Es muss nicht immer Baden sein

Ein winterliche Reise in die Märchenwelt Kappadokiens

Text und Fotos: Axel Scheibe

In deutschen Wohnzimmern hält sich noch immer hartnäckig das Vorurteil, Urlaub in der Türkei reduziere sich auf Massentourismus in gleichförmigen Hotelanlagen an den Küsten des Mittemeeres. Nur zu oft wird vergessen, dass das Land östlich des Bosporus so reich an Geschichte ist, wie kaum ein anderes und dass es so manch besuchenswertes Ziel abseits der Strände bereit hält. Und das sogar, wenn der tiefste Winter Deutschland fest im Griff hat. Erst Ende der 80er Jahre drang die Kunde vom märchenhaften Land der Feenkamine und Höhlenstädte in die Urlaubskataloge deutscher Veranstalter. Aber nur ganz, ganz langsam. Kappadokien bewahrt sich bis in unsere Tage seine Exotik und bietet eine Landschaft voller Geschichte, Geschichten und Überraschungen. Im Unterschied zur Türkei des Massentourismus sind Deutsche hier nicht in der Überzahl.

Türkei - Überall in Kappadokien trifft man auf Felsenwohnungen und Feenkamine

Überall in Kappadokien trifft man auf Felsenwohnungen und Feenkamine

Die Perser gaben der Region den Namen „Katpatuka, das Land der schönen Pferde“. Hier kreuzten sich die Wege der Hethiter, Phyriger und Römer. Überall sind es die Spuren alter Zivilisationen, die sich tief in die bizarre Welt aus Felsen und Tälern eingefressen haben. Ganz zuvorderst ist es die ihres gleichen suchende Konzentration von eigenwilligen Launen der Natur. Die märchenhaften, teils bis heute bewohnten Feenkamine und Felsenburgen. Besonders erstere haben über Jahrhunderte die Phantasie der Besucher dazu verführt, von verzauberten Feen zu träumen. Wenn sich ein zarter Hauch von Reif und Schnee über die herbe Landschaft gelegt hatte und im fahlen Morgenlicht Rauch aus den Felstürmen wallte, viele waren ja bewohnt, legte sich ein ganz besonderer Zauber über das Land.

Unterirdische Städte

Türkei - Göreme - Türkei - Göreme - Im Freilichtmuseum von Göreme kann man zahlreiche Felsenwohnungen besichtigen

Natürlich zieht es die Touristen auch zu den Resten der über 400 christlichen Kirchen und Klöster, die in der heute moslemisch besiedelten Region zu finden sind. Mit ihren teils über 1000 Jahre alten Fresken bilden sie ein wahres Eldorado für Kunst- und Geschichtsinteressierte aus der ganzen Welt. Besonders im Freilichtmuseum von Göreme (1) kommen sie auf ihre Kosten. Komplettiert wird das Ganze durch unterirdische Städte, die in ihrer Art und Größe wohl einmalig in der Welt sind. Bis heute weiß man nicht so recht, wer und aus welchem Grund bereits in vorchristlicher Zeit den „Startschuss“ für diese unterirdischen Bauten gab. Sicher ist, dass sie über Jahrhunderte erweitert und wohl teils als geheime Andachtsplätze oder auch als Zufluchtsstätten vor feindlichen Eindringlingen genutzt wurden.

Türkei - Göreme - Im Freilichtmuseum von Göreme kann man zahlreiche Felsenwohnungen besichtigen

Im Freilichtmuseum von Göreme kann man zahlreiche Felsenwohnungen besichtigen

Einige dieser Städte sind, zumindest teilweise, für Touristen geöffnet. Die wohl beeindruckendste unter ihnen ist Derinkuyu (2). Sie wurde bereits 1965 zur Besichtigung frei gegeben. In ihrem achtstöckigen Labyrinth konnten bis zu 10.000 Menschen Zuflucht finden. Von der Missionarsschule bis hin zur Kirche war alles vorhanden. Tonnenschwere Türsteine ließen unerwünschten Eindringlingen keine Chance. Sie waren nur von Innen zu bewegen. Trotz der umfangreichen Ausstattung der Höhlen, zu der sogar Viehställe gehörten, sind sich die Historiker bei all ihren unterschiedlichen Interpretationen zumindest darin einige, dass die Höhlenstädte nur über relativ kurze Zeit als Wohnstätten genutzt wurden.

Türkei - In der unterirdischen Stadt Derinkuyu

In der unterirdischen Stadt Derinkuyu

Luxus in der Höhle

Das bestätigt auch Ömer Tosun, Chef der Indigo Group, der seit Jahrzehnten im Tourismus seiner Heimatregion verwurzelt ist. Sein Interesse ist freilich langfristiger, sein „Museum Hotel“ (3) am Fuße der Felsenburg von Uchisar, eingefügt in eine alte Höhlenwelt, soll Touristen auch in vielen Jahren noch als luxuriöses Domizil dienen.

