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Wenn Mallorcas Blüten blühen

Text und Fotos: Dagmar Krappe

Von Mitte Januar bis Anfang März blühen die Mandelbäume auf den Balearen. Nicht nur Urlauber sind von Farbenpracht und Duft fasziniert.

Spanien - Mallorca - Mandelblüte

Miguel Benito sehnt den Frühling herbei. Dann ist wieder Erntezeit. Nicht die Früchte des Mandelbaums interessieren ihn, sondern seine Blüten. „Vor über tausend Jahren brachten die Mauren den Baum nach Mallorca“, erzählt der Parfümeur: „Größere Verbreitung fand er jedoch erst, als 1890 die Reblaus über Weinstöcke in Europa herfiel. Viele Winzer pflanzten Mandelbäume als Ersatz.“ Heute ist die Hälfte der rund sechs Millionen Bäume verwildert. Einst waren sie eine wichtige Ertragsquelle. Doch inzwischen kann kein Bauer mehr allein von einer Mandelbaumplantage leben. Oliven, Wein, Orangen und vor allem der Tourismus bringen zusätzliche Einnahmen.

Balearen - Mallorca - Mandelblüte

Während Miguel immer wieder an frischen Blüten vor seiner kleinen Fabrik in Pont d’Inca im Norden Palmas schnuppert, erklärt er, wie die Idee zum Mandelblütenparfüm, das er nur auf Mallorca vertreibt, entstand: „Der Erfinder des „Flor d’Ametler“ war Bernardo Vallori. Er war Chemiker und sah, wie die alten Frauen in seinem Heimatort Llucmajor Rosmarien-, Lavendel- und Rosenblütenessenzen herstellten. Das inspirierte ihn, denn in der Region wuchsen schon immer viele Mandelbäume. 1930 fing er an, Duftwasser zu kreieren. Um nicht nur das Aroma einzufangen, fügte er jedem Flakon eine Blüte hinzu. Sie sollte den Frühling Mallorcas repräsentieren.“

Balearen - Mallorca - Flor d’Ametler

Vor 25 Jahren erlernte Miguel Benito das Handwerk direkt beim Erfinder und führt die Firma heute zusammen mit seinen beiden Kindern. „Ob die Blüte rosa oder weiß ist, das ist egal“, sagt der Endfünfziger: „In der Flasche sehen später alle weiß aus. Nur gut riechen sollte sie und 5-blättrig sein, dann kommt sie am besten zur Geltung.“ Gleich nach der Pflückung werden die Blüten in der Manufaktur handverlesen und nach Größe sortiert. In lichtundurchlässigen Glasbehältern schwimmen sie in reichlich Alkohol und einer ansonsten geheim gehaltenen Rezeptur. Mindestens drei Jahre lagern sie so bei gleichmäßiger Temperatur im dunklen Raum, bevor sie in den Flakon mit der Parfümessenz gelangen.

Balearen - Mallorca - Flor d’Ametler

Um das Mandelblütenbukett nicht nur aus der Flasche, sondern auch in der Natur genießen zu können, bieten sich Wandertouren über die Insel an. Hinter den weißrosa Schleiern der Bäume ragt das Tramuntana-Gebirge in den blassblauen Himmel. „Tramuntana heißt Nordwind“, weiß Wanderführerin Nicole Bea. Und den kann man im Februar auf Mallorca noch recht kräftig und kühl zu spüren bekommen. Von Port de Sóller (1) geht es bei gemäßigten Höhenunterschieden nach Fornalutx und über die Berge weiter nach Biniaraix.

Balearen - Mallorca - Fornalutx

Von Sóller kann man sich die letzten fünf Kilometer zurück nach Puerto de Sóller mit einer alten Straßenbahn durch Orangen- und Zitronenhaine und später am Meer entlang schaukeln lassen.

Balearen - Mallorca - historische Straßenbahn

Wanderweg und Schienen führen direkt am Eiscafé „Sa Fabrica de Gelats“ vorbei. Mehr als 40 Sorten cremiges Milchspeiseeis und Sorbets habe er im Angebot, sagt Franz Kraus. 1990 kam der Rheinländer auf die Insel. Vier Jahre später gründete er seine Eisfabrik und kurz darauf die Firma „Fet a Sóller“. „Das heißt in Sóller hergestellt“, meint der Lebensmittelexperte: „Ich vertreibe einheimische Marmeladen, Olivenöle, Weine, Orangen, Zitronen, Wurst- und Käsespezialitäten und natürlich Mandeln – gehackt, gehobelt und gebrannt.“ Zu seinen Eisfavoriten zählt neben Orangen- ein hellbraunes Mandeleis. Die Paste zur Herstellung dieser sahnigen Spezialität bezieht er von der Kooperative Camp Mallorqui in Consell bei Inca.

Balearen - Mallorca - Mandeln im Glas

Einige Kilometer entfernt im Dorf Mancor de la Vall (2) am Fuß der Serra de Tramuntana beginnt eine weitere Wanderroute. Sie führt an endlosen Mandelbaumplantagen vorbei, in denen zahlreiche Schafe weiden. Später in Caimari folgt ein alter Pilgerpfad bis zum Wallfahrtsort Kloster Lluc. Der Weg endet am Café „Sa Plaça“ im Klosterhof. Saftiger Mandelkuchen ist hier die angesagte Delikatesse.

