Reiseführer Rom

Moses – Brunnen

Papst Sixtus V., einer der großen „Bauherrenpäpste“, erteilte 1585 den Auftrag zum Bau des Moses-Brunnens. Das nötige Wasser gab es vor Ort allerdings nicht. Einen Ausweg bot die Reaktivierung einer altrömischen, im Mittelalter verfallenen Wasserleitung. Diese mehr als 22 km lange „Aqua Alexandrina“ verlief zunächst unterirdisch, dann über ein Aquädukt aus Ziegelsteinbögen nach Rom.

Moses-Brunnen

Erbauer des aufwändigen Transportwegs war der „Kindkaiser“ Marcus Aurelius Severus Alexander, der als 14jähriger im Jahre 222 n. Chr. auf den Thron gesetzt wurde, während seine Mutter als Regentin die Fäden zog. Vier Jahre später ließ er die Wasserleitung bauen, um den von ihm erweiterten Thermen des Nero ausreichend Wasser zuzuführen. 235 wurde er mit seiner Mutter im fernen Germanien nahe Mogontiacum, wie Mainz damals hieß, bei einer Meuterei römischer Soldaten ermordet.

Seine Wasserleitung kam nach tausend Jahren der Vernachlässigung wieder zu Ehren, als Sixtus V. nur wenige Tage nach Antritt seines Pontifikats den Zufluss nach Rom wiederherstellen ließ und damit die Erschließung bis dahin unbesiedelten städtischen Terrains ermöglichte. Zur Feier dieses Ereignisses taufte er die wiederhergestellte Wasserleitung „Acqua Felice“ (sein bürgerlicher Name war Felice Peretti) und noch heute sprechen die Römer von dem Brunnen als der „Fontana dell` Acqua Felice“.

Die Versorgung Roms mit Trinkwasser war lebenswichtig und für jeden Machthaber eine Herausforderung. Wer durch Neubauten oder Erweiterungen seinen Gemeinsinn unter Beweis stellte, verschaffte sich hohes Ansehen. Natürlich sollte seine Rolle als Stifter und Bauherr dauerhaft in Erinnerung bleiben und so gerieten die Brunnenanlagen üblicherweise zu kostspieligen Prachtbauten – so auch im Fall des Moses-Brunnens.

Als seinen Hausarchitekten konnte Sixtus V. den aus einer berühmten Architektenfamilie im Kanton Tessin stammenden Domenico Fontana gewinnen. Dessen Neffe war der ebenfalls in Rom tätige Meister des frühen Barock, Carlo Maderno, und auch Franceso Borromini, der ewige Rivale Berninis, war ein entfernter Verwandter.

Mosesbrunnen, Rom

Die Ähnlichkeit mit antiken Triumphbögen ist kein Zufall. Fontana griff bewusst diesen Typ auf und schuf drei Bogenstellungen mit vorgestellten Halbsäulen. Sie tragen den Architrav. Darüber erstreckt sich über die ganze Breite die Abschlusswand, die sog. Attika, die wie die altrömischen Vorbilder eine textreiche Inschrift trägt. Das päpstliche Wappen im Giebel krönt die monumentale Schauwand. Als Baumaterial wurde Travertin verwendet, der größtenteils schon vorgeformt war, da man die nahen Thermen des Diokletian als bequemen Steinbruch nutzte. Zum Team Fontanas gehörten seine Assistenten Matteo da Città und Giovanni Fontana. Die Zentralfigur in der Mittelnische, der überlebensgroße, etwas massig geratene Moses ist das Werk zweier weniger bekannter Künstler, Prospero Antichi und Leonardo Sormani, die beide viel Spott wegen des „Mosè ridiculo“, des lächerlichen Moses, einstecken mussten. Einer von ihnen soll sogar vor Gram an gebrochenem Herzen gestorben sein. Ihr Pech war, dass sich ein Vergleich mit dem großartigen Moses des Michelangelo in der Kirche San Pietro in Vincoli geradezu anbot. Die flankierenden Reliefs zeigen einmal Aaron, der die Juden zu einer Quelle in der Wüste führt (von Giovan Battista della Porta) und zum anderen Josua, der sie trockenen Fußes durch den Jordan begleitet, eine Arbeit von dem römischen Bildhauer spanischer Herkunft Flaminio Vacca.

Die vier wasserspeienden Löwen sind Kopien. Die altägyptischen Originale kann man in den Vatikanischen Museen bestaunen.

Wie sich der päpstliche Auftraggeber des Brunnens der Nachwelt empfahl, ist auf der Attika festgehalten:

Papst Sixtus V. aus Piceno
hat das Wasser aus dem Gebiet von Colonna
linker Hand der Via Praenestina
durch die Sammlung vieler Adern
in windungsreicher Führung vom Auffangbecken
20 Meilen, vom höchsten Punkt 22 Meilen weit herangeführt
und „Felice“ nach seinem Namen vor dem Pontifikat genannt

Und auf dem Architrav ist zu lesen:

Begonnen hat er im 1. Jahr seines Pontifikats und (das Werk) im 3. Jahr vollendet, 1587

(Piazza San Bernardo)





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