpfheit bis heute die Qualität unserer Kultur herab setzt, beobachtet Henning Ahrens in ruhigen, aber Seziermesser scharfen Darstellungen. Die kommen im Lexika-üblichen Stil daher, als Erklärungen also. Allerdings sind es nicht allein Definitionen, denn das Provinzlexikon ist kein übliches Nachschlagewerk. Vielmehr hat der Autor Erinnerungen eingeflochten, Erlebnisberichte und fiktive Einträge, in Brief- Tagebuch- und Interviewform. Von A (Aas, Aberglaube, Allmende oder Altenheim) über G (Gehorsam, vorauseilender) und F wie beispielsweise Friesenzaun und I wie Intellektueller und Iwan bis Z wie Zwickelwelt und Zylinder – man stellt das Provinzlexikon im Bücherschrank nicht weg, sondern erkennt schon nach den ersten paar Mal des Nachschlagens, dass die bereits vorhandenen Nachschlagewerke um ein besonders originelles Werk bereichert sind. Und das will man nicht mehr missen! usch@saw Henning Ahrens: Provinzlexikon. Knaus Verlag. ISBN 978-3-8135-0324-1. 19,95 Euro. |