Reiseführer Andalusien: Carmona


Carmona

Die Geschichte des 50 000 Einwohner zählenden Städtchens reicht bis ins Neolithikum zurück. Unter den Römern erwuchs es bald zu einer der wichtigsten Städte der Baetica. Politische Bedeutung erlangte Carmona, als es Hauptstadt eines der Taifas, der kleinen maurischen Königreiche, wurde.

Kurz vor dem Ortszentrum links geht es zu der wohl herausragendsten Sehenswürdigkeit der Stadt, der römischen Nekropole. Die Anlage umfasst mehr als 1000 Gräber, von denen allerdings nicht alle besichtigt werden können. Eine Besonderheit dieser Nekropole ist die Tatsache, dass die meisten Toten hier verbrannt und in Familiengräbern beigesetzt wurden. Ein Beispiel dafür ist das Mausoleo Circular, ein Rundgrab, in dessen Grabkammer man hinabsteigen kann. Die menschlichen Überreste wurden hier in steinernen oder marmornen Urnen aufbewahrt, die man in Felsnischen stellte. Ein paar Meter weiter ist ein Verbrennungsplatz zu sehen, an dem die Toten eingeäschert wurden.

Das interessanteste Grab ist das "Elefantengrab", eher ein Tempel, der möglicherweise der phrygischen Gottheit Attis geweiht war. Reste der namengebenden Elefantenfigur blieben erhalten. Eine weitere wichtige Grabstätte, die Tumba Servilia, gehörte offenbar einer reichen Familie und gleicht mit ihrem säulenumfassten Innenhof und mehreren verzierten Zimmern einer römischen Villa.

Der Ausgrabungsstätte ist ein kleines Museum angeschlossen. Das römische Amphitheater gleich gegenüber ist nicht zugänglich, was bleibt, ist ein Blick durch den Zaun.

Von der verteidigungspolitisch bedeutsamen Geschichte der Stadt zeugen Reste der Stadtbefestigung. Die Puerta de Sevilla, der Eingang zur Altstadt und Sitz des Fremdenverkehrsbüros, zeigt verschiedene Bauphasen: Quadersteine aus karthagischer und römischer Zeit sowie Reste der maurischen Befestigunsanlagen.

Bei einem Bummel durch die maurisch geprägten Gassen und Straßen der Altstadt stößt man auf eine Fülle von Kirchen- und Palastbauten. An der Plaza de San Fernando, auf geradem Weg durch das Sevilla-Tor, liegt das Rathaus. Hier wird ein sehenswertes römisches Mosaik, das ein Medusenhaupt darstellt, aufbewahrt. Folgt man der Straße geradeaus, erreicht man die wichtigste Kirche der Stadt, die Prioral de Santa María. Ab 1424 wurde sie auf der ehemaligen Hauptmoschee, von der noch der ehemalige Orangenhof erhalten blieb, errichtet, im Jahr 1551 war das gotische Gotteshaus vollendet. Im Inneren ein mächtiger plataresker Hochaltar (1559) von Nufro Ortega und Juan Bautista Vázquez el Viejo sowie Gemälde, unter anderm von Zurbarán ("Apostolado"). Der Stadtpalast des Marqués de las Torres aus dem 18. Jh. beherbergt ein kleines Volkskunde- und Archäologiemuseum.

In Teilen es ehemaligen Alcázars wurde ein staatlicher Parador errichtet, der zu den schönsten Paradores Andalusiens zählt. Von hier genießt man einen schönen Blick über die Ebene, das ausgezeichnete Restaurant können auch Gäste von außerhalb nutzen.


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