Vanuatu im Überblick

„Vanuatu? Nie gehört!“, heißt es spontan, wenn von dem pazifischen Inselstaat die Rede ist. Doch dann erinnert sich jemand an Jahre zurückliegende Berichte, die sich über Geldwäsche und Steuerhinterziehung im Offshore-Finanzparadies Vanuatu ausließen, an einen leichtsinnigen Ausflug der Inselrepublik in die Grauzonen der internationalen Finanzwelt, der spätestens 2003 glaubhaft zu den Akten gelegt wurde.

Und dann war da noch die Sache mit dem Glück, die einem anderen einfiel, dubiose Rangordnungen des Glücks, 2006 von dem in London ansässigen, selbsternannten „think-and-do tank“ New Economics Foundation in die Welt gesetzt. In ihrem „Happy Planet Index“ wurde Vanuatu auf Rang 1 platziert, während Deutschland abgeschlagen Rang 81 zugewiesen wurde. Statistische Lebenserwartung, subjektive Zufriedenheit und der Pro-Kopf-Ressourcenverbrauch (der sog. Ökologische Fußabdruck) waren offenbar aussagekräftig genug, um den „Glücks-Index“ ganzer Nationen zu ermitteln. Jedenfalls erschien Vanuatu in den Medien und den Katalogen der Reiseveranstalter von nun an als „Inselreich der glücklichen Menschen“, als „glückliche Inseln Ozeaniens“ frei nach der infamen Formel „fremdartig, arm und rückständig = authentisch, glücklich und zufrieden“. Die Daten einschlägiger Institutionen sprechen eine andere Sprache: So liegt die Lebenserwartung der Ni-Vanuatu bei 72,3 Jahren (2013). Vanuatu rangiert damit unter den Ländern der Welt auf Rang 132. Der Human Development Index setzte den Inselstaat 2012 auf Platz 124. Und der weltweite Korruptionsindex sah Vanuatu zuletzt auf dem 95. Rang.

Vanuatu

Die wenigen fundierten Berichte über den melanesischen Inselstaat sind Beobachtungen aus einem Land im Umbruch. Eine Weltgegend noch ohne Hast, sanft und friedvoll ihre Bewohner, atemberaubend die landschaftlichen Kontraste, bestürzend exotisch die Lebensformen. Noch bewegt sich Vanuatu in „another time, another pace“ (so sein Wahlspruch), doch die Beschleunigung nimmt zu und mit Urlauberjets und Geländewagen, Fünf-Sterne-Resorts und Kreuzschiffterminal ist der Aufbruch in die Moderne längst beschlossene Sache. Sieht man darüber hinweg, kann man sich dem ursprünglichen Vanuatu noch ganz nahe fühlen, wenn man zum Vulkan-Trekking aufbricht oder mit der Machete sich einen Weg durch den Regenwald bahnt, mit den zutraulichen Dugongs, den Seekühen, eine gemeinsame Runde schwimmt oder ein abgelegenes, kürzlich noch unzugängliches Dorf besucht, wo vor 60, 70 Jahren noch Kannibalismus zu Hause war. Doch schon mausert sich die Hauptattraktion Vanuatus, das archaische Bungee-Jumping auf der Insel Pentecost, zu einem touristischen Großevent, das immer mehr neugierige Australier und Neuseeländer über den nagelneuen Flugplatz ins Land lockt. Traditionelle Zeremonien und tief verwurzelte Bräuche als Touristenfolklore zu vermarkten, scheint der vorgezeichnete Weg zu sein (mit vielen gutgläubigen Einschränkungen, versteht sich!), seit die Tourismusindustrie zum bedeutendsten Wirtschaftsfaktor avanciert ist. Skeptiker bekommen zu hören: „Unser einziges Potential sind die schönen Inseln und die Vielfalt ihrer Volksgruppen und Kulturen“.

