Reiseführer Trondheim

Bakklandet und Kristiansten

Trondheim, Bakklandet

Dass dieser Stadtteil am Ufer des Nidelva mit seinen bunten Holzhäusern nicht der Spitzhacke zum Opfer gefallen ist, grenzt bis heute an ein Wunder. Besonders an Sommerwochenenden drängen sich die Trondheimer in den Gassen und Straßencafés dieses Quartiers. Ähnlich wie Berlin-Kreuzberg ist auch das ehemalige Arbeiterquartier Bakklandet heute eine begehrte Wohnadresse, wenn es nicht gleich die Trondheimer Hafencity sein soll. Nichts mehr ist von den Holzhäusern aus dem 17. Jahrhundert erhalten geblieben. Sie wurden während der Belagerung der Stadt und der Festung Kristiansten im Jahr 1718 zerstört. Doch nachdem die schwedischen Truppen nach dem Tod ihres Oberbefehlshabers, des schwedischen Königs Karl XII., Hals über Kopf Trondheim verlassen hatten, begann der rasche Wiederaufbau. Seeleute, Fischer und einfache Arbeiter ließen sich nun in Bakklandet nieder.

Bakklandet, ein herausgeputztes Quartier

Ockergelb, Rosa, Weiß und Blutrot – das sind die Farben, in die die Fassaden vieler Holzhäuser getaucht sind. Man findet hier in kleinen Geschäften allerlei Dekoratives für die Einrichtung der eigenen vier Wände. Eine Modeboutique ist im Quartier ebenso zu finden wie der Fast-Food-Imbiss an der Ecke. Ein Fahrradladen, der mit historischen Emailleschildern auf sich aufmerksam macht, versorgt seine Kunden, die nebenan in der „Skydsstation“ Kaffee und Kuchen genießen. Vor dem Eckhaus Nedre Baklandet 1 genießen einige Sonnenhungrige unterdessen ihren Café to go. In der Nygate entdecken wir schließlich eine Galerie für Glas- und Metallkunst namens Gallerie Høie, die sich vor allem auf dekorative Metall- und Glasarbeiten spezialisiert hat. Einige der Objekte zieren die Fassade des roten, verschalten Holzhauses.

Trondheim, Baklandet skydsstation

Essen und Trinken in Bakklandet

Doch es treibt uns noch einmal in die Nedre und Ovre Bakklandet, auch weil wir irgendwo einkehren wollen: Das Kalas & Canasta ist, wie wir feststellen, ebenso gut besucht wie Annas Kafé. Wie wäre es zum Lunch mit Thai inspiriertem Salat oder Beaf Tatar im Kalas & Canasta? Auch Bouillabaisse mit Garouille steht auf der Karte dieses Restaurants. Oder wie wäre es mit der Dromedar Kaffebar, unschwer am schwarzen Dromedar im Namensschild auszumachen? Also lassen wir uns doch dort den Cortado oder Da Vinci Latte nach einem Bummel durch Bakklandet schmecken.

Der Treffpunkt im Quartier schlechthin ist Bakklandet Skydsstation. Das heute sehr beliebte Café entstand am Ende des 18. Jahrhunderts, erfuhr aber in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einige Umbauten. Dass hier einst Milch und Brot verkauft und Pferde gehalten wurden, weiß heute kaum einer der Cafégäste.

Trondheim, Bakklandet, Fahrradlift

Mit dem Fahrradlift geht’s leichter

Verlassen wir nun das quirlige Bakklandet. Entweder geht es über die alte Holzbrücke wieder in die Stadt oder steil hinauf zur Festung Kristiansten. Für alle, die mit dem Rad zur Festung wollen, gibt es eine Aufstiegshilfe: der weltweit erste Fahrradlift. Doch ohne Geschick und ein wenig Anstrengung geht es auch mit dem Fahrradlift nicht bergan. Man muss sein Rad dicht, aber nicht allzu dicht am Bordstein entlang führen. Der rechte Fuß steht dabei auf einer Platte, die mit einem unterirdischen Seilzug verbunden ist. Das Gewicht muss bei der Fahrt auf das rechte gestreckte Bein verlagert werden, denn sonst wird man unterwegs die Balance verlieren – und das passiert sehr vielen Nutzern. Mittels der unterirdischen Schub-Technik wird der Radfahrer den Berg hinaufgeschoben, wenn er denn alles richtig gemacht hat. Massentauglich scheint, so die Beobachtung, diese technische Neuerung nicht und so laufen denn auch einige schlicht und ergreifend die steile Straße hinauf zum Kistianstenbakken.

Trondheim, Bakklandet

Die alte Stadtbrücke über den Nidelva

Eine nie eingenommene Festung

Hoch über Bakklandet und der Stadt Trondheim thront Kristiansten, eine Festung, die zwischen dem Ende des 17. Jahrhunderts und den ersten Jahren des 18. Jahrhunderts genutzt wurde. Zu verdanken ist der Festungsbau den beiden Baumeistern General Johan Caspar von Cicignon und Anthony Coucheron. Sie waren auch ganz maßgeblich nach dem Stadtbrand von 1681 an der Stadtplanung und dem Stadtplan beteiligt. In jenem Jahr begann der Festungsbau, um die Stadt gegen einen Einfall schwedischer Truppen zu schützen. Vergeblich versuchten die Schweden, im Großen Nordischen Krieg die Festung einzunehmen.

Verstärkt wurde die Festung im Laufe der Zeit noch durch eine Bastion im Osten und zudem die Møllenberg-Schanze. Im weiteren Verlauf der Geschichte erfolgten zusätzliche Modernisierungen, die der veränderten Waffentechnik Rechnung trugen, darunter auch der Bau der Grüners- und Frølichs-Reduten, die allerdings heutzutage kaum mehr als solche auszumachen sind. Weithin sichtbar ist allerdings der weiß geschlämmte Donjon.

Trondheim, Kristiansten

Niemals von den Schweden eingenommen: die Festung Kristiansten

Die Festung ist auch nach der „Entfestung“ ein historischer Ort von Bedeutung geblieben: 1905 feierte man mit Salutschüssen die Auflösung der Union mit Schweden und die Wahl des dänischen Prinzen Carl zum norwegischen König. Nach dem Einmarsch deutscher Truppen wurden auf der Festung Widerstandskämpfer hingerichtet. Eine Gedenktafel mit der Aufschrift „Hier wurden norwegische Patrioten während des Krieges 1940-1945 hingerichtet“ erinnert an dieses Ereignis. Schließlich fanden nach dem Zweiten Weltkrieg der norwegische Nazi und Gestapo-Kollaborateur Henry Rinann und einige seiner Gefolgsleute auf Kristiansten den Tod.

Informationen

Bakklandet Skydsstation
http://www.skydsstation.no/public.aspx?pageid=61126

Annas Kafé
http://www.annaskafe.no/om.html

Kalas & Canasta
http://www.kalasogcanasta.no

Dromedar Kaffebar
http://dromedar.no/

Gallerie Høie
http://www.stenvighoie.no/galleri-bakklandet