Pisten über der Atlantikküste

Skifahren in den schottischen Highlands ist „very British“

Text und Fotos: Karsten-Thilo Raab

„Was, du willst in Schottland Skifahren? Haben die überhaupt Berge? Wann schneit es denn da?“ Solche Fragen kommen sofort, wenn von Skisport im schottischen Hochland die Rede ist. Ihre Skipisten sind tatsächlich Pfunde, mit denen die Schotten nicht gerade wuchern können. Statt dessen bieten die Wintersportgebiete nördlich von Edinburgh und Glasgow ein stimmungsvolles Flair fernab vom Massentourismus.

Schottland / Schafe

Schlange stehen an den Liften ist ebenso unbekannt wie überfüllte Pisten, drangvolle Enge ein Fremdwort. Und auch der Einkehrschwung ist schnell gemacht. Ein Netz von Jausenstationen säumt die abwechslungsreichen Abfahrten an den weit gehend baumlosen Bergen, die nicht nur bei schönem Wetter einen grandiosen Ausblick garantieren und vom mitunter rauen Leben im Norden der britischen Insel zeugen. Hier, wo es fast zehnmal so viele Schafe wie Menschen gibt, wo sich die mächtigen Clans über Jahrhunderte heftige Gefechte lieferten, wo auf den kleinen, engen Straßen kaum Autos passieren, tummeln sich die robusten Tiere, die sich in den kalten Wintermonaten scheinbar ausschließlich von Schnee, Eis und Steinen ernähren.

Nein, mit den klassischen Skigebieten in den Alpen oder den Rocky Mountains ist Schottland nicht zu vergleichen. Die Schneesicherheit ist deutlich geringer; die Schneemengen sind weniger üppig; Ben Nevis, der höchste Berg Großbritanniens, misst gerade einmal 1343 Meter und die höchst gelegenen Pisten sind bei 1260 Metern zu finden.

Schottland / Landschaft

Auch ohne Schnee hat die schottische Landschaft ihren Reiz

Dennoch bietet das schottische Hochland in fünf kleinen, aber feinen Skigebieten von Mitte Dezember bis März, mitunter gar bis April oder Mai, alpines Skivergnügen für jedermann - gepaart mit atemberaubenden Panoramen wilder Gebirgsketten.

Sogar schwarze Pisten

Am höchsten Straßenpass der britischen Insel, direkt an der A93 zwischen Perth und Braemar, liegt das Skigebiet Glenshee. Sechsundzwanzig Lifte bedienen hier Abfahrten mit einer Gesamtlänge von vierzig Kilometern und transportieren bis zu 18.500 Personen pro Stunde auf die Berge, die bei Bedarf künstlich beschneit werden. Die längste Abfahrt misst zwei Kilometer. Das zwischen 610 und 1068 Metern hohe Skigebiet, in dem Skifahrer und Snowboarder gleichermaßen auf ihre Kosten kommen, organisierte 1985 die British Speed Skiing Championships und in der vergangenen Saison die schottischen Snowboard-Meisterschaften. Das Streckenangebot in Glenshee umfasst alle Schwierigkeitsgrade, darunter sechsundzwanzig blaue und rote Pisten.

Schottland / Alpinski

Alpines Skivergnügen auch in Schottland

Weiter nordwestlich befindet sich unweit von Aviemore das Skigebiet der Cairngorm Mountains mit seinen insgesamt 37 Pistenkilometern. Die Liftanlagen überwinden Höhenunterschiede von fast siebenhundert Metern und transportieren dabei bis zu 12.000 Personen pro Stunde. Die längste Abfahrt misst knapp drei Kilometer, die höchst gelegene beginnt auf 1245 Metern unmittelbar unter dem Gipfel. Neben einer kurzen schwarzen Piste, die höchsten Ansprüchen genügt, sind in den Cairngorm Mountains, die in diesem Jahr ihr vierzigjähriges Jubiläum als Skigebiet feiern, vor allem leichte und mittelschwere Pisten zu finden.

