Berlin
in 24 Stunden
Natürlich muss man sich in Berlin auskennen, um zu wissen, dass
man mit den BVG - Bussen der Linien 100 und 200 eine preiswerte Stadtrundfahrt
durch die Mitte der Stadt unternehmen kann. Denen aber, die in den
Markt der Toptipps, unsere Hauptstadt betreffend, noch nicht eingedrungen
sind oder – was ja auch möglich ist – Berlin noch
nicht kennen, denen sei in jedem Fall „Berlin in 24 Stunden“ empfohlen,
denn irgendwann kommt keiner an der Spree-Kapitale vorbei. Und das
ist gut so, das erfährt man schon bei der Lektüre dieses
Buches.
Natürlich sind Zweifel darob erlaubt, ob man während eines
24-Stunden Aufenthaltes Berlin wirklich kennen lernen kann. Und sie
können mit einem klaren „Natürlich reichen ein Tag
und eine Nacht nicht für Berlin!“ beantwortet werden. Doch
erhebt das Buch den Anspruch, einen kompletten Reiseführer darzustellen
mitnichten, regt vielmehr an, sich auch einmal im Bus durch die Hauptstadt
kurven zu lassen und nennt damit nur ein Beispiel der Berlin-Aktivitäten.
Begonnen wird die Tour am Bahnhof Zoo, der durch den Film „Christiane
F: Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ zum Begriff wurde. Nächste
Station sind der Zoo und das Aquarium mit seinen mehr als 10 000 Tieren.
Hier verrät der Autor Rainer Elwers dem Leser auch das Highlight
des Aquarium-Besuches: der Nervenkitzel in der Krokodil-Halle, in der
die Besucher von einer Brücke aus auf die furchteinflössenden
Echsen schauen. Auch den Breidtscheidplatz mit der Gedächtniskirche
und dem „Wasserklops“, so nennen die Berliner mit frecher
Schnauze den Weltkugelbrunnen, das Botschaftsviertel und das Bauhaus-Achiv
liegen links und rechts der Busstrecken.
Zu
den weiteren, ausführlich
vorgestellten Sehenswürdigkeiten
gehören der Tiergarten, die Siegessäule, das Schloss Bellevue,
das Museum für Kommunikation, das Reichstagsgebäude, das
Brandenburger Tor, die Deutsche Staatsoper, das Deutsche Historische
Museum im Zeughaus, das UNESCO-Welterbe Museumsinsel mit dem Alten
Museum, dem Pergamonmuseum und der Nationalgalerie sowie der Berliner
Dom. Auch das Staatsratsgebäude und die Hülle des Palastes
der Republik erreicht man mit den Bussen 100 und 200 bequem.
Abbildungen
der wichtigen Sehenswürdigkeiten und Kartenausschnitte,
die die „Muss-man-gesehen-haben“ entlang der Strecken
zeigen, sind eine wichtige Orientierungshilfe für den Leser,
der mit diesem Buch durch Berlin reist. Unverständlich bleibt,
warum der Verlag sich dafür entschieden hat, auf 20 Seiten eine
Tour mit der S-Bahn von Ost nach West in den vorliegenden Reiseführer
einzubinden. Diese Auswahl ist allzu beliebig. Schließlich
hätte man
sich auch für eine Fahrt mit der durch das Grips-Theater bekannt
gewordenen U-Bahn Linie 1 vorstellen oder die Dahlemer Museumslandschaft
erwähnen können, die gleichfalls mit Bus und U-Bahn erreichbar
ist. Und vielleicht wirkt der Stilbruch an einigen Stellen etwas
störend,
da Elwers sich manchmal nicht entscheiden kann: Stelle ich die Sehenswürdigkeiten
sachlich dar oder bleibe ich bei ironisch-kommentierenden Einschüben?
Doch: „Wat denn?“, wie der Berliner sagt, die
Idee des Buches ist witzig und innovativ, die Umsetzung gelungen.
Reiner
Elwers: Berlin in 24 Stunden (Linie 100 + 200), L&H Verlag,
Hamburg 2003, ISBN 3-928119-80-X, 5,90 Euro.
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