Imposante Termitenhügel und erfrischende Wasserfälle

Der Litchfield Nationalpark im Norden Australiens lockt mit faszinierenden Wander- und Bademöglichkeiten

Text und Fotos: Rainer Heubeck

 

Australien - Litchfield Nationalpark

Schier endlose Überschwemmungsgebiete, flache Sümpfe und Savannen, eine Landschaft, die an das Okavangodelta oder an die Everglades erinnert. Der tropische Norden Australiens ist vor allem eines – weit, feucht und flach.

Australien - Litchfield Nationalpark

„Ich brauche diesen weiten Blick, als ich einmal in Tasmanien war, wo alles eng und hüglig ist, da bekam ich schnell Klaustrophobie“, sagt Neville Beeby, ein Australier, der meist nur „Nifty“ genannt wird. Er arbeitet als Tourveranstalter und Tourguide im Northern Territory und fährt mit uns gerade durch ein großes Mangoanbaugebiet. Wir sind unterwegs zum Litchfield Nationalpark, dem populärsten Naturpark im Northern Territory. Im Kontrast zur weiten, offenen Landschaft während der Anfahrt wirkt das Schutzgebiet ausgesprochen grün, hügelig und kleinteilig.

Australien - Litchfield Nationalpark

Nach der Einfahrt in den Nationalpark biegt Nifty zuerst einmal links ab. Wir fahren auf einer mit Gras bewachsenen Piste, auf der rechts und links des Weges große braune Blöcke gen Himmel ragen. Aufgestellt fast wie Soldaten, sind sie alle in die gleiche Richtung ausgerichtet. „Man kann diese Termitenhügel sogar als Kompass nutzen“, berichtet Neville Beeby, und ergänzt, dass in Australien fast 400 verschiedenen Termitenspezies leben. Weniger als zehn Prozent davon sind holzfressende Termiten, der Rest lebt von Gras. Die Termiten hier haben keine Augen, sie sind blind, die Nord-Süd-Ausrichtung ihrer Kathedralen dient vor allem der Temperaturregulation. „Sie wollen möglichst exakt 32 Grad Celsius“, erläutert Nifty. Deshalb zeigen die dünnen Enden der Kathedralen nach Norden und Süden, während die breiten Flächen der Termitenbauten in Ost-West-Richtung ausgerichtet sind.“ So bekommen die Termitenhügel nicht zu viel Sonne ab. Eine drei Meter hohe Kathedrale ist normalerweise rund dreißig Jahre alt, denn pro Jahr können die fleißigen Tiere nur etwa zehn zusätzliche Zentimeter aufsetzen.

Australien - Litchfield Nationalpark

Drei Meter hohe Termitenhügel, das ist längst nicht alles, was der Litchfield Nationalpark zu bieten hat. Der Park ist einer der wenigen im Norden Australiens, in denen man annähernd gefahrlos schwimmen kann. „In den Südwasserbecken hier wird jedes Frühjahr ein Krokodil-Check gemacht, dafür wird Futter ausgelegt und es werden Gegenstände für einen Bisstest ausgelegt“, berichtet Nifty. Erst wenn sichergestellt ist, dass sich kein Krokodil im Wasser und in dessen Umgebung befindet, wird das Baden freigegeben. Falls doch mal ein Tier übersehen werden sollte, besteht keine Lebensgefahr. Denn wenn Süßwasserkrokodile beißen, ist das für Menschen in der Regel nicht tödlich. In Gebieten, in denen Salzwasserkrokodile angetroffen werden können, sieht das ganz anders aus.

Australien - Litchfield Nationalpark

An diesem Tag zeigt uns Nifty gleich mehrere Stellen, an denen wir gefahrlos schwimmen können – ein Becken unterhalb des Wangi-Falls, ein kleines, kaum besuchtes Becken oberhalb des Tjaetaba-Wasserfalls und einige Badestellen in der Umgebung der Florence Falls. Auf dem Weg zum Tjaetaba-Wasserfall erhalten wir zudem eine botanische Nachhilfestunde. Nifty zeigt uns Sandpalmen, deren essbaren Früchte aussehen wie kleine Trauben, er weist uns auf eine Pflanze hin, die gegen Diarrhoe helfen soll und er entdeckt am Wegesrand die australische Kurkumapflanze, deren Wurzeln ein männliches Hormon enthalten. „Viele Aboriginesmädchen wurden früher sehr jung mit älteren Männern verheiratet – die alten Frauen gaben ihnen dann diese Pflanze mit, damit sie nicht schon ganz jung schwanger wurden“, berichtet Nifty und betont, dass die Aborigineskultur vor allem deshalb so viele Jahrtausende überlebt hat, weil die Ureinwohner Respekt vor der Umwelt hatten und im Einklang mit ihr gelebt haben.

Australien - Litchfield Nationalpark

Ein Baum mit goldfarbenen Blättern hatte dabei eine wichtige Signalwirkung. Immer wenn er blühte, war es für die Aborigines Zeit, Feuer zu machen und den Wald anzuzünden. Die regelmäßigen kontrollierten Buschfeuer hielten das Land offen und zugänglich. Sie erleichterten den Aborigines die Jagd auf Kleintiere – und sie verhinderten, dass es irgendwann zu Waldbränden kommen konnte, die nicht mehr kontrollierbar waren.