Efate

Als Fremder kann man sich auf dieser und jeder anderen Insel absolut sicher fühlen, gut aufgehoben unter freundlichen Einheimischen, die ihr Land lieben und nichts sehnlicher wünschen, als zufriedene Gäste um sich zu haben. Das spürt man auch bei einem Bummel durch Port Vila, der kosmopolitischen kleinen Hauptstadt des Landes an einem der schönsten Naturhäfen Ozeaniens, den Yachten aus aller Welt anlaufen. Eine Melange aus melanesischen, englischen, französischen und so manchen asiatischen Einflüssen erwartet die Besucher, kleine quirlige Märkte, die in tropischen Früchten und Blüten schwelgen, Feinschmecker-Restaurants und Duty-free-Shops, prächtige Hotels, Night Entertainment, das Nationalmuseum und das „Nakamal“ genannte Versammlungshaus der Häuptlinge. Eine zuweilen holperige Straße folgt der Küste, berührt Kokosnuss-Plantagen und einladende Strände und verschafft Zugang zu winzigen vorgelagerten Inseln mit traumhaften Buchten und schneeweißen Korallensandstränden. Besonders reizvoll ist die Roi Mata Cultural Tour, die historisch Interessierte zu den Stätten eines kulturellen Welterbes im Nordwesten von Efate führt. Besucht wird Chief Roi Mata`s Domain, das frühere Herrschaftsgebiet von Häuptling Roi Mata, der als Friedensstifter Ende des 16./Anfang des 17. Jahrhunderts der Geschichte der Region durch weise Konfliktlösungen und fortschrittliche Sozialreformen eine entscheidende Wende gab. Mangaas, die frühere Residenz des Herrschers, Fels Cave, eine reich ausgemalte Felshöhle auf der Insel Lelepa (der angebliche Sterbeort) und die Insel Artok (der Begräbnisplatz) sind durch religiöse Verbote (Tabus) geschützt. Übernachtungen sind ebenso untersagt wie der Bau fester Behausungen und die Ausübung von Landwirtschaft. Das Seegebiet zwischen den drei Punkten zählt zur Schutzzone. Bis auf den heutigen Tag ist das Wirken des Reformers Roi Mata für die Menschen Vanuatus eine Quelle der Kraft und Inspiration.

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Malakula

Dass Efate und speziell Port Vila nicht das urtümliche Vanuatu repräsentieren, wird auf  Malakula deutlich. Nach einem 60-Minuten-Hüpfer an Bord einer Twin Otter tauchen die Besucher in üppigen Regenwald ein. Eine gebirgige, wild zerklüftete Insel liegt vor ihnen, kreuz und quer durchzogen von engen Tälern, unwirtlich und rätselhaft wie die hier noch lebendigen hochkomplexen Kulturen der zahlreichen melanesischen Stämme, die an die 30 Sprachen sprechen und eine Fülle von Zeremonien und Ritualen feiern. Ein Eldorado für Anthropologen. Bekannt geworden ist Malakula durch sein anspruchsvolles Kunstgewerbe, die prunkvollen Gesichtsmasken etwa und Holzschnitzarbeiten, Tonköpfe und Puppenfiguren, die mythologische Wesen darstellen. Wenn es der Zufall will, darf man traditionellen Tänzen („kastom dances“) zuschauen und unter einheimischer Führung mit  gemischten Gefühlen Plätze wie Unmet und Sanwir im Norden erkunden, wo aufgeschichtete Steine den  Feuerplatz markieren, letzte Station unwillkommener Fremder, die hier rituell gekocht und gegessen wurden. Daneben ist ein großer Steintisch für die Zerstückelung der Körper errichtet.
„Straßen“ sind hier tief durchfurchte Pisten. Oft queren sie Flussläufe und während der Regenzeit sind sie unpassierbare Schlammstrecken. Nicht immer sind die geplanten Ausflüge durchführbar, leichter ist das an der Ostküste, wo die Straße passabel ist, wo sich weiträumig Kokosnuss-Plantagen erstrecken, vorgelagerte Inseln, Korallenriffe und schöne Strände locken, Schnorchler sich an herrlichen Korallen und Fischen, Meeresschildkröten und den berühmten farbenprächtigen Riesenmuscheln begeistern können.


