Das
Wiedersehen begann, wie beim allerersten Besuch, auf dem 700 Meter
hohen Corcovado – dort wo die riesige Christusstatue
auf die Stadt herabschaut (Foto rechts). Es ist ein Ort für
Touristen, selbstverständlich,
ein Ort des Rummels und des Gedränges und des lauten Hallos.
Und dennoch gehört der Corcovado immer noch zu den schönsten
Aussichtspunkten auf der ganzen Welt. Der Blick hinunter auf die
Stadt ist sensationell wie eh und je: Da fällt erst einmal
der „Zuckerhut“ ins Auge, davor das ebenmäßige
Rund des Jachthafens von Botafogo. Man sieht die legendären
Stadtteile Catete, Flamengo und Botafogo, heute längst im
architektonischen und sozialen Mittelmaß versunken. Und doch
besitzen sie noch ihren verzauberten Klang, der vor allem von den
berühmten Fußballklubs gleichen Namens aufrecht erhalten
wird. Und natürlich hat man sie von Anfang an im Blick, aber
erst nach einer Weile wagt man sie endlich zu fixieren, die sagenhaften
Strände, die in dieser Metropole fast jeder vor der Haustür
hat: Copacabana, Ipanema, Leblon – Mythen der südamerikanischen
Strandkultur!
Ach, Pão de Açúcar ...
Und dann hat die Natur der verwöhnten Stadt noch einen zweiten perfekten Ausguck bereitgestellt – den Pão de Açúcar, den „Zuckerhut“. Einen besseren Standort für einen Aussichtsturm könnte sich kein Mensch ausgedacht haben, denn von seiner Spitze aus sieht man die wichtigsten Teile von Rio de Janeiro aus der Vogelperspektive: zwar aus dem Betondickicht des Häusermeers erhoben, aber noch nah genug zum Erkennen von Details: die Lagune Rodrigo de Freitas, die Pferderennbahn, das Stadion Maracaná und natürlich auch die zahlreichen Favelas, die sich verzweifelt an die steilen Berghänge krallen. Der Touristentrubel rund um den „Zuckerhut“, das manchmal lange Warten an der Seilbahn – all das lohnt sich und wird angesichts des hinreißenden Panoramas vergessen, dem man sich stundenlang hingeben kann, während die Flugzeuge, die auf dem städtischen Flughafen Santos-Dumont starten und landen, greifbar nahe am „Zuckerhut“ vorbeifliegen.
Am Zuckerhut
Heute wie damals staune ich, wie es diese Stadt trotz Hunderter von hässlichen Hochhäusern, die sich oft kaum von den Plattenbauten Osteuropas unterscheiden, nicht geschafft hat, die atemberaubende Landschaft zu verschandeln, sondern sie zu einem urbanen Ereignis zu machen. Wie vom Corcovado aus streift der Blick erneut über die famos geschwungene Küstenlinie, über die Bucht von Guanabara, die Inseln, die Berge, den Regenwald und über das Häusermeer, das in dieses „landschaftliche Feuerwerk“ hineingequetscht wurde.
Blick vom Zuckerhut aufs Zentrum von Rio
Wenn nach Sonnenuntergang die Lampen angehen, dann vermischen sich die Lichter mit ihren eigenen Reflexen im Wasser und bilden mit den dunklen Flecken der Wälder und Parks ein unvergleichliches Muster in Hell und Dunkel, in Schwarz und Weiß. Das nächtliche Erscheinungsbild von Rio de Janeiro ist noch imposanter als der Anblick bei Tage.