Australien - Litchfield Nationalpark

Viele der Stellen, die wir zusammen mit Nifty besuchen, waren heilige Plätze der Aborigines, eine eindeutige Geschichte dazu jedoch kennt der Guide jedoch nicht. „Hier im Litchfield Park lebten Aborigines aus vielen verschiedenen Sprachgruppen, etliche davon sind um 1870 vertrieben worden. Deshalb wissen wir heute nicht mehr genau, was wem gehört hat und welche Stätten für welche Gruppen wichtig waren.“ Wie dem auch sei, wir haben ein kleines Becken oberhalb des Tjaetaba-Wasserfalls fast ganz für uns allein – und auch später, am Tolmer Fall, einem der höchsten und spektakulärsten Wasserfälle im Litchfield Nationalpark, treffen wir nur wenige andere Besucher.

Australien - Litchfield Nationalpark

Ein letzter Stopp in der Nähe der Florence Falls, dann ist es Zeit für die Rückfahrt, obwohl wir noch längst nicht alles vom Park gesehen haben. Kurz vor Darwin hält Nifty noch einmal an, diesmal nicht an geometrisch ausgerichteten Termitenhügeln, sondern an einem originellen Pub, dem Humpty Doo Hotel, das für seine mehr als zwei Liter fassenden Darwin Stubby-Bierflaschen bekannt ist. Diese wurden früher hier serviert, sind mittlerweile jedoch Geschichte. Außergewöhnlich ist die Burgerkombination, die sich auf der Speisekarte findet. Sie besteht aus drei verschiedenen Burgern, einer davon ist mit Büffelfleisch belegt, der zweite mit dem Süßwasserfisch Barramuda und der dritte mit Krokodilfleisch. Fastfood im australischen Stil. Der Biergarten des Pubs ist bereits am Spätnachmittag gut gefüllt. Nach einem Tag in der Natur sind wir wieder in der Zivilisation – allerdings auf eine australisch-rustikale Art.

Australien - Litchfield Nationalpark

 

Informationen

Exkursionen

Tages- und Mehrtagesausflüge von Darwin in den Litchfield Nationalpark und in andere Nationalparks im Northern Territory organisiert Offroad Dreaming, Tel. +618 8931 2021, E-Mail info@offroaddreaming.com.au, www.offroaddreaming.com.au

Übernachten

Im Nationalpark gibt es verschiedene Campingplätze, die auch für Wohnmobile geeignet sind. In Darwin empfiehlt sich das Vibe Hotel Darwin Waterfront, 7 Kitchener Drive Darwin NT 0800, Tel. +61 2 9356 5063, E-Mail Darwin@vibehotels.com.au, https://vibehotels.com/hotel/darwin-waterfront

Essen & Trinken

Humpty Doo Hotel, 610 Arnhem Highway, Tel. +618 8988 1372, E-Mail info@humptydoohotel.com.au, www.humptydoohotel.com.au

Klima

Die beste Reisezeit für das australische Top End mit seinen tropischen Temperaturen ist der australische Winter, insbesondere die Monate von Mai bis September, dann ist es meist trocken und vergleichsweise kühl.

Auskunft

Tourism Northern Territory, Tel. 069/27400618, E-Mail info@australiasoutback.de, www.northernterritory.com, www.australia.com

 

Reisemagazin schwarzaufweiss

 

Suchen bei schwarzaufweiss

Reiseveranstalter Australien bei schwarzaufweiss

 

Kurzportrait Australien

Eine riesige Insel, ein eigener Kontinent, der gerne der „rote Kontinent“ genannt wird. Dieser Name leitet sich von der Mitte des Landes ab, die weitgehend flach und staubtrocken mit nur minimaler Vegetation ist. In ihrem Zentrum liegt Uluru (Ayers Rock), ein mythischer Monolith der Aborigines, an dem sich viele Traumpfade kreuzen. Und Uluru leuchtet tatsächlich strahlend rot im Abendlicht.

Australien Kurzportrait

Mehr lesen ...

Faszinierende Nationalparks im Südosten Australiens

Wir sind auf dem Weg von Mildura, einer Kleinstadt am Ufer des Murray-Flusses, zum Mungo-Nationalpark. Dort hat man die ältesten Spuren menschlichen Lebens entdeckt, die bislang außerhalb des afrikanischen Kontinents lokalisiert werden konnten. Rund 40.000 Jahre alt sollen die Überreste der Mungo-Frau und des Mungo-Mannes sein, deren zum Teil eingeäscherten Gebeine 1969 bzw. 1974 gefunden wurden. Wem die Überbleibsel dieser australischen Ureinwohner gehören, der Wissenschaft oder den Aborigines, darüber gab und gibt es immer wieder Streit. Wie auch darüber, wem das Land des inzwischen zu einer Sandwüste mutierten Mungo-Sees zusteht, das den Kern des Nationalparks bildet.

NP

Mehr lesen ...

Mit Fiona Sweetman durch die wiederauferstandene Melbourner Innenstadt

Wir treffen Fiona Sweetman direkt im Herzen Melbournes, am Federation Square. Der Platz ist der Treffpunkt in Melbourne schlechthin, egal, ob es weiter zum Sport, zum Abendessen am Ufer des Yarra Rivers oder – wie bei uns – zu einen Bummel durch die Seitenstraßen und Arkaden von Melbournes Innenstadt gehen soll.

Melbourne per Rad

Mehr lesen ...