Espíritu Santo

Nach zwanzig Minuten landet der kleine Flieger von Malakula kommend nahe dem 11.000 Einwohner zählenden Landstädtchen Luganville, dem Verwaltungszentrum der größten Insel Vanuatus. Schon beim Anflug ein grandioser Anblick: Die vier höchsten Gipfel des Landes, die eine mächtige, von dichtem Regenwald eingehüllte Bergkette im westlichen Santo überragen. Die östlichen und südlichen küstennahen Gebiete sind flach. Hier stößt man auf Plantagen und guten Weidegrund für Rinderherden und auch die meisten Siedlungen wurden hier angelegt, während im Inselinnern nur wenige isolierte Weiler existieren. Santo ist ein faszinierendes Abenteuerland, ein „top spot“ für Taucher und Höhlenforscher, mit weiß- und schwarzsandigen Stränden, azurblauem Meer und reichen Fischgründen. Man kann – immer unter kundiger Führung – den Regenwald nach verborgenen Flüssen und Wasserfällen durchstreifen und in einem Dschungeldorf eines aus der Zeit gefallenen, zwergwüchsigen Volkes nächtigen, das noch steinzeitliches Gerät benutzt. Die artenreiche Vogelwelt der Tropenwald-Schutzzonen fasziniert „bird-watcher“, andere ziehen die vielen, noch wenig erforschten Höhlen magisch an, in denen Massen von Fledermäusen den Tag verbringen und Dorfbewohner Schutz suchen, wenn die Zyklone toben. Für die meisten Besucher ist freilich „diving“ die größte Herausforderung! Da gibt es den Million Dollar Point im Segond Channel, wo die Amerikaner nach dem Pazifikkrieg ihr überflüssiges Material in 35 m Tiefe versenkten, darunter Bulldozer und alles, was Räder hatte, Propeller, Motoren, selbst Coca Cola-Kisten. Kaum einen Kilometer entfernt ruht der zum Truppentransporter umfunktionierte Luxusliner USS President Coolidge, gewissermaßen „killed by friendly fire“, als er auf eine amerikanische Mine lief und sank und heute zwischen 20 und 67 m tief auf der Seite liegend als weltweit größtes betauchbares Wrack Unterwasserfreaks von weit her anzieht.
James A. Mitchener schrieb während seines Einsatzes in Espíritu Santo sein erstes Buch, „Tales of the South Pacific“, das ihm 1948 den Pulitzer-Preis einbrachte. Unter dem Titel Die Südsee erschien es auch in Deutsch.

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Torres Islands und Banks Islands

Sie sind die nördlichen Ausläufer des  Archipels, „the forgotten islands of Vanuatu“, wie Bewohner der Torres Islands klagen. Sie fühlen sich von Port Vila vernachlässigt und vom Tourismus gemieden. Nur ein paar Mal jährlich laufen Frachtschiffe die Inselgruppe (50 km²) an, hochseefähige Außenborder für den Verkehr zwischen den sechs Inseln sind rar, die einfache Landepiste auf Linua sieht nur 1 x wöchentlich eine kleine Propellermaschine, die zu horrenden Preisen die Verbindung zu Rest-Vanuatu herstellt (Port Vila hin/zurück an die 500 Euro, Espíritu Santo gut 300 Euro!).
Es gibt eine Krankenstation und einige rustikal eingerichtete Bungalows, aber keine Bank, keine Post, keine Polizeistation und nur eine Handvoll dürftig ausgestatteter Shops. Wenn man die Torres Islands besuchen will, sollte man neben ausreichend Bargeld auch dringend benötigte persönliche Ausrüstung bei sich haben. So vorgesorgt, kann der Trip zu den einsamen Inseln ein unvergessliches „Robinson-Erlebnis“ sein, wie Urlauber berichten, die sich dort für eine Woche einquartierten.
Die an Landmasse ungleich größeren Banks Islands (780 km²) können mit rudimentärer touristischer Infrastruktur aufwarten. Nur ist Bootsverkehr auch hier keine Option, die teuren Air Vanuatu-Flüge (immerhin 3 x wöchentlich) lassen sich nicht umgehen. Es gibt Post und Bank, Polizei und Hospital und auf den vier Hauptinseln Mota Lava, Gaua, Ureparapara und Vanua Lava viele, solide Bungalows, die mangels Besuchern oft leer stehen. Für Insider sind die Banks ein „pleasant island escape“, ein großes Naturerlebnis, wo man Vulkane besteigen kann und einen riesigen Kratersee mit dem Kanu überquert, sich vor kochenden Schlammlöchern in acht nehmen muss und Salzwasserkrokodile im Auge behalten sollte, wo Vanuatus höchster Wasserfall in die Tiefe stürzt, weiße Sandstrände zum Faulenzen einladen und Korallenriffe zum Schnorcheln, und wenn man ein Boot mit Besatzung, Campingausrüstung, Nahrung und Wasser  organisieren kann, ist eine Expedition zu den unbewohnten Reef Islands, vier winzigen Atollinseln auf einem Korallenriff nicht weit von Vanua Lava, das ultimative Erlebnis.

