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Vom Bescherkind zum Zitronenkönig

Feste sind Ausdruck meist uralter Traditionen, sie sind Bestandteil einer jeden Kultur und sie zu in ihrer originären Art zu erhalten ist heutzutage nicht mehr selbstverständlich. So lebt unsere moderne Kultur von zahllosen Reizen und Unternehmungen mehr als noch vor 100 oder gar 50 Jahren, da ist man nicht mehr auf ein gemeinschaftliches Erleben angewiesen – im Rahmen von Festen, die einer zeitaufwändigen Vorbereitung und Durchführung bedürfen, ohnehin nicht.

Vom Bescherkind zum Zitronenkönig

So kann es nicht verwundern, dass vor diesem Hintergrund Kinder kaum noch mit diesen Traditionen in Berührung kommen – denkt man, wenn man nicht weiß, was sich in deutschen Landen auf und ab so tut. Da lassen Jungs sich mit Strohmatten zu „Strohbären“ oder „Buttnmandln“ verkleiden, egal, wie kratzig und schweißtreibend dieses Gewand auch ist, Mädchen stellen in historischen Kostümen Klosterfrauen und Edeldamen aus der Karolinerzeit oder das Bescherkind dar; sie und ihre männlichen Freunde nehmen am Vogelschießen teil und feiern Vogelhochzeit, sie werden zu „Wasservögeln“, tragen Blumenkränze und Staben-Stecken und begleiten die Jungs bei der Ausübung ihrer Rituale wie Rummelpottlaufen, Ratschen schlagen, Miesme-umgehen oder der Spenneweih.

Da werden die Traditionen nach sorbischem Brauch gefeiert, nach französisch-hugenottischem oder nach Hamburgischem; nach altem Hexenglauben, in christlichem, aber auch heidnischem Ursprung.

Ausschließliche Kinderfeste hingegen gibt es in Europa erst seit dem Mittelalter, wobei ihre Strukturen denen der Erwachsenen angeglichen waren. Es ging dabei schließlich nur selten um eine reine Spaßveranstaltung, vielmehr wurden die guten Geister beschworen, ihre bösen Gegenüber zu vertreiben, es wurde der Winter ausgetrieben und eine gute Ernte erbeten, Hungersnöte und Seuchen verbannt und die Götter, beziehungsweise Gott mit guten Gaben besänftigt.

Nun ist dies heute nicht mehr notwendig, dass die Bräuche sich dennoch erhalten haben ist zwar auch das Verdienst von Heimatvereinen, primär aber das der Kinder und Jugendlichen, die mit Elan und Begeisterung an der Ausübung der alten Traditionen festhalten. Ihr Tun zu dokumentieren war der Fotografin Gesche-M. Cordes schon lange ein Bedürfnis. So reiste sie einige Jahre lang durch Deutschland, um letztendlich das vorliegende Werk präsentieren zu können. Ausgestattet mit teilweise sehr lebendigen Fotos und mit kurzen Erläuterungen zur Art des Treibens und seiner Herkunft.

Als Folgeband wünscht man sich nun ein Buch mit den Geschichten um die Geschichte – doch das ist nicht die Sache der Gesche-M. Cordes. Wohl kann sie sich sagen, das Interesse an den traditionellen Kinderfesten Deutschlands geweckt zu haben.

usch@saw

Gesche-M. Cordes: Vom Bescherkind zum Zitronenkönig. Feste der Kinder in Deutschland. Edition Braus. ISBN 978-3-89904-247-4. 19,90 Euro.

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