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Wo blieb das Erbe?

Vom mittelalterlichen Manila ist wenig geblieben. Die Spanier, die vor den Amerikanern Kolonialherren der Philippinen waren, bauten dort, wo der Fluss Pasig in die weite Bucht von Manila strömt, eine Festung, von der nur noch einige Grundmauern erhalten sind. Eine massige Mauer umgab den Wohnbezirk, der dementsprechend mit nur wenig Fantasie Intramuros genannt wurde. Außen sorgte noch ein Wassergraben für Sicherheit, doch der ist heute zugeschüttet und – man glaubt es zunächst nicht – ein Golfplatz mitten in der Stadt. „Die Filipinos“, sagt Greg Dorris, ein Amerikaner und Pressesprecher der Heritage Conservation Society, „schauen nicht gerne zurück. Sie haben kein Bewusstsein für ihr kulturelles Erbe. Es gibt zwar viele Gesetze und noch mehr zuständige Behörden, aber die machen eigentlich wenig und blockieren sich eher gegenseitig. In Manila stehen eine ganze Reihe von Gebäuden unter Denkmalschutz, doch die meisten sind in Privathand, und niemand hindert die Eigentümer daran, sie einfach verfallen zu lassen.“

Aber die Kirche St. Augustinus mitten in Intramuros (s. Foto) ist doch gut erhalten, teilweise sogar restauriert? Sie wurde nämlich 1945 beschädigt, als die freundlichen amerikanischen Kolonialherren Manila von den japanischen Besatzern durch einen Bombenteppich „befreiten“. Und jetzt steht sie wieder in alter Pracht.
Ja, heißt es, sie gehört ja auch der katholischen Kirche, einer der einflussreichsten Institutionen des Landes, die sich fest im Griff des ebenso machtbewussten wie konservativen Kardinals Sin befindet. Auch seine Familie stammt ursprünglich aus China, sodass die feine Ironie seinem Namen nicht inhärent ist, sondern vor allem englischsprachig sozialisierten Zeitgenossen auffällt.

Die Kirche St. Augustinus ist aber nicht Sitz des Bischofs von Manila; dafür musste eine kalte, pompöse Kathedrale gebaut werden. St. Augustinus war vielmehr eine der ersten Steinkirchen auf den Philippinen. Sie wurde 1587 von Augustinermönchen als Klosterkirche gegründet. Der Kreuzgang zeugt davon, auch Schlafsaal und Esssaal sind noch teilweise erhalten, heute aber Museumsbauten einer sehr ausführlichen Sammlung von Heiligenfiguren und religiösen Gegenständen aus dem gesamten Inselarchipel. Und die anzuschauen es sich lohnt. Denn selten sind derart prunkvolle Messgegenstände, derart opulente Gewänder und reich geschnitzte Beichtstühle zu sehen. Außerdem blicken die Heiligen nirgendwo hingebungsvoller.

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