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BERLIN. Kunst und Architektur. Art and Architecture

Das Foto strahlte Symbolkraft nur so aus: Angela Merkel beim Anblick der Büste der Nofretete – welch eine ausdrucksstarke Brücke über mehr als 2000 Jahre Zeitgeschichte hinweg!

Das Bild kam zustande bei der Wiedereröffnung des Neuen Museum auf der Museumsinsel, bei einer der vorerst letzten Events dieser Art, denn wenn man das Gesamtkunstwerk Berlin heute, 2009, betrachtet, dann ist es nahezu komplett.

Natürlich nur, was die Kunsthistorik der Stadt angeht, die Moderne erfindet sich ständig neu. Abseits der Museumspaläste, aber nicht in deren Schatten. Doch beginnen wir am Anfang, im Bildband leitet die Nofretete das Staunen ein. Für das Verständnis des Stadtbildes gilt es anzumerken, dass Berlin im Laufe seiner beinah 800 jährigen Geschichte, schon mehrfach Hauptstadt war. Die des Markgrafentums und Kurfürstentums Brandenburg, des Königreichs Preußen und des Deutschen Reiches. Und von 1961 bis zum Fall der Mauer fiel dem Ostteil der Spreestadt die zweifelhafte Ehre zu, Hauptstadt der DDR zu sein. 1990 dann bekam Deutschland mit Berlin seine neue, rechtmäßige und zuständige Hauptstadt (zurück).

So weit die Politik, doch mehr noch als diese Turbulenzen hinterließen die kulturellen Ausrichtungen und Vorlieben der diversen Epochen deutliche Spuren in der Szenerie Berlins – womit wir zurück sind bei der Kunst und der Vielzahl der Berliner Museen. Schon 1841 wurde der nördliche Teil der Spreeinsel per königlichem Dekret zur Museumsinsel, dem „der Kunst und der Altertumswissenschaft geweihten Bezirk“ erklärt. Peau á peau entstanden dort das Alte Museum, das Neue Museum, die Alte Nationalgalerie, das heutige Bode Museum und das Pergamonmuseum. Hier wird der Bedeutung der Antike alle Ehre erweisen, international gerühmt und wegen dieses Ranges und Formats seit 1999 ein Teil des UNESCO Weltkulturerbes.

Natürlich ist damit nur ein Teil der Berliner Museumslandschaft benannt, denn immerhin nennt die Stadt 175 Museen ihr Eigen, wie das Naturkundemuseum, das DTMB, die Gemäldegalerie und die Neue Nationalgalerie, das Bauhaus Archiv oder das Jüdische, Museum, das Jagdschloss Grunewald, das Museumszentrum in Dahlem, das Stasi Museum, das Checkpoint Charlie Museum und so weiter. Dazu ein paar Dutzend historische und/oder herausragend bedeutsame Schlösser, Kirchen, Gebäude, Plätze, Straßen, Parkanlagen, Wälder und 916 Brücken. Und das, obwohl die Stadt aus all den Kriegswirren in der Vergangenheit nie unbeschadet hervor ging. Doch was nicht erhalten blieb, wurde und wird restauriert und so sind sie alle wieder präsent: die Klassizismusbauten des Karl Friedrich Schinkel, die Bauhaus-Vertreter Gropius und Mies van der Rohe und natürlich Libeskind, Pei und Foster, Renzo Piano, Helmuth Jahn und Kollhoff.

Mittendrin die schon erwähnte Nofretete – nehmen wir ihre berühmte Büste einmal als Sinnbild: für die in Berlin versammelte Kunst der Antike. In ihrem Reigen sind Tizian oder Rodin zu erleben, Pharaonen und schreitende Löwen, das Markttor von Milet oder das Aleppo Zimmer. Paul McCarthys präsentieren sich und die Nachlässe von Josef Beuys. Im ehemaligen Eierkühlhaus residiert heute Universal Music und auf einer gewellten Fläche nahe dem Brandenburger Tor (selbst ein Bauwerk von künstlerischem und bedeutendem stadthistorischen Belang) erheben sich 2711 Stelen aus Betonquadern zum Gedenken der ermordeten Juden Europas.

Derart könnte die Aufzählung schier endlos fortgesetzt werden, doch gibt es ja diesen Bildband, der mitnimmt, im wahren Sinne des Begriffs. Das stellt sich als faszinierend und ungemein interessant dar, und informativ natürlich auch. Das Schöne an dem Bildband aber ist seine Zweideutigkeit. Die Jedem, der Berlin als ein berühmtes Kunst- und Kulturzentrum kennt, seine Affinität zu der Stadt bestätigt, und Jeden, der noch nicht da war, keine Ruhe mehr lässt, bis das Kennen lernen dieser Wunderwelt endlich vollzogen ist.

usch@saw

Harro Schweizer (Hrsg.): Berlin. Kunst und Architektur. Art and Architecture. Verlag h. f. ullmann. (Texte dtsch. & engl) ISBN: 978-3-8331-5246-7. 29,95 Euro

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