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Buddha vom Zahn bis zum Zeh

Eine Reise durch das Hochland Sri Lankas

Text und Fotos: Rainer Heubeck

Sri Lanka - Tänzer

Wenn es für den Glanz und das Elend Sri Lankas ein Sinnbild gibt, dann dieses: Den Zahltempel in der Stadt Kandy. Dieser Tempel, im 18. Jahrhundert erbaut, ist das höchste Heiligtum der Buddhisten im Lande, denn hier wird ein Eckzahn, angeblich ein Zahn Buddhas, gut bewacht in einem Altarraum aufbewahrt. „Der Zahn ist im 4. Jahrhundert nach Christus hierher gekommen, eine Prinzessin aus Indien hatte ihn in ihrem Haar versteckt und nach Sri Lanka gebracht, weil er in Indien zerstört worden wäre“, erklärt Fremdenführer C. J. Sudusinghe. Der heilige Zahn lockt buddhistische Pilger aus ganz Ceylon, so der frühere Name Sri Lankas, in die – reizvoll an einem künstlich angelegten See gelegene – 150.000-Einwohner-Stadt. Doch das Idyll trügt. Die Umgebung des Zahntempels gleicht einem Hochsicherheitstrakt. Nur wer mehrere Taschenkontrollen über sich ergehen hat lassen, darf sich dem Heiligtum nähern.

Sri Lanka - Zahntempel in Kandy
Blick auf den Zahntempel in Kandy

Zwar ist es lange her, seit die Tamil Tigers hier im Januar 1998 eine Bombe detonieren ließen, die mehreren Menschen das Leben kostete und die Vorderfront des Tempels schwer beschädigte. Dennoch wird das Heiligtum der Buddhisten auch heute noch streng bewacht. Der Eckzahn Buddhas überstand den Anschlag unversehrt. Er wird im ersten Obergeschoss des Tempels in einem abgeschlossen Schrein auf einem goldenen Teller aufbewahrt. Die Zahnreliquie hat auch innerhalb Sri Lankas eine weite Reise hinter sich. Sie war unter anderem in Anuradhapura und Polonaruwa deponiert, wurde aber auch noch mehrmals zurück nach Indien gebracht. In die Schatzkammer, die durch ein Spalier aus mannshohen Elefanten-Stoßzähnen betreten werden kann, darf nur, wer auch spendet. Doch auch, wer die silberne Türschwelle nicht überschreitet und auf einen roten Teppich ins Allerheiligste vordringen darf, kommt in den Zahntempel, und bittet hier um Glück, Erfolg und Gesundheit. Und schaut den Tempeltänzern zu, die hier mehrmals täglich – untermalt von Trommeln und Flötenmusik - traditionelle buddhistische Bitt- und Opferzeremonien darbieten.

Sri Lanka -  Kandy - Musiker im Zahntempel
Musiker im Zahntempel

Wer den Zahntempel in Kandy besucht, hat keinen Zweifel daran: Sri Lanka ist weit mehr als nur Küste. Gerade das Binnenland bietet einen Einblick in die Hintergründe einer mehr als 2500 Jahre alten singhalesischen Kultur. Die Kulturdenkmäler des Hochlands lassen kaum einen Besucher kalt. Ob in Dambulla, wo Felsentempel zu bewundern sind, die aus dem 1. Jahrhundert vor Christus stammen und in denen über 150 Buddhafiguren aufgestellt sind, oder in Plonaruwaa, wo König Parakrama Bahu I. im 12. Jahrhundert nach Christus einen fast 22 Quadratkilometer großen Stausee anlegen ließ.

Sri Lanka - Buddha-Statue in Dambulla
Buddha-Statue in Dambulla

Der Höhepunkt einer Reise in die ehemaligen Königsstädte im Hochland Sri Lankas ist zweifellos der Besuch der Felsenfestung in Sigiriya. „König Kassapa hat 18 Jahre hier in dem Felsen gelebt, er hat sich hierher zurückgezogen, nachdem er seinen Vater umgebracht hatte. Er hat sich verbarrikadiert, weil er die Rache seines Bruders fürchtete“, berichtet der 42-jährige Shelton, der für die Agentur Journey Scapes Gäste mit der Limousine durchs Land chauffiert. Im Gegensatz zum hölzernen Palast Kassapas, der längst verrottet ist, sind einige Gemälde aus seiner Zeit erhalten geblieben. In Gängen, die in den Felsen geschlagen sind und sich auf etwa halber Höhe am Rande des Sigiriya-Felsens befinden, lassen sich rund ein Dutzend Bilder bewundern, die barbusige Frauen darstellen – die so genannten Wolkenmädchen. Wer den „Löwenfelsen“ ganz erklimmen will, kann eine steinerne Treppe benutzen. Sie beginnt an einem Portal, das von zwei gewaltigen steinernen Löwenpratzen gebildet wird.

