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Stille Wasser

Als zu Weihnachten 1985 die Leiche des 16-jährigen Robert im nahen Teich gefunden wird, ist das Zusammenleben seiner Eltern innerlich schon lange zerbrochen. Die Erschütterungen seines sinnlosen frühen Todes jedoch zeigen sich wie die Wellen, die ein Stein im Wasser verursacht, in kleinen, feinen Gesten, in Kreisen, die der Autor gekonnt um das Umfeld des Toten zu ziehen weiß.

Stille Wasser

Da wäre zum Einen Roberts eigener Kampf um eine Identität, die dem Vater ein Grauen ist und an der die Beziehung der Eltern untereinander schier zugrunde geht. Roberts präsentiert die Sicht des konventionellen Vaters, der von seiner traditionellen Erziehung und der dominanten Mutter völlig vereinnahmt wird und um seine Liebe entgegen alle erzieherischen Ideale kämpfen muss, die Verzweiflung seiner Ehefrau, die in erster Ehe ein Glück erlebte, dem sie bewusst oder unbewusst ihr Leben lang hinterhertrauert und dessen Esprit und Lebendigkeit sie in ihrem Sohn wiederzubeleben versucht, die frühreifen Annäherungsversuche der Mitschülerin Joanna, die ohne es zu ahnen eine Rivalität zwischen zwei völlig ungleichen Jugendlichen schürt, familiäre Abgründe und kleine Verzweiflungstaten, erstickte Gefühle und winzige Gesten mit enormer Ausdrucksstärke.

Der Leser sieht das Unglück förmlich auf sich zurollen und kann es doch nicht abwenden. Und über allem liegt die scheinbare Stille, die es nicht zulässt, dass einer der Dominosteine frühzeitig aus dem Spiel genommen werden könnte. Nur eine Komponente weniger und Roberts Tod wäre vielleicht vermeidbar gewesen. So aber bleibt eine Ohnmacht, die der Autor in erstaunlicher Weise in Szene zu setzen weiß. Wer ist nun verantwortlich, was ist Schicksal oder Zufall?

Im Laufe des Romans wird es immer schwieriger, stereotype und schnelle Antworten zu finden. Still sind diese Waser – und schauderhaft tief!

hf@saw

Bethan Roberts: Stille Wasser. Kunstmann-Verlag. ISBN 978-3888975141. 19,90 Euro.

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