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Ed King

Als sich der Versicherungsmathematiker Walter Cousins den Reizen seines vermeintlich 18-jährigen Au-Pair-Mädchens Diane nicht entziehen kann, nimmt die verhängnisvolle Geschichte ihren Lauf. Diane wird schwanger, verschwindet und setzt das neugeborene Kind aus, vergisst dabei aber nicht, Walter mit Unterhaltszahlungen zu erpressen.

Während sich Diana mehr schlecht als recht durchs Leben schlägt und sich zwischenzeitlich auch als Call Girl verdingt, hat ihr auf den Stufen eines Hauses zurückgelassener Junge mehr Glück, denn er wird von der wohlhabenden Familie King adoptiert.

David Guterson: Ed King

Ed King, bei dessen fiktiver Biografie Steve Jobs Pate gestanden hat, weiß nichts von seiner Adoption. Zusammen mit seinem Bruder Simon erlebt er eine glückliche Kindheit, doch in seiner wilden Jugend schlägt er wiederholt über die Stränge. Einmal provoziert und nötigt er einen anderen Autofahrer so sehr, dass dieser von der Fahrbahn abkommt, sich mehrmals überschlägt und dabei ums Leben kommt.

Dass es sich bei dem Toten um Walter Cousins handelt, kann man sich denken, denn der Klappentext des Buches macht kein Geheimnis daraus, dass David Guterson in seinem Roman „Ed King“ das antike Drama „König Ödipus“ in das 21. Jahrhundert übertragen hat.

Seit seinem Bestseller „Schnee, der auf Zedern fällt" gehört Guterson zu den in Deutschland bekanntesten amerikanischen Schriftstellern. Mit seinem fünften Roman hat er sich nun eines großen Themas angenommen, zu dessen Aufklärung kein Orakel, aber die moderne Kommunikations- und Informationstechnologie beiträgt.

Der mathematisch hochbegabte Ed King macht im Computerzeitalter Karriere, indem er in der elterlichen Garage mit Pythia eine Suchmaschine erfindet, die ihn zum Milliardär macht. Da sich Ed King seit einer Affäre mit seiner Lehrerin von älteren Frauen angezogen fühlt, landet er irgendwann natürlich mit der 15 Jahre älteren Diana nicht nur im Bett, sondern verliebt sich und heiratet sie.

Als Ed King durch Zufall herausfindet, dass er und sein „Bruder“ nicht die selben Eltern haben können, macht er sich auf die Suche nach seiner Herkunft. Der sprechenden Suchmaschine gelingt es schließlich, das Geheimnis von Ed Kings wahren Eltern zu lüften und des Dramas letzter Teil beginnt.

Obwohl Guterson lange Zeit den Spannungsbogen hochhält und das Gefühlsgestrüpp aus Begierde, Wollust, Schuld und Sühne geschickt variiert, hält sich die Begeisterung beim Lesen dennoch in Grenzen.

Dies liegt aber nicht daran, dass dem Autor 2011 der „Bad Sex in Fiction Award“ für die schlechte literarische Beschreibung einer Sexszene verliehen wurde. Sexszenen gibt es sowieso selten, dafür stolpert man hin und wieder über ein paar überflüssige Passagen, die ein umsichtiger Lektor hätte streichen können, so beispielsweise die kurze Episode mit einem Dackel, der zwar im weiteren Roman keine Rolle spielt, der aber, weil „Dackel deutsch sind“, auf den Namen „Adolf“ getauft wird.

Wer sich für eine moderne Adaption des Ödipus-Dramas interessiert, dem sei daher immer noch Max Frisch „Homo Faber“ als Lektüre empfohlen.

Ralf Nestmeyer

David Guterson: Ed King. Hoffman und Campe Verlag, Hamburg 2012, 383 S., 22,99 Euro



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