Reiseführer Bergen

Tour 2: Ein Bummel durch Alt-Bergen (Teil 2)

Trockenfisch und Walfang

Verlassen wir das Gelände durch das Ausgangstor an der Nordflanke, dann können wir einen Blick in das Norwegische Fischereimuseum werfen, das den Charme eines Heimatmuseums verbreitet und gänzlich auf moderne Technik verzichtet. Wer den Duft von Trockenfisch als sinnliches Erlebnis braucht und sich in die Geschichte der Fischerei vertiefen will, sollte das Museum besuchen. Dort ist nicht nur ein Speicher für Trockenfische inszeniert worden, sondern auch die Werkstatt eines Tonnenmachers. Zudem beherbergt das Museum zahlreiche Schiffsmodelle, die einen Überblick über die Entwicklung des Schiffsbaus ermöglichen. Die Themen Wal- und Robbenfang werden ebenso behandelt wie verschiedene Methoden der Fischerei mit Treibnetzen und Langleinen.

Bergens museale Stadtgeschichte

Ein Kapitel der Stadtgeschichte wird im Bryggen Museum  aufgeschlagen, das sich unweit der romanischen Marienkirche befindet. Archäologische Grabungen haben die ältesten Häuser Bergens aus dem 12. Jahrhundert zutage gefördert. Die Überreste von fünf Häusern, teilweise beim ersten Bergener Stadtbrand 1170/71 vernichtet,  sind nunmehr im Museum zu sehen. Wandert der Besucher durch die weitere Ausstellung, so erlebt er das mittelalterliche Bergen, dessen Blüte auf dem Seehandel basierte. Das teilweise wieder aufgebaute Brygge-Schiff ist einer der „Hingucker“ dieses Ausstellungsbereichs. Innerhalb eines inszenierten Doppelhofes erhält der Besucher Einblick in das städtische Leben, erfährt, wie es um die Hygiene bestellt war, betrachtet er eine Zweisitzertoilette, die aus dem Bugården stammt. Die Atmosphäre in einem hanseatischen Gildehaus wird im Museum ebenso lebendig gemacht wie mittelalterliches Handwerk in der Øvregatan. Dass Bergen Königssitz war, wird als Thema ebenso angeschnitten wie die Bedeutung der Stadt als religiöses und kulturelles Zentrum.

Marienkirche in Bergen, Norwegen

Die Marienkirche war die Kirche der deutschen Kaufleute zur Hansezeit

Die Kirche deutscher Kaufleute

Oberhalb des Museums steht die romanisch-gotische Marienkirche (Mariakirken), die während der Hansezeit die Kirche der deutschen Kaufleute, Gesellen und Lehrjungen war. Auffallend sind die beiden Doppeltürme ohne spitze Dachhelme und das romanische Bogenfeld des Eingangs mit den dortigen Säulen mit Würfelkapitellen. Stadtbrände führten dazu, dass diese Kirche, die einen kostbaren spätgotischen Klappaltar besitzt, mehrmals erneuert werden musste. Christliche Tugenden schmücken die barocke Kanzel. Bis 1839 wurde hier noch Gottesdienste in deutscher Sprache abgehalten. Dass auf dem Kirchhof Grabkreuze mit deutscher Inschrift zu finden sind, überrascht wenig, lag der Kirchhof dicht bei der hanseatischen Niederlassung bryggen. Schräg gegenüber der Kirche, in der Straße Kroken mit seinen weiß angestrichenen, aus dem 18. und frühen 19. Jahrhundert stammenden Häusern, wurde nicht nur die Bergenser Bürgerwehr aus der Taufe gehoben, sondern auch der Entdecker des Lepraerregers, Gerhard Henrik Armauer Hansen, geboren.

Bergen, Norwegen

Bunt gestrichene Häuser an den steilen, kopfsteingepflasterten Gassen oberhalb der Marienkirche

Ähnliche Häuser findet man in der Nedre Stølen sowie den abschüssigen schmalen Gassen wie Klingesauet. Über Wesenberg und Nikolausauet gelangt man zur Black Catsauet. Hier steht ein Haus, das in seiner Farbgebung gegenüber dem vorherrschenden Weiß und dem gelegentlichen Ockergelb absticht: In Schwarz und Rot getaucht, ist der Treffpunkt der Freunde von Tattoos und Piercing. Witchy Bitchy Beauty Spot heißt dieser Laden in der Nikolaikirkeallmenning 4.

Hinauf geht es dann in die Forstandersauet und Langveien bis zur Vetrlidsallmenningen. Über eine Treppe und vorbei an einer der ältesten Schulen der Stadt wird die  Talstation der Fløybahn erreicht. Dabei handelt es sich um eine Standseilbahn, die hinauf auf den Fløyen fährt.