Schottland / Galloway

Diesen schottischen Einwohnern begegnet man gottlob nur abseits der Skipisten

An beiden Seiten der A939 zwischen den Tomintoul und Ballater in Royal Deeside inmitten der Grampian Highlands ist mit The Lecht ein weiteres kleines Skigebiet beheimatet. Vierzehn Lifte mit einer Kapazität von 10.000 Personen pro Stunde garantieren hier Zugang zu den Pisten, die eine Gesamtlänge von 20 Kilometern haben. Allerdings ist die längste Abfahrt gerade einmal neunhundert Meter lang. Das Gros der Hänge führt ziemlich geradlinig talwärts, wobei der maximale Höhenunterschied nur wenig mehr als zweihundert Meter beträgt. Das Skigebiet The Lecht eignet sich daher insbesondere für Anfänger und wenig geübte Skifahrer und bietet dank seiner Schneekanonen und einer zweihundert Meter langen Kunststoffpiste nahezu während der gesamten Saison von Oktober bis April Skispaß für jedermann.

Der Whisky ist natürlich nicht weit

Am Südrand des schottischen Hochlandes unmittelbar vor den Toren des beliebten Touristenortes Fort William und nur einen Steinwurf vom Nordende des Loch Linnhe sowie der Atlantikküste entfernt, befindet das Skigebiet der Nevis Range. 1989 als Aonach Mor (sprich: „a-knock-moor“) eröffnet, wurde es nach kurzer Zeit in Nevis Range umbenannt, da viele Leute Schwierigkeiten hatten, den Namen des Areals richtig auszusprechen oder gar zu behalten. Mit Blick auf die Spitze des Ben Nevis bieten zwölf moderne Liftanlagen mit einer Kapazität von 9600 Personen pro Stunde Anschluss an ein Pistennetz mit einer Gesamtlänge zwanzig Kilometern. Hinzu kommen weitere 15 Kilometer nicht präparierte Abfahrten. Die längste erstreckt sich über zwei Kilometer, die höchst gelegene beginnt bei 1221 Metern. Und während das Skigebiet aufgrund seiner Streckenprofile besonders bei Anfängern und Fortgeschrittenen hoch im Kurs steht, kommen echte Könner auf der so genannten Nid Ridge, einer anspruchsvollen schwarzen Piste, voll auf ihre Kosten.

Schottland / Scotch

Ein Schluck Scotch hilft beim Aufwärmen nach Stunden in der Kälte

In Argyll zwischen dem Whiskyzentrum Oban und Fort William an der schottischen Westküste liegt ein weiteres beliebtes Skigebiet: Glencoe. Das nur zweihundert Hektar große „White Corries“ Areal, in dem 1961 der erste Sessellift in Betrieb genommen wurde, besticht durch das fantastische Panorama eines geschichtsträchtigen Tales. Denn hier wurden im Januar 1692 die Jacobiter-freundlichen MacDonalds of Glencoe von einer königstreuen Gruppe unter der Leitung von Robert Campbell of Glenlyon während des so genannten „Massacre of Glencoe" heimtückisch ermordet, nachdem die Campbell zuvor tagelang deren Gastfreundschaft genossen hatten. Bis auf elfhundert Meter hinauf geht das kleine Skigebiet mit seinen 16 Pistenkilometern. Sieben Liftanlagen bedienen 17 Abfahrten. Glencoe bietet ein Freestyle Terrain, ein Freeride Terrain, alpine Abfahrten und spezielle Anfängerhügel. Die längste Abfahrt, eine schwarze Piste mit dem trefflichen Namen Fly Paper, auf der 1996 die FIS World Cup Speed Skiing Championship ausgetragen wurden, misst 1,6 Kilometer und überwindet einen Höhenunterschied von 800 Metern.

Übrigens: An der schottischen Westküste gibt es für Skifahrer und Snowboarder noch eine weitere Möglichkeit ihrem Hobby zu frönen. In Bellahouston Park bei Glasgow bietet das „Glasgow Ski Centre“ auf künstlichen Pisten von Oktober bis April die Möglichkeit, unter Flutlicht Technik und Können zu verfeinern.

Schottland / Dudelsack

 

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