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Gott bewahre

Gott ist so was von wütend: Da ist er nur mal ein paar Tage zum Fischen weg gewesen und kaum wieder zurück in seinen himmlischen Gefilden, stapeln sich die Schreckensmeldungen von dem, was sich in der Zwischenzeit auf der Erde abgespielt hat zu Hauf auf seinem himmlischen Schreibtisch und verstopfen seine Mailbox. Kriege überall (ein Tag im Himmel entspricht 57 Erdenjahren), die Umwelt am Arsch, Kirchenoberhäupter, die sich für Gott halten, Hassprediger, Kapitalismus, Hedgefonds und Ausbeutung wo man hinguckt; Junkies, Obdachlose und Politiker, die jeden Aufstand gegen ihre korrupten und menschenverachtenden Systeme mit brutaler Gewalt im Keim ersticken.

John Niven: Gott bewahre

Und was tut man an höchster Stelle dagegen? Gott kriegt Atemnot beim Betrachten seiner himmlischen Entourage: Da ist Jesus, sein Sohn, der sich im Stadium des permanenten Bekifftseins mit Jimi Hendrix auf einer Wolke lümmelt, immer und immer wieder dessen geniale Riffs übend. Da sind die zwölf Apostel, die statt zu beraten, nur noch labern. Da ist Mohamed, dem seine Straßenkreuzer zum rum-cruisen wichtiger sind, als das Fundamentalistenpack, das in seinem Namen meuchelnd und mordend auf der Erde unterwegs ist. Und selbst der Teufel ist irgendwie ausgelutscht – wahrscheinlich von der Ziege, mit der er das höllische Bett teilt.

Was bleibt Gott demnach, als sich den desaströsen Zuständen selbst anzunehmen? Also zeigt seinen Vasallen unmissverständlich, wo die Harke hängt und jagt sie fortan von einem meeting zum nächsten. Was ihm auch nichts weltbewegend Neues bringt, außer der Erkenntnis, dass alles noch mal von vorne anfangen muss – so circa 30 Jahre nach Null.

Zugegeben, der Protagonist für dieses Unterfangen sträubt sich zunächst, doch am Ende siegt der gute Mensch in Jesus Christus und schwupp ist er wiedergeboren, wieder auf der Erde und mit seinen 31 Jahren ein verdammt guter Musiker. Einer, der die Riffs von Jimi Hendrix – sie wissen schon.

Mit diesem Talent landet er in der Casting Show von American Pop Star und was dann geschieht, wird so rasend komisch, so prall und bunt, so irrwitzig beschrieben, dass man den Lachtränen nicht mehr Herr wird.

Okay, am Anfang muss man sich vielleicht an das ständige und keineswegs zimperliche Fluchen aller Beteiligten gewöhnen, doch überwiegt der Spaß an den mitreißend dargestellten Szenen und einer Story, von der man bis dato nicht wusste, dass man sie im Genre der Kult-Literatur vermisst hatte.

usch@saw

John Niven: Gott bewahre. Wilhelm Heyne Verlag München. ISBN 978-3-453-67597-1. 19,99 Euro.



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