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Vita

VitaWenn im Wahlkampf der amerikanischen Republikaner 2004 ein ex-österreichischer Bodybuilder-Schauspieler-Gouverneur auftritt und mit verklärtem Blick die Vorzüge der USA als Einwandererland preist, in dem er, als unbemittelter und so ganz und gar heimatloser Burschi die Chance hatte, einen Traum zu leben, sprich „Arnie Swarzenegger“ zu werden, „Ein Traum, den mir nur dieses wunderbare Land realisieren konnte“, dann stockt einem zwar der Atem ob solch oberflächlicher und ignoranter Darstellung, man weiß aber auch, dass diese Imagination in noch vielen vielen Köpfen umher spukt. Als historischer Tatbestand ebenso, wie als Zukunftsaussicht.

Unbenommen, es gibt sie, die wahre Geschichte vom Tellerwäscher, der zum Hotelmagnaten avancierte, aber es gibt zahllose andere Storys, mit einem extrem anderen Ausgang.

So auch für die 9-jährigen Vita und den 12-jährigen Diamante, die 1903 auf Ellis Island an Land gehen, um bei Vitas Vater in Little Italy, einem Stadtteil von New York ein neues Leben anzufangen – fern dem ärmlichen Elend des süditalienischen Heimatdorfes. Doch sind die Verhältnisse in der neuen Heimat noch schlimmer, als alles, was die beiden Kinder je erlebt haben. Zwar lebt der Vater seine patriarchalischen Attitüden exzessiv aus, doch selbst seinen Nächsten lässt er kaum Raum zum Leben. So muss seine amerikanische Frau Lena wie eine Sklavin schuften, und seine Tochter und Diamante pfercht er in einer winzigen Pension mit Dutzenden von Tagelöhnern zusammen.

Aus dieser Not müssen Vita und Diamante jede erdenkliche Arbeit annehmen: als Tellerwäscherin, als Kussverkäuferin, als Lumpensammler, als Wasserträger – kein Job ist zu mies, als dass die mittlerweile fast schon erwachsenen Auswanderer sich nicht damit durchschlagen. So lernen sie das Leben aus dem untersten Betrachtungswinkel kennen, aber auch die neue Sprache, den Rhythmus des amerikanischen Zeitgeistes. Und sie erkennen mit einem Mal, dass sie sich lieben. Für Diamante allerdings ist das nicht genug, er kehrt nach Italien zurück. Vita bleibt in den USA und heiratet jemand anderen.

Diese Geschichte ist nur eine von zahllosen, die im gleichen Tenor gelebt, erduldet werden mussten. Dass sie ans Tageslicht kam und als Zeugnis gilt für die andere, die realistischere Seite des „amerikanischen Traumes“, verdanken wir der Enkelin Diamantes.

Mit großer epischer Kraft und eleganter Leichtigkeit erzählt Melania G. Mazzucco die Geschichte des Traumes vom besseren Leben, der sich als Seifenblase im Nichts auflöst.

ula@saw

Melania G. Mazzucco: Vita. btb. ISBN 3442734924. 10,00 Euro.

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