Eine Amazonas-Reise von Belèm nach Manaus
Auf der Barke durch die grüne Hölle
Text und Fotos: Klaus Hart
Da
liegt sie nun vor uns, die so genannte grüne Hölle, mit
über sechzig Meter hohen Urwaldriesen, Lianengewirr und merkwürdigsten
Tierlauten. Hier leben 170 000 Indios von 210 unterschiedlichen Ethnien;
über 50 Stämme hatten noch nie Kontakt mit der Gesellschaft
der Weißen. Auf einem Quadratkilometer Wildnis gibt es mehr
Pflanzenarten als in ganz Europa zusammen. Doch nicht nur die Naturschönheiten,
sondern vor allem die Menschen machen das Interessante dieser Reise
per Schiff über 1600 Kilometer vom Amazonasdelta in Belèm nach
Manaus, der Urwaldmetropole des längst vergangenen Kautschukbooms,
auf dem Amazonas aus. Reist man mit den indianisch geprägten
Bewohnern nach Landessitte, kann die Tour durchaus zum Abenteuer werden.
"Gaiola", "Vogelkäfig", nennt man die hölzerne Barke auf portugiesisch - unmöglich, dass die Unmenge von Leuten davor hineinpasst, ohne dass der ganze Kahn kentert oder absäuft, denken wir. Die meisten Passagiere rücken schwer beladen an - Säcke, Riesentaschen, sogar Kisten, Fässer, Körbe mit Hühnern, Enten, Früchten, Fisch. Gewimmel und Getümmel herrscht auf der Kaimauer. Die Ambulantes, fliegende Händler, haben ihre Stände aufgebaut, Fisch und Fleischspieße werden gegrillt. Es besteht die letzte Möglichkeit, sich mit Mineralwasser - ganz wichtig für die Tour! - einzudecken. Der Bootsmann leiht Hängematten, die Redes, aus - aber besser, man hat sich vorher eine passende, bequeme Hängematte in den Spezialläden am Ver-o-Peso-Markt beschafft. Rechtzeitiges Kommen sichert bessere Schaukelplätze, denn alle schlingen ihre Redes dicht an dicht neben den anderen fest.