Die Banks Islands wurden 1793 nach dem englischen Naturforscher Sir Joseph Banks benannt. In seinem Auftrag hatte sich Kapitän William Bligh, vier Jahre zuvor noch in die „Bounty“-Affäre verstrickt, auf den Inseln umgesehen. Lange vor ihm, im Mai 1606, waren die portugiesischen Seefahrer Pedro Fernandes de Queirós und Luíz Váez de Torres (nach ihm erhielten die Torres Islands ihren Namen) als erste Europäer in spanischen Diensten hier an Land gegangen. Sie waren auf der Suche nach dem schon in der Antike vermuteten und später von Ptolemäus versuchsweise beschriebenen, sagenhaften Südkontinent „Terra australis incognita“. Dass Espíritu Santo nicht – wie von ihnen angenommen – ein Teil des Südkontinents war, entdeckte erst 1768 der französische Seefahrer Louis Antoine de Bougainville. Der in Europa schon in Vergessenheit geratenen vanuatuischen Inselgruppe gab er den Namen Les Grandes Cyclades. Ein anderer berühmterReisender, derBrite James Cook, der 1774 die Inseln erreichte und näher erforschte, nahm eine Umbenennung in The New Hebrides vor. Als 1825 europäische Händler Sandelholzvorkommen auf Erromango und Tanna entdeckten, war dies der Beginn einer brutalen wirtschaftlichen Ausbeutung der Neuen Hebriden. Nach dem Raubbau an den Holzressourcen waren es die Arbeitskräfte, die per Arbeitsverpflichtung („blackbirding“) auf die Zuckerrohrfelder und Baumwollplantagen im australischen Queensland, auf die Fiji-Inseln, nach Samoa und Neu-Kaledonien verschleppt wurden, ein offen betriebener Sklavenhandel, der erst Anfang des 20. Jahrhunderts endete. Zunächst waren die Engländer in der Überzahl, mit Gründung der Compagnie Calédonienne des Nouvelles-Hebrides überwog schließlich die Zahl der Franzosen. Um den englisch-französischen Interessenkonflikt zu regeln, wurde 1887 eine gemischte Kommission eingesetzt „zum Schutz des Lebens und Eigentums britischer und französischer Untertanen und zur Schlichtung beiderseitiger Streitigkeiten“ - ohne den erhofften Effekt. Schließlich war es Deutschland, das den Grund für einen engeren Zusammenschluss der beiden konkurrierenden Kolonialmächte lieferte. „Als Antwort auf die deutsche Expansionspolitik in dieser Pazifikregion“ riefen sie 1906 eines der eigenartigsten kolonialen Verwaltungsorgane ins Leben, ein anglo-französisches Kondominium, also  eine Doppelverwaltung mit zwei Rechtssystemen, zwei verschiedenen Polizeikräften, drei Verwaltungen, drei Gerichtshöfen, drei Währungen, zwei offiziellen Sprachen – kein Wunder, dass nicht nur die Einheimischen das bizarre Bürokratiemonster bald „Pandämonium“ schimpften. Die Inseln Vanuatus wurden nicht in die Auseinandersetzungen des Pazifikkrieges hineingezogen. Auf Efate und Espíritu Santo unterhielten die Amerikaner große Nachschublager, die nach Kriegsende aufgelöst wurden. Erhalten blieben den Ni-Vanuatu bis zur Unabhängigkeit 1980 die doppelten Strukturen in allen Lebensbereichen und selbst heute sind sie noch überall spürbar.    

