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Mama Mutig

Rebecca Lolosoli lebte das Leben einer Privilegierten. Als Lieblingstochter des Samburu Chief der Wamba, die sich mit ihrem Charme mehr Rechte sicherte, als einigen ihrer Brüder gar zustanden. Doch sie missbraucht sie nicht, um zu einer verzogenen Göre heranzuwachsen, stattdessen nutzt sie die Vorzüge, um sich schon sehr früh für die Rechte misshandelter Frauen stark zu machen. Sie erkennt klar, dass es nicht Rechtens sein kann, Frauen zu schlagen und – dass es ebenso wenig zur Natur der Menschen passt, dass Frauen sich schlagen lassen müssen.

Rebecca Lolosoli und Birgit Virnich: Mama Mutig

Doch da die Welt der Samburu bis dato ausschließlich um das Patriarchat dreht, gerät auch Rebecca an einen Ehemann, der sie besitzen will. Was bedeutet, dass er sie auch schlägt, wann immer er Lust und in seinen Augen Anlass dazu hat. Eines Tages ist es wieder so weit: Halb tot geprügelt lässt er Rebecca zurück und doch ist diesmal alles anders. Rebecca nämlich ist es Leid ihr Schicksal hinzunehmen! Also tut sie sich mit anderen Frauen zusammen. Frauen aus dem Norden Kenias, die ebenso wie Rebecca geschlagen und vergewaltigt werden. Die auf der Flucht sind vor der anstehenden Genitalverstümmelung oder vor einer Zwangsehe – schlicht, vor dem traurigen, aber noch immer bestehenden Alltag vieler kenianischer (afrikanischer) Frauen. Darüber hinaus aber haben diese Frauen noch mehr gemein: Die Vision von einem anderen, gewaltlosen, friedlichen Leben, auf eigenem Land, ohne Misshandlungen, ohne Männer – in Umoja, in Einheit.

Heute leben mehr als vierzig Frauen und Kinder in Umoja, und es sind die Frauen, die das Leben im ersten Frauendorf Kenias organisieren – mit einer egalen Verteilung von Rechten und Aufgaben. Dass sie damit gegen die bestehenden Konventionen der Samburu verstoßen, wird ihnen immer wieder klar gemacht: Von unbeschreiblich brutalen und im Detail immer widerlicheren Angriffen aller möglichen Männer – nicht nur der Samburu! Denn so sehr das Dorf Umoja den Frauen, die darin leben, ihre Freiheit gibt und erhält, so sehr verändert sein Bestand die traditionelle Gesellschaft der Samburu und der anderen Stämme der Region. Ganz zu schweigen davon, dass die Kunde von Umoja ihren Weg überall hin schafft – am guten Ende zum Wohl der Frauen.

Der Kampf darum ist ein wirklicher, auch Rebecca Lolosoli musste schon aus Umoja fliehen, um den Fortbestand des Dorfes nicht zu gefährden. Die Monate im „Exil“ verbrachte sie in den Slums von Nairobi und man kann das Buch nicht lesen, ohne dass einem die sehnsuchtsvollen Beschreibungen Rebeccas von ihrer Heimat im Norden unter die Haut gehen. Man ahnt, dass eine Frau, die zu solchen Emotionen fähig ist, Berge versetzt – well done: Mama Mutig!

Und well done Birgit Virnich, die uns diese wunderbare Frau in den richtigen Worten nahe bringt!

usch@saw

Rebecca Lolosoli und Birgit Virnich: Mama Mutig. Südwest Verlag. ISBN: 978-3-517-08713-9. 17,99 Euro.

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