„So überquerte ich das Meer zwischen Ceuta und Spanien in einem kleinen Boot, das die Bewohner von Assila chaique nennen. Ich kam nach Al-Andalus – Gott segne es – das denjenigen reich belohnt, der sich hier niederläßt, und großzügig entschädigt, den hierhin seine Reise führt.“
Der, der diese Zeilen verfasste, war ein Mann namens Ibn Battuta, 1304 in Tanger geboren, und der vielleicht berühmteste Weltreisende seiner Zeit. Er besuchte einen Großteil der damaligen islamischen Welt, u.a. Ägypten und Syrien, Irak und Jemen, Afghanistan, Indien und Ceylon, China und die Malediven. Auf diesen Reisen entstand das berühmte Reisebuch Rihla, noch heute eine der wichtigsten Quellen über die islamische Welt des 14. Jahrhunderts. Anders als bei den meisten seiner Zeitgenossen war nicht nur die Pilgerreise nach Mekka Thema seiner Ausführungen, er lieferte auch detaillierte Beobachtungen über Traditionen, Orte und Begebenheiten – die heute wie ein sozialhistorisches Geschichtsbuch zu lesen sind.
Im Jahr 1349 brach er zu einer Reise durch Andalusien auf. Von Ceuta gelangte er nach Gibraltar, von wo er über Ronda schließlich Málaga erreichte, um von hier nach Granada aufzubrechen. Unsere Route folgt diesem letzten Teil der Reise, wohl wissend, daß die steinernen Zeugnisse jener Zeit spärlich geworden sind und auch die Natur große Veränderungen erfahren hat.
Alcazaba in Malaga
Málaga war zur Zeit des Ibn Battuta eine der wichtigsten Handelsstädte des Mittelmeers. Genuesische Schiffe liefen in ihrem Hafen ein, um das begehrte andalusische Zuckerrohr abzuholen, arabische Produkte fanden über Málaga ihren Weg nach Europa. Die Gegend um Málaga war nicht nur wegen ihrer landwirtschaftlichen Produkte berühmt, auch Seidenstoffe, Leder und Keramikwaren fanden interessierte Abnehmer in anderen Ländern. Ibn Battuta erreichte die Stadt zu Pferd und war von ihr sehr angetan:„ Malaga ist eine der größten und schönsten Städte Andalusiens. Sie vereint die Vorzüge von Meer und Land, Lebensmittel und Früchte sind im Überfluß vorhanden. Ich sah wie auf einem seiner Märkte acht Pfund Trauben für eine kleine Drachme verkauft wurden und seine rubinroten Granatäpfel aus Murcia suchen in der ganzen Welt ihresgleichen. Seine Feigen und Mandeln werden an die entferntesten Orte in Orient und Okzident verschifft.“
Sicherlich wird er damals die im 11. Jahrhundert unter den Hammuditenkönigen errichtete Alcazaba (s. Foto) besucht haben sowie die weit über ihre Grenzen hinaus bekannte Moschee. Ebenso die noch heute von weitem sichtbare Burg von Gibralfaro, die einst mit der Alcazaba durch parallel verlaufende Mauern verbunden war. Man kann bei einem Rundgang noch die einstige Moschee erkennen sowie ein schönes maurisches Tor in der Wehrmauer. Der maurische Einluß, der in Málaga bis ins 17. Jahrhundert spürbar war, ist heute noch am deutlichsten in den Gassen des östlich des Guadalmedina-Kanals gelegenen Altstadtviertels Barrio San Trinidad zu spüren.Alcazaba von Velez Malaga
Auf der Suche nach dem Andalusien des 14. Jahrhunderts wird man in so manchen Dörfern der Axarquía fündig. So in Benamocarra, nur zwei Kilometer von Velez entfernt, dessen Name aus dem Arabischen stammt: Banu Mukarram, die Söhne Mukarrams. Hier wie in Benamargosa halten verwinkelte Gassen die Erinnerung an maurische Zeiten wach. Eindrucksvoll auf einer Bergspitze gelegen ist Comares mit seinen steilen und engen Gassen einen Abstecher wert. Auch hier stammt der Name aus dem Arabischen, hisn Qumarish, Burg in den Höhen. Doch auch weiter östlich, in der Gegend vom Competa, lassen sich Erinnerungen an das arabisch geprägte Spanien aufspüren. So z.B. in Archez, nur ein paar Kilometer vom Competa entfernt, wo neben der Kirche ein Minarett im Stil der Almohaden erhalten blieb. Oder in Arenas, in dessen Nähe man die Ruinen des maurischen Castillo de Bentomiz mit seinem herrlichen Panoramablick erreicht.“ Wir reisten von Velez nach Alhama, ein kleiner gut erbauter Ort mit einer Moschee in ausgezeichneter Lage. Am Ufer seines Flusses entspringt, etwa 2 km vom Dorf entfernt, eine heiße Quelle. Dort sieht man ein Badehaus für die Männer und ein anderes für die Frauen.“
Öffentlich Badehäuser gab es zu jener Zeit in allen größeren Dörfern und Städten, eine mediterrane Tradition der Reinlichkeit, die in Europa ihresgleichen suchte.Blick auf die Alhambra von Granada
Über Churriana de la Vega, wo das historische Treffen der Mauren mit den Christen stattfand, um die Kapitulationsbedingungen auszuhandeln, erreichen wir schließlich Granada. Ibn Battuta gab in seinen Aufzeichnungen seiner Begeisterung Ausdruck:„ Dann zog ich weiter nach Granada, der Hauptstadt Andalusiens und der Stolz seiner Städte. Ihr Umland ist mit nichts in der Welt zu vergleichen; es erstreckt sich über 40 Meilen, durchflossen vom berühmten Genil und zahlreichen weiteren Flüssen. Paradiesische Gärten, Wiesen und Felder, Burgen und Weinberge umgeben Granada überall.“
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