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Von Maewo nach Epi

Auf dem langen Weg von den Banks Islands zur südlichen Peripherie des Archipels passiert man zunächst das fruchtbare, dicht bewaldete Maewo, das dank der höchsten Niederschläge Vanuatus zahllose Quellen und Wasserfälle aufweist. Bestimmte Plätze an der Südostküste und auf dem bergigen „Rückgrat“ der Insel sind Geheimtipps für „Bird-watcher“ und wer an schwarzen Sandstränden Gefallen findet, wird nicht enttäuscht werden.

Rund zwei Dutzend Kilometer westlich Richtung Espíritu Santo ragt spektakulär die Vulkaninsel Ambae 1.496 Meter aus dem türkisfarbenen Meer. Dichter Regenwald, der unter dem Gipfel in Nebelwald übergeht, bedeckt die Vulkanhänge. Kokosnuss- und Kakao-Plantagen prägen die küstennahen Gebiete. Der imposante Vulkan, Mount Lombenben nennen ihn die einen, Manaro die anderen, hat in seinem Krater drei Seen gebildet, von denen einer ausgetrocknet ist , zwei enthalten warmes, schwefelhaltiges Wasser. Sieben winzige Inseln schwimmen darin, umweht von schwefelhaltigen Dämpfen und Gaswolken. Gerade wegen der Kraterseen hat der Manaro nach Ansicht von Vulkanologen das Potential für einen Ausbruch mit katastrophalen Folgen.

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Pentecost, südlich von Maewo gelegen, erlangte durch ein atemberaubendes Ritual Berühmtheit. Die Einheimischen nennen es Nagol, was man mit „Landtauchen“ übersetzen könnte. Es ist ein urtümliches Bungee-Jumping, bei dem junge Männer Lianen an ihren Knöcheln befestigen und kopfüber von einem etwa 30 m hohen, aus Ästen, Stämmen und Lianen errichteten Turm in die Tiefe springen. Nur wenige Zentimeter über dem Boden wird der Fall von den zurückschwingenden Lianen abgefangen. Das Ritual ist Teil eines Yams-Erntedankfestes. Der umgepflügte Boden, auf den die jungen Männer zuspringen, wird mit dem Sprung symbolisch für die nächste Yams-Pflanzung fruchtbar gemacht. Agenturen in Port Vila organisieren teure Pauschaltrips während der „Nagol-Saison“ im April und Mai. Was für die Springer und ihre Dorfgemeinschaften als Verdienst abfällt, ist oft ihre einzige Einkommensquelle.

Auf Ambrym, in Sichtweite von Pentecost, sind schwarze Magie, geheime Kulte und das undurchschaubare Wirken der Zauberer tief verwurzelt. Derwische in Umhängen aus getrockneten Bananenblättern und grell bemalten, furchterregenden Masken versetzen die Dörfler in Angst und Schrecken, ehe sie weiterziehen. Geister sind überall und jeder hat einen Heidenrespekt vor ihnen. Und da ist noch etwas Respekteinflößendes: Praktisch ist die ganze Insel nichts anderes als ein aktiver, gigantischer Vulkan, genauer: ein Doppelvulkan. Mount Benbow (1.195 m) und Mount Marum (1.270 m) liegen nahe beieinander im Zentrum der Insel in einer 12 X 8 km großen vegetationslosen, teils pechschwarzen Asche- und Lavaebene, einer Caldera, die vor rund 2.000 Jahren nach einem gewaltigen Ausbruch entstanden war.

Dagegen ist Epi richtig erholsam! Nur wenige Kilometer südlich von Ambrym und „just a jump from Port Vila“ bietet es schöne weiße und schwarze Sandstrände, ein schützendes Riff, zahme Dugongs, die sich kraulen lassen und in einiger Entfernung paddeln Meeresschildkröten und flitzen Delphine durch das kristallklare Wasser. Wie auf allen Inseln gibt es einfache Bungalows zu mieten, auch Hochseekajaks und Auslegerkanus. Und hier wird gerne geangelt, von Hochseeangeln über reef fishing und game fishing bis zur kniffligen Fischjagd mit dem Speer.

