Reiseführer Rom

Sant`Andrea della Valle

Die Kirche mit einer der schönsten und größten Kuppeln Roms und einer imposanten Fassade, die „den Geist des Spätbarocks widerspiegelt“, war die Antwort des Theatiner-Ordens auf den Bau der Kirche Il Gesù. Mit deren Bauherren, dem Jesuiten-Orden, sahen sich die Theatiner in einem heftigen Wettstreit um Reformansätze in der katholischen Kirche. Es war die Zeit der Gegenreformation.

Rom: Sant`Andrea della Valle

Kirchenbauten waren damals langwierige Unternehmungen, oft gezeichnet von Rivalitäten und geradezu grotesken Eifersüchteleien unter den Baumeistern. Plötzliches Ableben von Verantwortlichen oder schlichter Geldmangel führten nicht selten zu jahrelangen Unterbrechungen. Auch der Kirchenbau der Theatiner blieb davon nicht verschont.

Der Orden hatte seinen eigenen Baumeister, doch Kardinal Gesualdo, der Geldgeber, favorisierte seinen Architekten, Giacomo della Porta. Als die Geldquelle versiegte, lag die Baustelle brach bis ein neuer, finanzstarker Stifter die Szene betrat und mit Carlo Maderno (dem Schöpfer der Hauptfassade der Peterskirche) einen sehr prominenten Architekten ins Spiel brachte. Maderno leistete die Hauptarbeit an der Andrea della Valle. Er vollendete Langhaus, Querschiff und Chor, konzipierte die Kuppel und schloss 1622 die Arbeiten an ihr ab. Er entwarf auch die Fassade, die aber erst Jahrzehnte nach seinem Tod von Carlo Rainaldi und Carlo Fontana mit erneuten Änderungen fertiggestellt wurde (1665/66).
Eine besonders hitzige Fehde entbrannte zwischen den beiden Künstlern, die man für die Fresken engagiert hatte. Mit harten Bandagen kämpften Domenichino und Giovanni Lanfranco um Aufträge und Anerkennung. Es wurden Intrigen gesponnen und sogar ein angeblicher Mordversuch Domenichinos an Lanfranco kam zur Verhandlung, ohne ihm etwas nachweisen zu können.

Rom: Sant'Andrea della Valle

Das von einem Tonnengewölbe überdeckte prächtige Kirchenschiff mit den breiten und hohen Arkaden und seiner überkuppelten Vierung wurde einer größeren Öffentlichkeit bekannt, als Giacomo Puccini das Gotteshaus zum Schauplatz des ersten Akts seiner Oper „Tosca“ machte. Den seiner Phantasie entsprungenen Künstler Mario Caravadossi lässt er die Fresken ausmalen und seine eifersüchtige Geliebte Tosca beschwichtigen, ehe sich das Geschehen in den Palazzo Farnese verlagert und in der Engelsburg ein blutiges Ende nimmt.

Apsis und Presbyterium sind mit Fresken Domenichinos ausgeschmückt. Lanfrancos großartiges Fresko „Die Glorie des Paradieses“ in der Kuppel gilt als sein Meisterwerk.  Aber selbst hier verstand es Domenichino, sich in Szene zu setzen, und in den Zwickeln der Kuppel seine Version der vier Evangelisten unterzubringen.

Man kann die Kuppel der Sant`Andrea della Valle schon von weitem sichten. Ein im Verhältnis zur Haube mit dem „Zipfel“ (Laterne) darauf auffallend hoher Tambour, der mit großen Fenstern versehen wurde, streckt den Turm mächtig in die Höhe. Auch die zweigeschossige Fassade aus Travertin beeindruckt mit einer plastischen Gliederung, die vier Doppelsäulenpaare zum Leitmotiv erhebt. Auf halber Höhe der Fassade steht links ein Engel mit ausgebreiteten Flügeln. Keine gute Arbeit, meinte Papst Alexander VII. anlässlich der Besichtigung. Der unbekannte Bildhauer soll geantwortet haben: „Gut, dann wird das Pendant auf der rechten Seite eben nicht angefertigt!“ Und dabei blieb es.





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