Reiseführer Rom

Santa Croce in Gerusalemme

Die Kirche zum Heiligen Kreuz von Jerusalem gehört zu den sieben römischen Pilgerkirchen, die nach frühchristlicher Tradition innerhalb eines Tages besucht werden sollten. Die Geschichte dieser Kirche reicht bis in das 4. Jahrhundert zurück in die Zeit Kaiser Konstantin des Großen. Während seiner Herrschaft wurde das Bekenntnis zum Christentum legalisiert und der neue Glaube als Staatsreligion etabliert. Die Überlieferung will, dass Konstantin den Bau der Kirche veranlasste, um den Reliquien der Passion Christi, die seine Mutter Helena „unter wundersamen Umständen“ im Jahre 326 in Jerusalem in ihren Besitz gebracht hatte, einen angemessenen Ort der Verehrung zu geben. Ihm schwebte eine römische Christusgedächtnisstätte ähnlich der Grabeskirche in Jerusalem vor.

Rom: Santa Croce in Gerusalemme

Bemerkenswert an der Kirche des Konstantin ist, dass sie nicht von Grund auf neu errichtet wurde, sondern unter Nutzung vorhandener Bauten des kaiserlichen Palastes Gestalt annahm. Konstantins Residenz lag inmitten einer ausgedehnten Villenanlage zwischen Esquilin- und Caelius-Hügel. Der christliche Kultraum entstand in einem Saal des Palastes mit einer Grundfläche von 36 X 25 Metern und 22 m Höhe. Seine Seitenfronten zeigen noch das ursprüngliche Ziegelmauerwerk, das sich in der Antike dank eines Außenputzes nicht so nackt präsentierte wie heute. Der Saal, der zu einer Kirche wurde, erhielt eine Apsis, die fast die gesamte Breite des Baues einnahm. Eine Einteilung in Hauptschiff und Seitenschiffe wurde nicht vorgenommen. Sie erfolgte erst in den Jahren 1144/45 im Zuge einer durchgreifenden Erneuerung unter der Ägide von Papst Lucius II. Der spätantike Bau wich einer dreischiffigen Säulenbasilika, erhielt einen romanischen Glockenturm und einen Kreuzgang.

Rom: Santa Croce in Gerusalemme, Apsis mit Fresko

Apsis mit Fresko

Noch einmal wurde sechs Jahrhunderte später an der Fassade Hand angelegt. Ein barocker Vorsatz, beschwingt, elegant, mit kräftigen Konturen veränderte die Frontpartie dramatisch: Mächtige Pilaster, ein von Säulen gerahmtes Mittelportal, der Segmentgiebel und darüber die Balustrade, gekrönt von einem geschweiften Sockel mit Kreuz und großen Statuen (Kaiserin Helena mit dem Kreuz ganz links, ihr Sohn Konstantin ganz rechts) gliedern die Fassade.

Die im 18. Jahrhundert an vielen römischen Kirchen vorgenommene Barockisierung der  Fassaden gab in diesem Fall Papst Benedikt XIV. in Auftrag. Ausgeführt wurde sie von den Architekten Domenico Gregorini und Pietro Passalacqua. Ähnlichkeiten mit der konvex-konkaven Fassadengestaltung des großen Francesco Borromini sind kein Zufall. Die Umgestaltung verhalf der Croce zu einem kuppelgewölbten Atrium, das sich queroval an das Portal anschließt.

Rom: Santa Croce in Gerusalemme, Bodenmosaik

Bodenmosaik

Tritt man aus dieser Vorhalle in den Innenraum, fällt als erstes die Höhenbetonung ins Auge. Verantwortlich für diesen Eindruck sind die acht antiken Granitsäulen im Wechsel mit hohen, durch Bögen verbundene Pilasterpfeiler, unterstützt noch durch die helle, figurenreiche Deckengestaltung und den farbig leuchtenden, mittelalterlichen  Mosaikfußboden. Am Ende des Mittelschiffs entfaltet die Apsis ihre ganze ausladende Pracht. Unter der oberen Zone mit dem segnenden Christus erzählt ein farbenfroher Freskenzyklus von der Auffindung des „wahren Kreuzes“ durch Kaiserin Helena.

Links von der Apsis führt eine Treppe auf das ursprüngliche Niveau der Basilika  hinab zur Kapelle der hl. Helena, darin Mosaiken zu sehen sind, die Christus zeigen als Weltenrichter mit den vier Evangelisten und Szenen aus der Geschichte des hl. Kreuzes. Unter dem Fußboden soll Erde vom Kalvarienberg liegen, von dem Ort, an dem Jesus gekreuzigt wurde, mitgebracht von Helena im Jahre 326, als sie mit den Passionsreliquien heimkehrte. Die von den Gläubigen verehrten kostbaren Mitbringsel werden in einer Kapelle bewahrt, die man vom linken Seitenschiff aus erreicht. Es sind ein Nagel vom Kreuz, drei Splitter vom Holz des Kreuzes, Dornen der Krone Christi und Teile der Inschrifttafel, die am Kreuz befestigt war. Sie trägt die Aufschrift „Jesus von Nazareth, der König der Juden“ in griechischer, hebräischer und lateinischer Sprache. Wissenschaftliche Untersuchungen bestätigten 2004 das Alter der Holztafel und trugen dazu bei, die in der Regel als Legende abgetane Geschichte von der Auffindung des Kreuzes in einem anderen Licht zu sehen.
Nicht jedem Besucher gefällt die prunkvolle Präsentation der Reliquien, die eigentlich keiner Aufwertung mittels kostbarer Materialien bedürfen.

Seit 1561 stand die Santa Croce in Gerusalemme unter der Obhut der angegliederten Zisterzienserabtei gleichen Namens. 2011 kam das abrupte Ende. Ein Dekret des Präfekten der Ordenskongregation löste die Zisterzienserabtei auf und verpflichtete die dreißig Mönche, innerhalb von zwei Monaten Rom zu verlassen und in anderen italienischen Klöstern um Aufnahme zu bitten. Hintergrund der drastischen Maßnahme waren offenbar liturgische Missbräuche durch Mönche und Probleme in der Lebensführung der Gemeinschaft sowie ein Übermaß an weltlichen Aktivitäten.

(Piazza Santa Croce in Gerusalemme)





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