Im Süden des Archipels

Erromango, „Land der Mangos“, ist die größte Insel des südlichen Vanuatu. Sie ist gebirgig und sehr fruchtbar, ihre Einwohner in den beiden Hauptorten pflegen ihre Öko-Gärten, in denen Taro und Tomaten, Mais und Süßkartoffeln im Schatten riesiger Mango-, Kokosnuss- und Papayabäume gedeihen. In Europa bekannt wurde die Insel durch den Tod des Missionars John Williams, der 1839 Kannibalen zum Opfer fiel. Im Dez. 2009, anlässlich seines 170. Todestages, kamen Nachfahren Williams` und der Kannibalen von einst zu einer Versöhnungszeremonie zusammen. Der Zwischenfall 1839 hatte sich wenige Tage nach der Ermordung einiger Einheimischer durch europäische Sandelholzhändler ereignet. Sandelholz war in jener Zeit stark gefragt, die Bestände Erromangos wurden rücksichtslos dezimiert. Heute haben sie sich erholt und bilden mit den bis zu 40 m hohen Kauri- und den Tamanu-Bäumen, deren Nussöl die alternative Medizin schätzt, sehenswerte Forste, die durch geführte Wanderungen erschlossen werden. Überhaupt ist Erromango ein Paradies für bushwalker, also für Wanderer, die  sich ihren Weg durch dichtes Gehölz bahnen müssen.

Vanuatu

Unter den Besuchern Vanuatus ist Tanna eines der beliebtesten Ziele dank des aktiven Yassur-Vulkans, der sich wegen seiner leichten Zugänglichkeit zu einer wahren Touristenattraktion gemausert hat. Vorbei an Kaffee-Plantagen, heißen Quellen und Wasserfällen, durch Dörfer und unberührten Regenwald geht die Fahrt im Geländewagen zur vegetations- und trostlosen Ascheebene, dann zu Fuß bis an den Kraterrand mit Blick in den rot glühenden, schwarz qualmenden, zischenden, Asche, Magma und Schwefelgestank ausstoßenden Höllenschlund – ein Schauspiel, das man so schnell nicht vergisst.
Traditionelle Kulturen haben einen festen Platz in der Gesellschaft Tannas, sind stärker verankert als in anderen Inselgesellschaften. Manche Dörfer haben sich bewusst von der Moderne abgewandt und versuchen, nach den Gewohnheiten ihrer Vorfahren zu leben.

Vanuatu

Wer nach Aneityum reist, landet auf der Graspiste einer winzigen vorgelagerten Insel,  nach Aussagen der Einheimischen ist sie die Heimat von Geistern, weshalb hier niemand wohnen will. Das stört aber die Kreuzschiffkapitäne nicht, die hier regelmäßig ihre Passagiere zum Schnorcheln und Sonnenbaden ausbooten. Das passiert etwa alle sechs Wochen, dazwischen hat man die Insel für sich allein, man kann sie sogar mieten! Zehn Minuten sind es mit dem Schiffchen hinüber nach Anelcauhat, Hauptort der bergigen, dicht bewaldeten südlichsten Insel des Vanuatu Archipels. Erloschene Vulkane, wahrscheinlich ist es korrekter, von „zur Zeit schlafenden“ Vulkanen zu sprechen, bestimmen die Inselsilhouette. Wie Erromango ist auch Aneityum ein Paradies für keen bushwalker, die sich auf kaum erkennbaren Pfaden oder querbeet durch herrliche Berglandschaften bewegen, unter Kauri-Riesen pausieren und sich an Wasserfällen erfrischen. Ein artenreiches Korallenriff hat sich um die Insel gelegt und zieht Taucher und Schnorchler an. Noch sind es sehr wenige und an den weißen Sandstränden sind die Besucher  nicht zahlreicher.

Eckart Fiene
Fotos: © Vanuatu Tourism Office (VTO)




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