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Das Geld der Medici

Wenn wir heute mit Argusaugen auf die Machenschaften des internationalen Bankenwesens blicken und inbrünstig betonen, dass wir keinem der Großkopferten auch nur eine Silbe seiner vollmundigen Erklärungen glauben, dann hat das nicht nur (meist!) einleuchtende Gründe, sondern auch Tradition. Denn tatsächlich schreibt die moderne Bankenwelt schon seit 1397 Geschichte, und die war nicht selten der heutigen ebenbürtig.

Tim Parks: Das Geld der Medici

Allemal begann sie in der Illegalität, denn im klerikalen Italien der damaligen Zeit galt es als Wucher, Geld gegen Zins zu verleihen. Und dass die damalige Rolle Kirche eine omnipotente war, auch das beweisen die Geschichtsbücher.

In ihnen wird auch der Mythos beschrieben, der die Medici Familie bis heute umgibt, und so sehr dieser Ruhm sich bis in ungeahnte Facetten ergeht, so kurz war die Epoche des berühmten Clans – zumindest was ihre finanzpolitische Bedeutung angeht.

Zwar weiß man um die gesellschaftliche Relevanz der Dynastie während dreier Jahrhunderte zu berichten, doch die Banqua de Medici, die zur finanziellen Macht des damaligen Florenz gedeihen sollte, brach schon knapp hundert Jahre nach ihrer Gründung zusammen. Zwar hatten die Päpste ständig Geld gebraucht und auch die legendären Mäzene dieser Epoche hätten eine Kulisse für ihre illegalen Machenschaften vorbei am Zensus der Kirche gerne weiterhin genutzt, doch waren die Herren des Kirchenstaates am Ende mächtiger als der andere Teil der Medici-Familie. Denn waren es nicht ein Kardinal und ein Papst derer von Medici, die das Geldhaus in den Bankrott trieben?

Herrlich! So viel Missgunst und Streit in einer einzigen Familie, die zu all dem auch zweifelhaft rühmen konnte, die historisch wirkungsvollsten Giftmorde und Totschlagungen in ihren eigenen Reihen vollbracht zu haben – neben all den Ehebrüchen und inzestuösen Neigungen! Dio Santo, welch eine Szenerie! Aus diesem bunten Muster hat der Schriftsteller Tim Parks sich Mühe gegeben, lediglich den pragmatischen Teil der Beziehung zwischen Hochkultur und Kreditwesen zu recherchieren. Dass ihm dabei ein Sittengemälde gelungen ist, verdanken wir einerseits seiner mutigen Darstellungsweise, andererseits aber den Medici selbst. Über die man nicht berichten kann, ohne sich ausschweifend ergehen zu müssen.

Wenn das wenigstens doch auch ein Merkmal der heutigen Bankenkultur wäre – dann würde sich das Hingucken hin und wieder lohnen!

usch@saw

Tim Parks: Das Geld der Medici. Goldmann Verlag. ISBN 3442155266. 8,95 Euro

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