Als Ömer Tosun vor 15 Jahren die Idee zum Luxus in der Höhle hatte, gab es zwar in Kappadokien bereits zahlreiche Hotels, jedoch kein Haus, das die Architekturgeschichte Kappadokiens mit dem Komfort eines Luxushotels verband.

Türkei - Kappadokien - Die Tafana Cave Suite ist ein gutes Beispiel dafür, wie es gelungen ist, die historische vorhandenen Höhlenstruktur ins Hotel einzubinden

Die Tafana Cave Suite ist ein gutes Beispiel dafür, wie es gelungen ist, die historische vorhandenen Höhlenstruktur ins Hotel einzubinden

Über 60 Höhlen bilden das Ensemble, aus dem das „Museum Hotel“ entstand. Ein Teil der Höhlen war überflutet, ein Teil als Ställe und Lagerräume genutzt und andere wiederum waren im Laufe der Jahrhunderte in sich zusammen gestürzt. Ziel von Ömer Tosun und seiner Mannschaft war es, ein Haus mit allem Luxus zu installieren und dabei soweit möglich auf die vorhandene Höhlenstruktur zurückzugreifen. Mit riesigem Aufwand wurden die Höhlen restauriert. Authentische Materialien kamen zum Einsatz ebenso wie alte Handwerkstechniken. Bei den Ausgrabungs- und Aufräumungsarbeiten gab es manche Überraschung, denn Baupläne der uralten Höhlensysteme existierten nicht. So entdeckte man den langen, verwinkelten Tunnel, der heute zur Sultan-Suite, dem Prunkstück des Hotels führt, nur durch Zufall. In Perfektion wurden die alten Höhlen ins Hotel einbezogen und durch neue bzw. erneuerte Anbauten im seldschukischen Stil ergänzt und wohnlich gestaltet.

Türkei - Kappadokien - Türkei - Kappadokien - Die Tafana Cave Suite ist ein gutes Beispiel dafür, wie es gelungen ist, die historische vorhandenen Höhlenstruktur ins Hotel einzubinden

Ömer Tosun ist seit Jahrzehnten ein begeisterter Sammler archäologischer Kostbarkeiten Kappadokiens. Hunderte Ausstellungsstücke komplettieren die Ausstattung des Hotels, der Rezeption und aller Zimmer und Suiten. Das Hotel ist ein offiziell registriertes Museum. Auch im Außengelände des Hotels, auf der großen Terrasse auf dem Dach der Höhlen, erwartet die Gäste ein Bummel in die Geschichte. Reste historischer Bauwerke, Keramik und manch anderes Detail aus den Museumsbeständen.

Türkei - Kappadokien - Museum Hotel

Die Sultan-Suite, das luxuriöseste Domizil des Hotels, wartet mit zwei besonderen Überraschungen auf. Über dem Bett ist ein breiter Luftschacht in den Felsen getrieben worden. Das darauf befindliche Fenster lässt sich vom Bett aus komplett öffnen. So kann man selbst in einer Höhle unter dem offenen Sternenhimmel Kappadokiens schlafen (und träumen). Gut zugedeckt bitte, denn im Winter kann es bitterkalt werden. Für Träume sorgt außerdem der private Weinkeller, der in einer kleinen Höhle einen Stock tiefer seinen Platz gefunden hat. Kappadokien ist bekannt für seine exzellenten Weine.

Türkei - Kappadokien - In einer der Keramik-Manufakturen in Avanos

In einer der Keramik-Manufakturen in Avanos

Abseits vom Luxus der Höhle trifft man auf das Alltagsleben von heute. Auch da gibt es Manches zu entdecken. Wie überall in der Türkei sind es Teppichmanufakturen, die zum Besuch einladen und teils mit Exemplaren werben, für die die Bezeichnung Kunstfertigkeit noch sehr untertrieben scheint. Nicht entgehen lassen sollte man sich die Keramik aus der Region. Im kleinen Dorf Avanos (4) gibt es gleich mehrere Manufakturen, in denen man den Meistern an der Drehscheibe oder beim Bemalen über die Schulter schauen kann. Wobei einige der Werkstätten sich, wie sollte es anders sein, in Felsenhöhlen befinden.

Reiseinformationen zu Kappadokien

Deutschsprachiger Spezialist für die Region:

ANAHITA Tourism & Travel Agency
Metim Göksen
Esentepe Mh. Nevkur Blk.
Merve Apt 1/B
Nevsehir
Türkei
Tel.: ++90/384/2142202
E-Mail: anahita@anahitatravel.com
www.anahitatravel.com

Unterkunft:

Museum Hotel
Tekelli Mah. No:1
Uchisar/Nevsehir
Türkei
Tel.: ++90/384/2192220
Fax: ++90/384/2192444
E-Mail: info@museum-hotel.com
www.museum-hotel.com

 

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