Reiseführer Trondheim

Freilichtmuseum Sverresborg

Trondheim, Freilichtmuseum Sverresborg

Im Freilichtmuseum: Treffpunkt Alt-Trondheim

Wer das Freilichtmuseum (Trøndelag Folkemuseum) im Süden der Altstadt von Trondheim besucht, betritt geschichtsträchtigen Boden. Auf einem Felssporn stand ursprünglich eine Festung, die den Namen Sverresborg trug und die erste bekannte steinerne Festung des Landes war. Auf Geheiß von König Sverre wurde diese Burganlage Ende des 12. Jahrhunderts erbaut. Zu König Sverres Zeiten sprach man von „Zionsburg“, wie man den Überlieferungen entnehmen kann. Der Name war wohl gewählt. Er bezog sich auf das neben Rom wohl wichtigste Zentrum des Christentums: Jerusalem, das „Zion der Bibel“. Doch von der einst mächtigen Festung sind nur wenige Grundmauern übrig geblieben.

Der Pilger, der heute von Oslo aus nach Trondheim wandert, kommt an diesem sehenswerten Freilichtmuseum vorbei und sollte nicht nur wegen des Cafés ausreichend Zeit für einen Zwischenstopp einlegen. Es lohnt sich!

Trondheim, Freilichtmuseum Sverresborg

Blick auf einen Teil des Meldal-Gehöfts

Rund um den Burgberg hat man nicht nur Teile von Alt-Trondheim „rekonstruiert“, sondern auch eine Niederlassung der Süd-Samen und zahlreiche historische Gehöfte aus der Region rund um Trondheim aufgebaut. An den Originalplätzen konnte man diese Bauwerke nicht erhalten. Das Zugangs- und Empfangsgebäude des Freilichtmuseums ist jüngeren Datums und umfasst den Kassenbereich, den Museumsshop, Ausstellungsräume und ein Café.

Trondheims beinahe verlorene Altstadt

Wer die Trondheimer Altstadt im Museum betritt, der macht eine Zeitreise ins Stadtleben des 18. bis 20. Jahrhunderts. Gleich zu unserer Linken steht das Giedebo-Anwesen aus der Schjoldagerveita 4, das nach dem Brand von 1813 erbaut wurde. Zu seinen Besitzern gehörte im Laufe der Geschichte auch ein aus Hamburg eingewanderter Maurergeselle, der die Gewerkschaftsbewegung in der Stadt maßgeblich beeinflusste. Auch das Haus eines der reichsten Kaufleute der Stadt namens Hans Nissen liegt auf dem Rundweg durch das ausladende, wellige Museumsgelände. Eigentlich waren die Nissens dank der Grundstücksgeschäfte, die Herr Nissen tätigte, schwerreich. Doch seine Gattin ließ es sich nicht nehmen, ein Art Kramladen einzurichten, um Kirschwein, Öl, Dörrobst und andere Waren zu verkaufen. Das Nissen-Haus fällt vor allem durch den von zwei Säulen flankierten überdachten Vorbau auf, der den Eingang des Hauses und die Kramerluke schützt.

Trondheim, Freilichtmuseum Sverresborg

So lebte die Kaufmannsfamilie Nissen

Nicht nur die weißen Bänke vor den Häusern, sondern auch die kunterbunten Fassaden der Altstadt fallen auf: Hier ein Altrosa, dort ein Lindgrün für die Holzfassaden der Gebäude. Mitten auf dem Platz befindet sich ein in Pistazien- und Olivgrün gehaltener Zeitungskiosk, in dem einst auch Norwegens „Adresseadvisen“ verkauft wurde.

Ein Haus für alleinstehende Frauen war das Haus Danielsveita Nr. 2. Welch einen Kontrast bildet die tannengrüne Haustür zum altrosa Fassadenanstrich. Im Nachbarhaus, in dem einst Arbeiterfamilien eine Bleibe fanden, befindet sich heute ein Kramladen. Nicht nur Milchkannen und eine alte Waage stehen auf dem Verkaufstresen, sondern auch eine alte Kaffeemühle. In den Regalen findet man „Norwegische Zahnbürsten“ neben Sunlicht-Seife und IMI-Scheuermittel. Zudem entdeckt der Besucher alte Suppen- und Fischkonserven, alles Staffage, die dazu dient, dem Laden ein historisches Flair zu geben.

Trondheim, Freilichtmuseum Sverresborg

Blick in das Wohnhaus des Gehöfts Meldal

Löwen-Apotheke: Rund um den norwegischen Skisport

Gegenüber dieses Hauses steht die Löwen-Apotheke, die ehemals in der Kongens gate zu finden war. Heute widmet man sich in diesem historischen Gebäude nicht etwa der Geschichte der Pharmazie, sondern der des norwegischen Post- und Telegrafenwesens. Zu sehen sind unter anderem historische Telefonapparate, die in ihrer Gestaltung noch hohe Handwerkskunst verraten, so wie ein von E. M. Ericsson zwischen 1892 und 1925 produziertes Gerät.

