Die Erfindung von Paris – Kein Schritt vergebens Wie mit einem Skalpell seziert er Schicht für Schicht die sich wandelnde Topographie und zeigt auf, wie Paris gewachsen ist, wie es zerstört wurde und sich auch heute noch Tag für Tag verändert. Hazan versteht es dabei geschickt, die Pariser Stadtgeschichte topographisch zu verorten, den Geist eines Stadtviertels zu erfassen und seine Eigentümlichkeiten zu beschreiben. Er lotet die jeweilige Mentalität aus, sucht nach den "Ideen, die Paris geprägt haben" und garniert seine Ausführungen mit vielen Zitaten. Er führt den Leser durch die Quartiers und Faubourgs bis hin zu den einstigen Dörfern wie Montmartre oder Belleville, zeigt auf, wo die imaginären Grenzen der einzelnen Viertel liegen und erklärt, warum sich das Flair gewandelt hat. Eric Hazan, der als Chirurg gearbeitet hat, bevor er sich in die Familientradition stellte und den Kunstbuchverlag seiner Eltern übernahm, hat sein Buch dreigeteilt. Neben dem ersten Teil, der mehr als die Hälfte des Buches ausmacht und sich in Rundwegen durch die Stadt bewegt, beschreibt Hazan im zweiten Teil das Paris als Stadt der Revolutionen und Aufstände: "Zwei Dinge wurden in Paris erfunden, die noch eine große Zukunft haben sollten: die rote Fahne auf Seiten der Aufständischen und Kanonen auf Seiten der Ordnungskräfte." Zum Abschluss lässt er dann noch einmal die Flaneure, allen voran Baudelaire und Walter Benjamin, ausführlich zu Wort kommen. Ein faszinierendes Werk, dem viele Leser zu wünschen sind. Nur ein kleiner Wermutstropfen bleibt: Das Buch besitzt zwar ein umfangreiches Personenregister, doch leider hat der Verlag darauf verzichtet, ihm ein Straßenregister mitzugeben. ran@saw Eric Hazan: Die Erfindung von Paris – Kein Schritt vergebens. Aus dem Französischen von Michael Müller und Karin Uttendörfer. Ammann Verlag 2006. ISBN-10: 325010485X. 39,90 Euro. |