Balearen - Mallorca - Wanderweg an Mandelbaumplantage

„Auf Mallorca handelt es sich immer um Süßmandelbäume, egal ob sie rosa oder weiße Blüten tragen“, erklärt Georgina Brunet: „Bittermandeln blühen zwar immer rosa. Nur werden diese Bäume sofort herausgerissen, um die Ernte nicht zu verderben.“ Die 33-Jährige ist Geschäftsführerin des Mandelverarbeitungsbetriebs in Consell. Es handelt sich um eine Kooperative zweiten Grades. In ihr sind nicht direkt Bauern organisiert, sondern 17 kleinere Kooperativen, in denen sich 900 Mitglieder zusammengeschlossen haben. 1983 gründeten die Landwirte die Organisation, um sich Ernte- und Verarbeitungsmaschinen zu teilen, die für jeden Einzelnen zu kostenintensiv wären. Die Anlieferung der Mandeln erfolgt von Mitte August bis Ende November. Bis April läuft die Produktion. In der Industriehalle herrscht ohrenbetäubender Lärm. Er stammt von den Knackmaschinen, die die äußere harte Hülle der Mandeln zertrümmern. Die geknackten Mandeln kommen mit leicht bitterer dunkler Haut oder enthäutet als elfenbeinfarbene Kerne, Blättchen, Splitter oder gemahlen in den Handel. „Die mallorquinische Mandel schmeckt sehr süß und zeichnet sich durch einen hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren aus“, so Georgina Brunet: „Jahrzehntelang wurde sie für Niederegger-Marzipan in Lübeck verwendet. Leider können wir die Menge nicht mehr liefern. Durch die Ungleichheit der Kerne ist die Verarbeitung auch zu teuer.“ Das größte spanische Mandelanbaugebiet befindet sich auf dem Festland – in Andalusien. Doch der stärkste Konkurrent der mallorquinischen ist die kalifornische Mandel. „Sie ist größer und ebenmäßiger. Lässt sich leichter ernten und verarbeiten und ist dadurch viel preiswerter“, sagt Georgina Brunet: „Auf Mallorca gibt es nur wenig Bewässerung. Pro Hektar ernten wir 150 bis 300 Kilogramm Mandeln. In Kalifornien sind es drei Tonnen.“

Balearen - Mallorca - Mandeln

Wer sich einen Tag Wanderpause gönnen möchte, dem empfiehlt Wanderführerin Nicole Bea eine Fahrt mit Ausblick im hundert Jahre alten Nostalgiezug „Roter Blitz“ zwischen Sóller und Palma. Das Tal bei Bunyola ist mit Mandelbäumen übersäht. Der mallorquinische Frühling entfaltet hier sein volles Bukett. Und für zu Hause gibt es schließlich noch den Duft aus dem Flakon.

Reiseinformationen zu Mallorca

Anreise

Mit Air Berlin, NIKI, TUIFly, Condor, Germanwings oder Lufthansa von verschiedenen deutschen Flughäfen nach Palma de Mallorca.

Eine 8-tägige Wanderreise zum Frühlingserwachen im Westen Mallorcas bietet

Wikinger Reisen
58135 Hagen
Tel. 02331 9046
www.wikinger-reisen.de
(Unterstützer der Reise)

ein konkretes Reiseangebot finden Sie auf der schwarzaufweiss-Startseite
(Anmerkung der Redaktion)

Unterkunft

Hotel Es Port
Puerto de Soller
Tel. 0034 971 631650
www.hotelesport.com/de

Weitere Anbieter von Frühlingsreisen nach Mallorca sind: DERTOUR (Tel. 069 95885928; www.dertour.de) TUI (Tel. 0511 56780105; www.tui.com) und ASI (Tel. 0043 512546000, www.asi.at)

Tipp:

Besonders morgens und abends ist es auf Mallorca im Februar noch recht kühl. Hotels und Restaurants sind eher sparsam geheizt. Von daher gehören wärmere Kleidung, Mütze und Handschuhe ins Reisegepäck.

Essen und Trinken

Nautilus, Puerto de Sóller: www.nautilus-soller.com, Panoramarestaurant und Terrasse mit Meerblick

Bar Roma, Puerto de Sóller: www.barroma.com. Tapas-Bar an der Promenade im Zentrum von Port de Sóller. Blick auf Strand und Hafen.

Eiscafé SA Frabrica de Gelats, Sóller: www.gelatsoller.com. Ruhig gelegenes Innenhofcafé. Mehr als 40 Sorten Sahneeis und Sorbets.

Restaurant Ca N’Antuna, Fornalutx, Außenterrasse, mallorquinische Speisen

Literatur/Wanderkarten

Mallorca Tramuntana Central, Maßstab 1:25.000, Geo Estel, www.geoestel.com, 15,90 Euro

Mallorca West Wanderkarte, Maßstab 1:40.000, Reise Know-How Verlag, 8,90 Euro

600 Fragen zu Mallorca von Joan-Antoni Adrover i Mascaro, Wiedehopf Reiseführer, 2010, 22 Euro

Allgemeine Informationen

Spanisches Fremdenverkehrsamt Berlin
Lietzenburgerstr. 99
10707 Berlin
Tel.: 030 8826543
E-Mail: berlin@tourspain.es
www.spain.info/de
(zuständig für die Bundesländer Berlin, Brandenburg, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Thüringen)

Spanisches Fremdenverkehrsamt Frankfurt/Main
Myliusstr. 14
60323 Frankfurt/Main
Tel.: 069 725033
E-Mail: frankfurt@tourspain.es
www.spain.info/de
(zuständig für die Bundesländer Bremen, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen)

Spanisches Fremdenverkehrsamt München
Postfach 15 19 40
80051 München
Tel.: 089 53074611
E-Mail: munich@tourspain.es
www.spain.info/de
(zuständig für die Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz, Saarland)

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