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Westaustralien – weit, staubig, überwältigend

Schon der Anflug auf Perth machte deutlich, wie viel rote, knochentrockene Erde dieses große Zentrum inmitten von Nichts umgibt. Neben Diamantenminen, die weit ab jeglicher Zivilisation von monströsen Maschinen aufgewühlt werden, salzigen Pfannen, die ehemals Trinkwasserseen waren und verlassenen Goldgräberdörfern, von deren einstiger Besiedlung heute nur noch klappernde ruinöse Baracken zeugen, gab es vom Flugzeug aus wenig grüne Tupfer zu erblicken. Wer Zeit für sich und seine Gedanken sucht, der findet sie hier, fernab saisonaler Vorbestellungen und ausgebuchter Strandhotels. In Westaustralien gilt freies Campen für freie Bürger und so gönnen auch wir uns Nächte unter einem strahlend erleuchteten Firmament, das Rauschen der Wellen direkt neben dem Campervan und die Garantie, dass wir morgens nicht neben Horden weiterer nächtlich angereister Wohnmobile mit ausgefahrener Satellitenantenne und Schrebergartenidyll erwachen. Einige wenige menschliche Wesen sind dennoch aus Sicherheitsgründen der kompletten Einsamkeit vorzuziehen, darauf weisen selbst Australier heutzutage immer wieder hin!

Austausch von Informationen ist Usus

Die Einsamkeit der Landschaft prägt auch das Miteinander, wer sich auf dem kilometergeraden Highway trifft, der grüßt und erkundigt sich, ob alles in Ordnung ist. Es ist nicht unüblich anzuhalten und Straßenverhältnisse auszutauschen, denn schon einer der seltenen Platzregen könnte aus der trockenen Senke in nur wenigen Minuten den ehemals reißenden Fluss wiederbeleben, ganz zu schweigen von den Wirbelstürmen, die im Sommer aus dem Nichts entstehen und kilometerweit alles mit sich reißen. Die Menschen hier sind unabhängiger als anderswo und das müssen sie wohl auch sein, denn die Abstände zwischen den Farmen sind groß und die Natur ein ständiger Gegner. Wer hier nicht improvisieren und die Zähne zusammenbeißen kann, dessen Existenz ist im wahrsten Sinne des Wortes auf Sand gebaut. Und so lassen sich die Menschen auch nicht gängeln, tragen eine tiefe Skepsis gegenüber der Politik vor sich her und meistens erstaunliche Werkzeuge mit sich herum.

Für die Kinder des Outback gehört die Flinte zum Alltag, die Notwendigkeit der Verteidigung gegen herumstreunendes Getier sehe ich nach den ersten Nächten erfüllt von merkwürdigen Geräuschen zögernd ein.

Australien / Eidechsen
Eidechsen und Schlangen bevölkern das Outback

Crocodile Dundee lebt!

Die Begegnung mit einer Schlange verliert viel von ihrem Charme, wenn der Abstand weniger als fünf Meter beträgt. Schnell sind sie und wendig und ich – bin schließlich kein Sportstudent! Hier schaut man sich ihre Farben nicht aufgrund der Schönheit genau an, sondern um im Ernstfall Aufschluss über die Art geben zu können. Es ist nun einmal wünschenswert, dass das Anti-Serum im entfernten Perth richtig ausgewählt werden kann. Dazu müssen Sie sich allerdings per Funk verständlich machen und auch das ist selbst nach mittlerweile acht Wochen im Land nicht so einfach, denn hier im Westen wird der australische „Strine“ manchmal wirklich auf die Spitze getrieben. Ein Vergleich zum Plausch zwischen einem Sachsen und einem Oberbayern drängt sich nahezu auf – dabei bin ich wohl der sächsische Neuling auf Urlaub und der freundliche Macho gegenüber entspricht in vielem dem selbstbewussten Prototyp des kernig-kantigen Bayern. Verständnislos lächelnd überbrücke ich die meisten Witze (ob sie wohl auf meine Kosten gingen?) und erkenne neidlos die Zähigkeit und sprühende Energie der wohl letzten Pioniere unserer Zeit an – Crocodile Dundee lebt!

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