Auf Wasser kann man bauen

Mit dem Rad entlang der Stelling van Amsterdam (Fort Bezuiden Spaarndam)

Lediglich auf den ersten Blick gleicht das „bogenförmige Verteidigungswerk“ zum Schutz der niederländischen Hauptstadt Amsterdam einer Ansammlung von Dämmen und Deichen am Rande von Weiden, auf denen Schwarzbunte und Rotbunte friedlich grasen. Erst bei näherem Hinsehen sind Schleusen, Pumpwerke und von Wassergräben umgebene Forts auszumachen. Hier und da laden diese von Gräben umschlossenen Befestigungsanlagen zum Angeln ein.

Idylle an der Stelling van Amsterdam (Fort Benoorden Spaarndam)

Bereits das Heer des Sonnenkönigs Ludwig XIV. bekam im siebzehnten Jahrhundert zu spüren, mit welchen Mitteln die Niederländer sich zu wehren verstanden: Sie fluteten beim Nahen des Feindes Städte wie Leiden und Delft. Das Durchstechen der Deiche schien die einzige Rettung vor der „Versklavung“ durch den französischen Herrscher. Fast eineinhalb Jahrhunderte nach jener französischen Invasion entschloss man sich zum Bau der so genannten „Nieuwe Hollandsche Waterlinie“, in die sich die Befestigungsanlagen von Amsterdam einfügten.

Dunkle Wolken über der Westbatterie von Muiden

Besucht man heute das kleine Städtchen Muiden – unweit der Festungsstadt Naarden gelegen, in der selbst der Kirchturm strategischen Zwecken diente – und blickt auf das Wasser hinaus, sieht man ein inselförmiges Gebilde mit einem „Kamelbuckel“ aus Beton, der von einem „grünen Kranz“ umgeben ist: Es ist das längst verlassene Fort Pampus an der Einfahrt nach Amsterdam. Genau dort, wo das Fort erbaut wurde, strandete im Goldenen Zeitalter so manches holländische Handelsschiff, das aus den ostindischen Kolonien zurückkehrte. Den Seeleuten war dies gar nicht mal so unrecht, da die Händler und Wirte des nahen Muiden derweil für Wein und gute Speisen sorgten. Und das eine oder andere fesche Mädel aus Muiden schlich sich an Bord und vergnügte sich mit den derben Mannsbildern, bis das Schiff gehoben und in tiefes Wasser gezogen wurde.

Kasematte von Weesp

Heute werden die militärischen Anlagen des Befestigungsgürtels rund um Amsterdam als „Freizeitstätten“ genutzt: Auf Pampus übt man sich im Klettern, in Fort Kwakel rollt unter den Dunstschwaden eifriger Raucher die Billardkugel von Bande zu Bande und im Fort Benoorden Purmerend lädt das Restaurant „La Ciboulette“ zum Speisen ein.

 

Reisemagazin schwarzaufweiss

 

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