Was soll
ich sagen: es funktioniert!
Definitiv, unter allen Umständen, ohne Wenn und Aber!
Die je nach
Position der Häfen und der Hauptakteure variierenden 30 Minuten
bis 2 Stunden Anfahrt auf dem spiegelglatten Meer, die kostenlose
Zugabe kreuzender Delfine, die eisgekühlten Getränke (um
eine Fanta streitet man hier nicht, die ist im Preis inbegriffen),
der Wind im Haar und die Reisetabletten als Sicherheit in der Hosentasche
– schon auf der Hinfahrt fällt aller Alltagsstress ab,
man ertappt sich dabei, auch noch die zwanzigste Warum-Frage geduldig
und ausschöpfend, sogar mit einem sanften Lächeln, zu
beantworten.
Der Vorhof zum Paradies... und dann ein Schrei: „There she
blows!“ – Nach guter alter Käpt’n-Ahab-Tradition
fährt man herum und reißt die Augen auf. Dort, da hinten
sprüht die Gischt, das Boot neigt sich zur Seite beim Trippeln
unzähliger Touristenfüße, die von der walabgewandten
Seite herüberhechten, über die Lautsprecheranlage tönen
Verhaltensregeln und der Ansatz wissenschaftlicher Erläuterungen,
die aber letztlich kein Mensch mehr vernimmt, denn einer nach dem
anderen verfällt in ein naiv-seliges Grinsen und strahlt selbst
den auf Tuchfühlung eingequetschten Nachbarn mit Knoblauchgeruch
warmherzig an. Da sind sie, die Hauptakteure der überwältigendsten
Show dieses Planeten!
Verspielt
und publikumsverwöhnt – die Buckelwale
Mutter und Kind auf dem Weg in die Antarktis
Auf dem Rückweg von Queensland, wo die Buckelwale im antarktischen Winter Zuflucht suchen und ihre Jungen gebären, scheinen sie nebenbei und wohlwollend ihre Reise zu unterbrechen, um all den kleinen Wesen auf den Ausflugsschiffen zwischen Airlie Beach und Eden zuzuwinken und deren begeisterte „Ahs“ und „Ohs“ genauso als Applaus zu akzeptieren wie das ständige Klicken der schwarzen Gehäuse, die an einem solchen Nachmittag wohl mehr als die Hälfte der insgesamt für Australien vorgesehenen Filmrollen vertilgen.
Das Boot drosselt
den Motor, erschrecken will man sie nicht, besonders nicht das Kalb,
das quirlig und neugierig neben der Mutter schwimmt. Die Bootscrew
verteilt Beobachtungsbögen, denn hier ist man nicht nur Tourist,
sondern gleichzeitig im Auftrag der Umwelt unterwegs. Muschelbesatz,
Narben, farbliche Zeichnung und ähnliche Merkmale dienen der
Katalogisierung und helfen, den Bestand zu beobachten und zu beschützen.
Wir fühlen uns wie Robin Wood, zücken die Ferngläser
und spekulieren gemeinsam über die Anordnung der schartigen
Untermieter, die den Walen anhaften. Viele Informationen stehen
den bei diesem Anblick restlos überzeugten Tierschützern
zur Verfügung, die Walboote werden von der Regierung zur Mithilfe
angehalten und sind dementsprechend gut ausgerüstet.
Da folgen uns noch weitere Exemplare, noch ein Sprung, ein Winken
mit den überdimensionalen Flippern. Applaus braust auf nach
der ersten atemlosen Stille der Bewunderung. Auch Robin klatscht
sich die Hände wund, die Tropfen auf seiner Brille sind seine
Zeugen: Dies ist kein Traum! „Mama, guck doch mal!“,
und es ist als zöge jemand eine unsichtbare rote Schleife um
uns fest – bonding, you’re right, mate!