Der Untertitel lautet: Fahr hin & werd glücklich. Nun ja, „Lieblingsorte“ und „111 Orte in … , die man gesehen haben muss“gibt es in der deutschen Verlagslandschaft als Reisebuchreihen schon. Also, wie findet man dann einen zündenden Reihentitel? Und sucht nicht jeder das Glück, nicht nur im Märchen wie „Hans im Glück“? Doch was ist eigentlich Glück im Kontext eines Besuchs von Antwerpen? Das erläutert Thomas Klein an keiner Stelle seiner Veröffentlichung. Im Vorwort spricht er hingegen von den Facetten Antwerpens, und das Vielfältige stellt er Autor uns ohne Frage vor, ob Kulinarisches oder Architektonische, ob Kunst. Mode oder Kneipe. Und als wolle er der Buchreihe genügen, betont der Autor in verschiedenen Kapitel - 80 Glücksorte wurden zusammengetragen -, dass man hier und da sicher sein Glücksort finden kann. Das gilt, so der Autor, fürs Restarant am Strom ebenso wie fürs Theaterviertel. Unter dem Stichwort „Glücksort Gaumen“ stellt er das Frites Atelier vor. Hier gibt es nicht nur Frietjes met Stoofvlees. Und dieser Restauranttipp ist nicht der einzige Antwerpener Gaumenschmaus, den uns Thomas Klein ans Herz legt. Man denke auch an Hoffy’s, eine Institution koscherer Küche. Und die besteht, so ist zu erfahren, nicht allein aus gefilte Fisch, sondern auch aus gebratenen Hühnchenkeulen mit Aprikosen. Im Kapitel „Bar statt Altar“ erfahren wir, dass die Scheldestadt 17 Gourmettempel besitzt. Also, beim Schlemmen sollte doch das Glück zu finden sein, oder?

Was wäre Belgien ohne Bier und was Antwerpen ohne stilvolle Cafes und urige Kneipen, ob nun Het Elfte Gebod mit einer Dekoration aus Heiligen- und Marienfiguren sowie Apostels Rippchen mit einem Abteibier oder das Grand Cafe Horta im Jugendstil-Design und mit gepflegter Küche. Mehr zum Kulinarischen verrät uns der Autor leider nicht. Und auch die älteste Kneipe der Stadt, das Quinten Matsijs mit seiner 450-jähriger Geschichte, wird vorgestellt. Übrigens die Welt der Craftbiere kann man, so Thomas Klein, im Billie’s entdecken. Also, wer belgischen Gerstensaft schätzt, der mache sich dorthin ebenso auf wie zum De Koninck, um ein Bolletje zu verkosten.
Ja, Hinweise auf Rubens und die flämischen Meister – u. .a in der Sint-Pauluskerk – fehlen in der aktuellen Veröffentlichung ebenso wenig wie auf das Museum aan Stroom und das Königliche Museum der Schönen Künste oder die Sammlung europäischer Bildhauerkunst aus den letzten Jahrzehnten im Park Middelheim. Kaum einer kennt wohl die grüne Lunge der Stadt am Linkeoever. Leider wurde diese grüne Lunge fotografisch nicht eingefangen. Statt dessen muss der Leser mit dem Blick auf das Museum aan Stroom und umgebende Architektur Vorlieb nehmen. Und das steht im Gegensatz zu einer „grünen Perle“ im Stadtraum, dem Botanischen Garten. Ein wenig verwunschen sieht dieser Garten aus, wirft man einen Blick auf die entsprechende Abbildung. Und nahe der grünen Oase kann man im Maagdenhaus in die Welt von Jordaens, Rubens und van Dyck eintauchen.
Dass Antwerpen auch Modestadt ist und das Fashion-Zentrum in der Nationalstraat zu finden ist, verschweigt der Autor ebenso wenig wie einige Shopping-Tipps, so für Vintage-Mode bei Rosier 41 oder ein Bummel über den Meir.
Wenn man sich von dem Begriff „Glücksorte“ frei macht, dann findet man bei Thomas Klein für seinen nächsten Besuch in der Scheldestadt vielerlei Anregungen. Ob man dabei 80 Glücksorte wirklich besucht oder nicht, entscheidet man dann je nach Interesse selbst. Und das ist angesichts eines Konzepts von thematischen Kapiteln jenseits klassischer Reiseführer mit Rundgängen kein Problem.
© Ferdinand Dupuis-Panther
Thomas Klein. Glücksorte in Antwerpen, Droste-Verlag, Paperback 168 Seiten. ISBN 978-3-7700-2628-9, Preis 16 Euro
Buchbesprechungen im Überblick