Unterwegs in der niederländischen Provinz Zeeland

 

Middelburger Stadtgeschichten

Niederlande - Middelburg - Abtei Onze Lieve Vrouwe

Abtei „Onze Lieve Vrouwe“

Schon lange laufen die großen Warenströme an Zeeland vorbei, über die Westerschelde und den Nieuwe Waterweg in die Häfen von Antwerpen und Rotterdam. Das war nicht immer so. Die heutige Hauptstadt Zeelands, Middelburg, war im 15. Jahrhundert eine wohlhabende und zeitweise eine der bedeutendsten holländischen Handelsstädte nach Amsterdam. Aus den glanzvollen Zeiten, die mit dem Ende des 18. Jahrhunderts ein Ende fanden, finden sich in der Innenstadt Middelburgs noch heute zahlreiche sehenswerte Bauten. Einer der ältesten Gebäudekomplexe ist die Abtei „Onze Lieve Vrouwe“ (Unsere Liebe Frau), deren Gründung auf die Zeit um 1127 zurückgeht. Die alten Backsteinbauten fielen allerdings bei einem Angriff auf Middelburg im Mai 1940 Brandbomben zum Opfer. In den im spätgotischen Stil wieder aufgebauten heutigen Gebäuden residieren die Provinzverwaltung und das Zeeuws Museum, das unter anderem 30.000 kunsthistorische Schätze Zeelands bewahrt. Dass die mittelalterliche Atmoshäre der Anlage nicht verloren ging, liegt auch an dem 85 Meter hohen achteckigen Turm der Koorkerk. Der Kirchturm aus dem 15. Jahrhundert ist ein Wahrzeichen der Stadt und wird „Lange Jan“ genannt.

Niederlande - Middelburg - Lange Jan

Kirchturm "Lange Jan"

Gleich nebenan kann man spontan eine Stadtrundfahrt per Pferdekutsche buchen. In gemächlichem Tempo geht’s dann rund um die Abtei und über den Marktplatz. Dass unsere Pferdetaxi-Lenkerin ihre Arbeit in gänzlichem Schweigen verrichtete, tat der Fahrt keinen Abbruch, denn das schmucke alte Rathaus (Stadthuis) aus dem 15. Jahrhundert verbreitet auch wortlos seinen architektonischen Charme. Immerhin gilt es als eines der bedeutendsten gotischen Rathäuser des Landes, auch wenn es zu weiten Teilen nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg rekonstruiert wurde. Etwas außerhalb der Fußgängerzone steht das zwischen 1607 und 1611 im flämischen Renaissance-Stil errichtete Kloveniersdoelen. Vom Haus der Schützengilde - ein Klovenier war eine lange Muskete - bis zum Zentrum für Neue Musik hat der sehenswerte Bau eine wechselvolle Geschichte hinter sich.

Niederlande - MIddelburg - Rathaus

Das alte Rathaus am Marktplatz

Eine weitere Attraktion in der Middelburger Innenstadt ist das Miniatur Walcheren, das weite Teile der Halbinsel Walcheren, auf der auch Middelburg liegt, im verkleienrten Maßstab zeigt. Neben vielen Minidörfern und mehr als 250 Pflanzenarten, rund 25.000 Blumenzwiebeln sowie 1400 Bonsaibäumchen, gibt es vor allem für Kinder verschiedene Belustigungen wie einen Bummelzug, ferngesteuerte Boote und Spielgeräte zum Klettern und Springen.

Im Orkan versank der Reichtum

Niederlande - Zierikzee - Stadttor

Ein Tor zur Stadt

Wesentlich kleiner als Middelburg aber mindestens ebenso attraktiv für einen Bummel durch Vergangenheit und Gegenwart, ist Zierikzee auf der Insel Schouwen-Duiveland. Die Stadt ist Mittelpunkt der Insel und wird auch „Denkmalstadt“ genannt. Mit mehr als fünfhundert Denkmälern gehört Zierikzee zu den zehn wichtigsten historischen Städten der Niederlande. Im 15. Jahrhundert war die Hafenstadt wirtschaftlich so bedeutend, dass sie Amsterdam den Rang ablief. Aus dieser Zeit stammt auch der bis weit über die Stadtgrenzen hinaus sichtbare St. Lievens Monsterturm. 206 Meter und damit höher als alle Türme der Umgebung sollte das 1454 begonnene, im Volksmund „Dicke Turm“ genannte, Bauwerk werden. Doch der Bau fand nie seinen krönenden Abschluss, denn in einem Orkan versank mit der gesamten Handelsflotte auch die Basis des Reichtums Zierikzees. Schließlich schlug noch ein Blitz in den Turm und die dazu gehörige Kirche ein und richtete großen Schaden an. Trotzdem ist der heute „nur“ 64 Meter hohe gotische Hochkantquader ein beeindruckender Bau, der allerdings auch irgendwie etwas geheimnisvoll Düsteres und Bedrohliches ausstrahlt.

Niederlande - Zierikzee - St.Lievens Monstertoren

St. Lievens Monsterturm

Durch drei burgähnliche „Hafenpforten“ wurde Zierikzee im Mittelalter vor ungewollten Eindringlingen geschützt. Die Nobelpoort mit ihren zwei 35 Meter hohen Türmen ist die älteste. Noch bis 1866 wurden abends hier die Tore geschlossen. Wer danach noch in die Stadt wollte, musste für den Einlass bezahlen.

Niederlande - Zierikzee - Hafentor am alten Hafen

Teil des Noordhavenpoort am "Alten Hafen"

Ein reizvolles Ambiente bietet die 1559 errichtete Noordhavenpoort mit dem „Alten Hafen“ und den darin festgemachten Holzseglern. In den Sommermonaten finden von hier durch die in der verwinkelten Innenstadt gelegene Havenplein bis zur Zuidhavenpoort zahlreiche Aktivitäten statt, darunter der jährliche Paardenmarkt (Pferdemarkt). In der Havenplein findet sich zwischen den zahlreichen Cafés und Restaurants das ehemalige Stadtgefängnis. Der Bau aus dem 16. Jahrhundert beherbergt heute das Maritim Museum, das in Ausstellungen über die maritime Geschichte der Stadt informiert. Nicht weit davon entfernt in der Meelstraat lädt das Heimatmuseum (Stadhuismuseum) zu einem Besuch im gotischen Rathaus ein. In dem hoch aufragenden Turm des historischen Gebäudes von 1554 ist ein Glockenspiel mit 40 Glocken untergebracht.

Niederlande - Zierikzee - Rathaus

Rathaus mit Heimatmuseum

Wer wissen möchte, wie Arbeit und Leben in einer alten Windmühle aussahen, hat am neuen Hafen dazu die Gelegenheit. Die voll funktionsfähige Mühle aus dem Jahr 1727 kann fast komplett besichtigt werden – aber Vorsicht, denn die Einstiegsluken sind für Menschen unserer Zeit eher knapp bemessen. Zur Veranschaulichung der Funktionsweise werden von den Betreiber*innen des Museums im Inneren auch schon mal die Flügel der Mühle in Gang gesetzt. Hat man es erst einmal bis auf halbe Höhe geschafft, hat man einen schönen Blick über den Hafen und die Dächer der Stadt. Ein nicht allzu häufiges Panorama: Zeeland von oben.

Niederlande - Zierikzee - alte Windmühle

Alte Windmühle am Hafen vor regenschwerem Himmel

 

Reisemagazin schwarzaufweiss

 

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