Eine literarische LandpartieDas bayerische Voralpengebiet lockt seit jeher Künstler jeglicher Provenienz an. Manche kamen (und kommen) als Besucher, von denen wiederum einige länger oder für immer bleiben, und manche stammen von hier und blieben eben. Die Maler des Blauen Reiter sind nur die Berühmtesten. Da machten Journalisten sich nun auf die Suche nach den Spuren von Schriftstellern, die Land und Leute vor den Alpen besonders schätzten. Einige besaßen eher regionale Bedeutung, wie Oskar Maria Graf, der vom Starnberger See stammt, Bernd Schroeder, der nach der Flucht aus dem heutigen Tschechien eine neue Heimat fand und wieder verlor, da, wo sich jetzt der Münchner Flughafen ausbreitet. Oder Lena Christ, die in ihrem kurzen Leben in beständigem Konflikt mit ihrer bäuerlichen Heimat südlich von München stand, die sich ja keineswegs immer nur liberal gebärdet. In dem schmalen
Sammelbändchen, das die Wege der Literaten verfolgt,
gibt es Hinweise auf die zahlreichen Gasthäuser, in denen der
Schriftsteller Ludwig Thoma in Dachau verkehrte und in denen bis
heute eine typisch bayerische Atmosphäre erhalten blieb. Und
natürlich
wird auch die Geschichte mit der toten Sau erzählt. Wer alle
diese Namen nicht kennt, wird vielleicht bei Thomas Mann aufmerken,
der erstmals
1907 an den Starnberger See kam und sich 1919 das Haus Villino kaufte,
wo er den Sommer über etwa am „Zauberberg“ arbeitete.
Ebenfalls erhalten ist ein Tagebuch über seine Wanderungen und
Bootsfahrten von Feldafing aus, und „Villino“ ist heute
ein literarisches Museum, das besichtigt werden kann. Wer also in Deutschlands beliebtestes Urlaubsgebiet kommt (oder dort wohnt) sollte den literarischen Spurensucher für ein paar schöne Ausflüge nutzen. In jedem Kapitel gibt es Hinweise auf Wander- oder Radfahrwege und natürlich auf ein Gasthaus mit guter bayerischer oder internationaler Küche. fjk@saw Christian
Krügel (Hg.), Landpartie literarisch, München: P. Kirchheim
Verlag 2003, 109 S., 9,90 Euro. |