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Die Nadel im Heuhaufen

Es geschieht in Hohenberg bei Schwäbisch-Hall und weil der tödlich verunglückte Bauer Huber eigentlich seine Lebensversicherung umschreiben lassen wollte, findet Ermittler Dieter Dillinger den stattdessen aber Abgelebten. Das ist tragisch, wenngleich das im direkten Umfeld des Bauern nicht so aufgefasst wird. Das wiederum erscheint Dillinger merkwürdig, er, der sich im besten Alter, gut aussehend, witzig, geistreich und charmant wahr nimmt und der an den verschiedenen Orten seines Handelns immer in der passenden Kleidung auftritt: Mal im Cashmere Rolli, kombiniert mit Boss-Jeans und der hellbraunen Lederjacke von Versace, andernorts in sportlich-rustikalem Outfit. Dillinger ist The Man und so dargestellt ist die Figur ein Abbild von allen Versicherungsvertretern, die man im Laufe des Lebens schon kennen lernen musste. Versicherungsvertreter, Versicherungsermittler – ja, das ist Dillinger!

Die Nadel im Heuhaufen

Zudem geschieht es nun, dass die Geschichte um Dieter Dillinger und die von ihm zu ermittelnde Lebensunbill in Schwäbisch-Hall und seiner ländlichen Umgebung statt findet. Da, wo die Landstriche auch von winzigen Ortschaften besiedelt sind, wo die Menschen die anderen genauer kennen als sie sich selbst wahrnehmen wollen und wo Mord, Totschlag und außereheliche Beziehungen nicht in die Weltbilder passen. Oder doch? Oder erst Recht?

Da ist einerseits die Handlung des Buches, die sich gleich um ein Bündel von Geheimnissen dreht: Was war in der Bauernfamilie wirklich los? Was ist mit diesem Bauunternehmer Deyhle, der im großen Stil Ackerland aufkaufte – nicht nur bei Hubers? Auf wen wollte Huber seine Lebensversicherung umschreiben? Und was sind das alles für Dorfintrigen, die unaufhaltsam ans Tageslicht drängen? Andererseits ist es dem Autor gelungen, Bilder der Szenerien so zu zeichnen, dass man sie mühelos auf alle ländlichen Regionen dieses Kulturkreises implizieren kann. Denn das, was sich in Hohenberg tut, kennt man schon von Begebenheiten aus Garrel, aus Bad Sooden-Allendorf, aus Hürth, aus Bonn-Tannenbusch, aus Germering oder auch aus einer Wohnsiedlung in Bremen-Neustadt.

Der Abfolge des Geschehens folgt man als Leser mit dem größten Vergnügen, denn dieser Dillinger ist neben seinem Habitus als Versicherungsermittler ein gewitzter charmanter Bursche, ein schwäbischer Don Johnson. Er ist tatsächlich charmant, er ist kühn, er ist witzig, er ist einfühlsam, alles unter der Makulatur des Designerklamotten-Fuzzis im zitronengelben Porsche – er ist hinreißend. Und so hegen wir die hoffentlich berechtigte Hoffnung, dass der nächste Dillinger nicht lange auf sich warten lässt!

usch@saw

Rudi Kost: Die Nadel im Heuhaufen. Ein Hohenlohe-Krimi. Piper Verlag. ISBN 9 83492 250405. 8,95 Euro.

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