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Unterwegs mit Buddha

Vor rund 2500 Jahren wurde in Lumbini im heutigen Nepal ein Knabe geboren, der als junger Mann ausziehen sollte, sich selbst und einen Weg zur Erlösung vieler Menschen von ihrem Leid zu finden: Siddharta Gautama, der Sohn eines Fürsten aus der Kriegerkaste, der später als der Buddha bekannt wurde. Nachdem er seinen eigenen Weg gefunden hatte, predigte er, ohne zu missionieren, jenen, die ihn anhören wollten, gründete eine Gemeinschaft von Schülern und Mönchen, bevor er hochbetagt starb, oder, als Buddha, ins Nirwana einging, verwehte.

Sind im heutigen Indien auch Buddhas Spuren verweht? Einige der Herrscher im Norden, in der Ebene des Ganges und an den Abhängen des Himalaja, übernahmen noch zu Buddhas Lebzeiten und in den Jahrhunderten danach seine Lehre, Kaiser Ashoka (ca. 299–232 v.u.Z.) verbreitete den sich schon in verschiedene Schulen aufspaltenden Buddhismus in weiten Regionen Asiens, vor allem in Sri Lanka, von wo aus die ursprünglichere Theravada-Richtung ihren maßgeblichen Einfluss in Südostasien erlangte. Die Mahayana-Richtung mit ihrer einfacheren Erlösung durch Bodhisattvas für alle verbreitete sich in China, Korea, Japan, dem Himalaja und Vietnam. In Indien setzte sich der Buddhismus jedoch nie richtig durch, die vielen Götter des Hinduismus, das Kastenwesen, zeitweise auch der Islam, standen dem immer entgegen. Nach der Unabhängigkeit Indiens 1947 gab es durch Dr. Bhimrao Ambedkar, einen der Mitautoren der Verfassung, noch einmal eine Belebung, doch auch die blieb, wie so vieles in Indien, in den Anfängen stecken.

Rüdiger Siebert, der ehemalige Leiter des indonesischen Programms von Deutsche Welle Radio, hat sich auf den Weg gemacht, die verbliebenen Spuren des Buddhas und des Buddhismus an den Ursprüngen aufzuspüren. Es ist ein sehr persönliches Buch geworden, das bei einer derart mit Bedeutung geladenen Reise auch einiges über den Autor berichtet, über sein Verhältnis zum Reisen und zu Religionen. Darüber hinaus ging er auf die Suche nach der Person des Buddhas, dem Menschen hinter all den bunten Bildern, den gewaltigen Tempeln und Stupas, den frommen Legenden.

Viel war in Lumbini, Buddhas Geburtsort, in Kapilavastu, seines Vaters Hauptstadt, wo auch immer sie gelegen haben mag, in Bodhgaya, dem Ort von Buddhas Erwachen, in Sarnath, wo er das Rad der Lehre in Gang setzte, an den Orten der frühen Klöster, selbst in Kushinagar, wo er 483 v.u.Z. starb, nicht mehr zu finden. Ein paar Ruinen, ein paar unterbelichtete Museen, ein paar kitschige Tempel. Aber immerhin auch einige wenige interessierte Mönche und Laien, erstere meist aus anderen Ländern. Doch Siebert weiß die Geschichten aus Buddhas Leben und aus der Entwicklung des Buddhismus zu erzählen. Kein Reiseführer also, sondern ein Buch, das die Gedanken auf Reisen schickt.

Der Autor macht die Widersprüche und Gegensätze einer 2500 Jahre alten Lehre in unserer heutigen Zeit sichtbar, die sich nur noch auf eine kurzsichtige ökonomische Verwendbarkeit zu konzentrieren scheint. Er beschreibt die buddhistischen Spendenkonten statt der Almosenbehälter und den Plastikkitsch an den Tempeln. Aber auch die Menschen, von der westlichen Frau in der Midlife-Crises mit starrem Blick nach Osten über die Mönche, die damals wie heute auch nur Menschen oder gar nur Männer sind, bis zu den scheinheiligen heutigen Gurus dort wie hier. Die gelegentlichen Vergleiche mit dem Christentum und dem Hinduismus sind durchaus erhellend.
Es wird deutlich, dass der Buddhismus im heutigen Indien keine Chance hat. Er verlangt ein selbstbestimmtes Individuum in einer toleranten Umgebung. Davon ist in einem Land, das unter enormem ökonomischem und demographischem Druck steht, wenig zu spüren. Auch als Emanzipationsbewegung für die Armen, wie Ambedkar es gesehen hat, taugt das philosophische Gedankengebäude des Buddhas genauso wenig wie die oft simple Religion, die daraus gemacht wurde. Die Spuren des Buddhas sind in Indien verweht.

fjk@saw

Rüdiger Siebert: Unterwegs mit Buddha: Eine Spurensuche in Indien und Nepal. Bad Honnef: Horlemann 2004, ISBN: 3-89502-176-8, 238 Seiten, 14,90 Euro.

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