Sri Lanka - Sigirya - Löwenfelsen
"Löwenfelsen" in Sigiriya

Ein Besuch im Hochland Sir Lankas wäre unvollständig, ohne einen Besuch in Nuwara Eliya. Hier, auf 1890 Metern Höhe, wachsen nicht nur die besten Teesorten. Wer will, kann hier auch gleich in einer ehemaligen Teefabrik übernachten. Die nach einem Ort in England benannte Hethersett Teafactory, die im Jahr 1973 stillgelegt worden war, wurde von ihren Besitzern in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts in ein stilvolles Hotel mit knapp sechzig Zimmern verwandelt. Die alte Dampfmaschine, die einst die Fabrik mit Elektrizität versorgte, erinnert noch an die Zeiten der Teeverarbeitung. „Wir sind eines der beliebtesten Hotels in Sri Lanka und besonders populär für Hochzeitsreisen“, berichtet der stellvertretende Hotelleiter.

Sri Lanka - Landschaft im Hochland
Impression auf dem Weg von Kandy nach Nuwara Eliya

Nuwara Eliya, kurz Nurelia genannt, ist einer der wichtigsten Ausflugsorte in Sri Lanka, auch wenn die Stadt zum Teil nicht asiatisch, sondern eher englisch wirkt – und das nicht nur wegen des häufigen Nieselregens. Im vornehmen „Hill Club“ trafen sich einst die englischen Kolonialherren nach der Elefantenjagd zum Tee. Die Einheimischen waren allenfalls als Dienstpersonal geduldet. „Mein Vater hat hier noch während der Kolonialzeit gearbeitet. Einmal hat er versucht, bei einem Streit zwischen zwei Engländern zu schlichten – dafür wurde er geschlagen“, berichtet Siripala, der heute selbst als Butler in dem nach Bohnerwachs riechenden Clubhotel arbeitet.

Sri Lanka - Elefanten im Hochland

Hier im Hochland, in einem Club mit gepflegtem englischen Rasen, kann man fast vergessen, dass Sri Lanka sich wieder im Bürgerkrieg befindet. Einen Krieg, der sich hauptsächlich im Norden und Osten des Landes abspielt und der Tausenden von Tamilen und Singhalesen das Leben gekostet hat, bei dem aber bislang keine Touristen zu Schaden gekommen sind. Dennoch bleiben viele Besucher aus dem Westen aus, und Fahrer und Reiseleiter, Hotelbetreiber und Taxifahrer haben es immer schwerer, ihr Auskommen zu finden. „Nach dem Tsunami hatte ich fast ein Jahr lang keine Arbeit, danach ist es langsam besser geworden – aber nun bleiben viele Gäste erneut aus“, klagt Shelton, der das Auto, mit dem er Gäste aus Europa durch das Hochland Sri Lankas kutschiert, erst zur Hälfte abbezahlt hat.

Deshalb hofft Shelton – wie so viele Bewohner Sri Lanka – sehnlichst auf Frieden. Und auf Touristen und Reiseveranstalter, die dem Land auch in schwierigen Zeiten die Treue halten. Denn zu sehen gibt es genug: Wenn Shelton mit seinen Gästen unterwegs ist, führt er seine Besucher nicht nur zu den Felsentempeln nach Dambulla und in den Hill Club nach Nurellia, zum Zahntempel in Kandy und auf den Löwenfelsen in Sigirya. Auf Wunsch besteigt der 42-jährige mit sportlichen Gästen auch den legendären Adams Peak. Der 2243 Meter hohe Berg, der von Wallfahrern in der Zeit von Dezember bis Mai vor allem nachts bestiegen wird, ist den Buddhisten ebenfalls heilig. Zwar findet sich hier kein Backenzahn Buddhas, so wie in Kandy, dafür jedoch ein überdimensionaler Fußabdruck. Den hat Buddha angeblich bei seinem dritten und letzten Besuch in Sri Lanka hinterlassen.

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