Wer sich für Wintersport interessiert, der sollte in der Löwen-Apotheke das Skimuseum besuchen. Hier findet man unter anderem die Skiausrüstung der norwegischen Langlauf- und Skisprungelite. Die zahlreichen gewonnenen Pokale des Skilanglaufweltmeisters Magne Myrmo hat man ebenso ausgestellt wie die Trophäen des Skispringers Bjørn Wirkola, der dreimal hintereinander die Vierschanzentournee gewann und nach Abschluss seiner Wintersportkarriere auch als Profi-Fußballer bei Rosenborg Trondheim zu überzeugen wusste. Man sieht historische Schwarz-Weiß-Aufnahmen von norwegischen Wintersportstars aus den 1920er Jahren und einige szenische Inszenierungen, die dem Skisport als norwegischem Volkssport gewidmet sind. Am Ende werfen wir noch einen Blick in die Werkstatt eines Skiherstellers, ehe wir wieder in die Trondheimer Altstadt eintauchen.

Trondheim, Freilichtmuseum Sverresborg

Zu Besuch beim Zahnarzt

Hier wurde den Trondheimer auf den Zahn gefühlt

Wer wissen möchte, wie einst ein Zahnarzt in der Stadt Karies behandelte, der besucht Thanemgården, ein dreiachsiges weißes einstöckiges Haus. Neben dem Hauptbehandlungsraum gibt es einen zweiten Behandlungsraum, ein Wartezimmer und ein Labor zu sehen. Bestaunen kann man Behandlungsstühle mit mechanischen Bohrmaschinen und zudem ein Röntgengerät von 1920. Erinnert wird in der kleinen Ausstellung auch an den ersten Zahnmediziner der Stadt namens Louis Jahn, ein gebürtiger Däne, der 1830 mit einer Theatergesellschaft nach Trondheim kam.

Bergmannsbehausung und Samenhütten

Verlassen wir nun die Altstadt Trondheims und machen einen Ausflug aufs Land: Aspaasgården ist ein sehr schmuckes Bergmanshaus aus Røros, der alten Bergbaustadt südlich von Trondheim. Per Andersen, einem Tischler aus dem Kupferbergwerk in Røros, ist die Ausschmückung der Fassade mit Barock- und Rokoko-Elementen zu verdanken. An den Ausläufern des Burgbergs, auf dem einst die Festung Sverresborg stand, sehen wir die Sommer- und die Wintererdhütten der Südsamen, die einst von ihren Rentierherden lebten.

Trondheim, Freilichtmuseum Sverresborg

Aspaasgården aus Röros

Vom Fischerdorf zum Oppdalshof

Für die Bauern und Fischer von Lo, nahe Levanger, wurde die Lo-Kirche errichtet, deren rote Verschalung nicht zu übersehen ist. Anschließend besuchen wir ein inszeniertes Küsten- und Fjorddorf, zu der auch die aus dem 12. Jahrhundert stammende Stabkirche von Haltdalen gehört. Darüber hinaus sehen wir unweit eines kleinen Teiches ein Bootshaus und das Haus eines Häuslers.

Trondheim, Freilichtmuseum Sverresborg

Stabkirche von Haltdalen

Über einen Naturlehrpfad, an dem Wacholder, Mehlbeeren, Fichten, Sal-Weiden und Traubenkirschen gedeihen, geht es bergan zu einem Gehöft aus Meldal. Dieses Gehöft besteht aus dem Haupthaus, einer Stallung, dem Kochhaus, der Schmiede, der Sauna und dem Speicher. Aus den schlichten im Blockhausstil erbauten Nebengebäuden des Oppdals-Gehöfts ragt das Detli-Haus heraus. Es ist das 1817 errichtete Wohnhaus des Hofs, dessen Eingangsbereich reich verziert ist. Die roten Fensterlaibungen und Fensterläden sowie die Eingangstüren mit angedeuteten Flachpfeilern und einem Halbbogen als oberem Abschluss sind die Hingucker der Bauernhausarchitektur aus Oppdal.

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Prächtig geschmückter Eingang zum Detli-Haus, Teil des Oppdals-Gehöft

Zum Abschluss besuchen wir den Nesset-Hof, zu dem eine Schmiede, Speicherhäuser, eine Scheune, ein Kuhstall und das Haupthaus gehören. In Letzterem wird heute ein privater Kindergarten betrieben. Bisher haben vor allem die jüngeren Besucher vergeblich Ausschau nach Schweinen, Schafen, Ziegen, Enten, Gänsen und Hasen gehalten. Sie erwartet man eigentlich in einem Freilichtmuseum. Doch in Trondheim zeigt man keine alten Haustierrassen, sondern beschränkt sich am Nesset-Hof auf die Haltung einiger Schweine und Ziegen.

Informationen

Sverresborg - Trøndelag Folkemuseum
http://sverresborg.no/english/