Text und Fotos: Volker Mehnert
Gold und Diamanten brachten im 18. Jahrhundert den Reichtum, heute bestimmt Eisenerz das wirtschaftliche Leben im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais. Ouro Preto, Mariana, Sabará, Cogonhas do Campo oder São João del Rei waren die wohlhabenden Städte in der Vergangenheit, seit 1897 ist Belo Horizonte Hauptstadt und wirtschaftliches Zentrum der Region. Vor zweihundert Jahren erreichte die barocke Baukunst in Minas Gerais ihren Höhepunkt, heute beherrschen gerade Linien die moderne Architektur der großen Städte. Und trotzdem: Etwa siebzig Prozente aller historischen Gebäude Brasiliens befinden sich in Minas Gerais. In der gebirgigen Landschaft nördlich von Rio de Janeiro haben viele kleine Städte zweihundert Jahre lang ihren Charakter fast unverfälscht erhalten und bilden eines der wichtigsten Zentren barocker Kunst und Kultur auf der Welt.
"Ouro Preto ist die Seele von Minas und ein wesentlicher Teil der Seele Brasiliens." (Aureliano Chaves)
Blick auf Ouro Preto
Ouro Preto war im 18. Jahrhundert der bedeutendste Goldgräberort der Region und bis 1897 Hauptstadt von Minas Gerais. Die Stadt liegt auf einer Höhe von tausend Metern über dem Meeresspiegel, und in der klaren Bergluft tritt ihre Silhouette deutlich hervor: Die einheitlich gebauten Häuser erstrecken sich über zahlreiche Hügel, und immer wieder ragt eine Kirche mit ihren charakteristischen Türmen aus der gleichmäßigen Linienführung der Gebäude heraus. Wo immer man in Ouro Preto einen kleinen Ausblick auf die Stadt hat, wird man mindestens eine oder zwei Kirchen entdecken. Es gibt sogar Punkte, von denen aus man die Türme von acht verschiedenen Kirchen erkennen kann.
Den Mittelpunkt bildet auf einer Anhöhe die Praça Tiradentes, einer der schönsten Plätze Brasiliens. Er wird begrenzt durch den Gouverneurspalast, in dem heute die Bergbaufakultät der Universität sowie ein Mineralienmuseum untergebracht sind. Gegenüber liegt der Sitz der Stadtverwaltung, die "Casa de Câmara e Cadeia", die jetzt das Museu da Inconfidência beherbergt. Das Museum erinnert an eine Verschwörung einflussreicher Bürger gegen die Steuerpolitik der portugiesischen Krone - ein Vorläufer der brasilianischen Unabhängigkeitsbewegung. Rufe nach Freiheit und Unabhängigkeit wurden damals laut, und 1789, im Jahr der Französischen Revolution, kam es unter Führung von Alferes Joaquim José da Silva Xavier (genannt Tiradentes) zur Verschwörung, die aber durch einen Verrat niedergeschlagen wurde. Die Mehrzahl der Beteiligten wurde in die Verbannung nach Mozambique geschickt, Tiradentes zum Tode verurteilt. Seinen Kopf stellte man zur Abschreckung als Trophäe auf dem Platz aus, der heute seinen Namen trägt.