Text und Fotos: Judith Weibrecht
Die Luft flimmert vor Hitze so stark, dass sich die knorrigen Korkeichen und die Olivenbäume vor rotbrauner, von der Sonne versengter Erde zu wellen scheinen. Schweiß rinnt und brennt auf der Haut. Die Ruhe und die Hügel scheinen endlos, die weiß gekalkten Dörfer liegen still. Reist man auf zwei Rädern durchs Alentejo, behält man tiefe Eindrücke von Landschaft und Menschen. Além Tejo, jenseits des Tejo, liegt dieses vergessene Land voller Zeit. Es ist die flächenmäßig größte Region Portugals und gleichzeitig die am dünnsten besiedelte.
Kein besseres Fortbewegungsmittel käme einem hier in den Sinn, so man sich überhaupt fort bewegen möchte, als ein Fahrrad. Eines der lusitanischen Pferde, die hier gezüchtet werden, vielleicht noch, oder doch eher ein Grautier. Gerade kommt eines vorbei, einen Karren ziehend. João heißt der Mann mit dem Esel und dem braun gebrannten, zerfurchten Gesicht und hält an. „Diiia!“ grüßt er dann. Taaag! Alles wird lang gezogen, auch die Zeit, die keine Bedeutung zu haben scheint. Gefühlte drei Minuten dauert die Begrüßung, eine weitere halbe Stunde ein Pläuschchen. Warum ich denn weiter wolle? Ich weiß auch nicht ...
Das war in Lissabon anders, hektischer. Gestern und vorgestern. Rad zu fahren trauten wir uns dort nicht zu, obwohl es auch da durchaus Strecken gäbe. Die Docas, ehemalige Docks und heutige Spaßmeile am Tejo entlang bis hinaus nach Belém etwa, zum Torre de Belém, zum Jerónimos-Kloster, zum Denkmal der Entdecker! Oder man rollt die Avenida da Liberdade hinab, die man sich allerdings mit vielen Autos teilen muss, macht ein Päuschen an einem der zahlreichen schmiedeeisernen Kioske bei einem galão, einem Milchkaffee im Limoglas, landet am Ende vielleicht bei „Eduardinho“ auf einen Ginja, einen Aufgesetzten mit Kirschen. Ein Schluck und weg!
In Lissabon - noch ohne Fahrrad
Stattdessen ratterten wir per Straßenbahn Nr. 28 durch Baixa und Alfama, eng an Hauseingängen vorbei. Fuhren mit Aufzügen oder Standseilbahnen die sieben steilen Hügel hinauf und sogen die Blicke auf Stadt und Tejo auf. Ein leichter Wind wehte vom Meer her. Jetzt fehlt er.
Die morschen Knochen warten schon
Denn Évora, die weiße Museumsstadt im Mudéjar-Stil, die einem vorkommt wie das portugiesische Rothenburg, empfängt uns wie ein Backofen. Von Stadtmauern ist sie umgeben. Die Praça do Giraldo mit ihren Arkadengängen ist das beschauliche Zentrum und Treffpunkt für nicht enden wollende Gespräche. Benannt ist sie nach dem furchtlosen Gerhard, der die Stadt 1165 von den Mauren befreit hatte. In der Capela dos ossos, der mit Menschenknochen verzierten Kapelle in der S. Francisco Kirche sagt einem ein Spruch oben an der Wand: „Wir Knochen, die wir hier versammelt sind, warten auf deine!“ Wer es nicht ganz so gruselig mag, besichtige lieber den römischen Diana-Tempel aus dem ersten Jahrhundert.
Hier im belebten Universitätsstädtchen Èvora mit seinen netten Kneipen ging die Radtour los. Kneipen- und Routentipps bekamen wir satt vom netten Didier von bikeiberia! Von ihm kann man sich komplette Routen ausarbeiten lassen, geführte oder selbstgeführte, oder einfach eines der wirklich guten Fahrräder mieten.
1. Tag: Ab Évora geht es via São Matias nach Cromeleque dos Almendres, einer Ansammlung von Menhiren, angeblich die größte derartige Fundstätte in Europa. Steil geht es einen Sandweg hinauf. Ein wenig Muskelschmalz ist schon nötig für die welligen Hügel des Alentejo!
Die Räder zwischen den Menhiren
Dann liegen die rundlichen Steine mit ihren magischen Kräften vor uns, und wir genießen Blicke weit hinein in die Landschaft. Müdigkeit wollen wir allerdings nicht vorschützen, denn wir wollen noch nach Viana do Alentejo mit seiner trutzigen Burg.
Gelb schützt vor bösen Geistern
Viana ist wohl das, was man ein nettes Städtchen nennen muss, und unsere Herberge ist die netteste von allen! In der „Casa de Viana“ wird man von dem verständnisvollen Hausherrn mit kühlem Wasser und einem leckeren Obstkorb empfangen. Und am nächsten Morgen gibt es ein Radfahrerfrühstück mit Käse, Wurst und köstlichen selbst gemachten Marmeladen! Die Räder wurden wie selbstverständlich in den Hausflur geschoben. Überhaupt wird jeder hier am Ort mit Ihnen sprechen wollen, ob Sie Portugiesisch verstehen, oder nicht. Die weißen Häuser sind hier am Ort genau wie die Fenster gelb umrandet zum Schutz gegen die bösen Geister. Ein alter maurischer Brauch. Dass er von den Mauren ist, will man heute nicht mehr wissen. Schließlich hat man sie besiegt.
Weiße Architektur des Alentejo
Am zweiten Tag fahren wir auf ruhigen Nebenstraßen mit lichten Korkeichen- und Olivenhainen, die wie geschaffen sind zum Radfahren, ins pittoreske, weiß gekalkte Alvito. Sogleich werden wir von älteren Herrschaften mit Schiebermützen begrüßt und umringt. Dasselbe passiert uns schweißtreibende 21 Kilometer weiter im Marktstädtchen Vidigueira und auch in Portel. Für die Radpausen ist hier überaus gut gesorgt, denn die Dörfer und Städtchen befinden sich in praktischen Etappenabständen von etwa fünfzehn Kilometern voneinander.
Palaver auf dem Dorfplatz
Eine Bar findet sich immer, doch sind sie nicht immer leicht zu erkennen, z.B. nur an streifigen Plastikvorhängen oder an davor gestapelten leeren Bierkästen. Als Radfahrer bekommt man jedoch schnell Übung darin und hört schon das Palaver aus dem Raum dringen. Auf geht’s zu den leckeren Kleinigkeiten, die man hier probieren kann! Pasteis Bacalhau, Kabeljaupastetchen, Chamusa, mit Hackfleisch und Curry gefüllter Blätterteig, hausgemachter Käse? Weiter nun!
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