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Eine Tour durch die Altstadt von Fes
Im Strom der Düfte, Klänge und Begegnungen

Text und Fotos: Robert B. Fishman

Marokko - Mittelalterlichen Stadttor Bab Chorfa in Fes
Mittelalterlichen Stadttor Bab Chorfa in Fes

Marokkos drittgrößte Stadt Fes beherbergt eine der größten arabischen Altstädte der Welt: ein Gewirr aus bis zu 1000 Jahre alten Gassen auf rund sechs mal drei Kilometern. Verkehrs- und Transportmittel sind Handkarren und Lastesel. Für Autos sind die Wege zu schmal. Bewohner und Staat haben nicht genug Geld, um die baufälligen Häuser zu sanieren. Trotz Stützmauern und anderer Rettungsversuche stürzen immer wieder Gebäude ein. Die Fundamente ziehen Wasser. Die alten Dächer werden undicht. Die wahre Schönheit der Medina erschließt sich jenseits der schlichten, grau-beigefarbenen Mauern, die man von den Gassen aus sieht. Prachtvolle Innenhöfe, so genannte Rijads, verziert mit uralten Mosaiken, Brunnen und Holzschnitzereien erinnern an die Zeit, als Fes das geistige und religiöse Zentrum Marokkos war. Inzwischen kaufen reiche Marokkaner und Ausländer Häuser in der Altstadt und bauen sie zu Hotels, Gästehäusern, Restaurants und Privatresidenzen um.

Marokko - Restaurant in einem traditionellen Rijad (Innenhof) in der Altstadt von Fes
Restaurant in einem traditionellen Rijad (Innenhof)

Im Irrgarten aus Marktgasse, dunklen Passagen, und schulterschmalen Durchgängen vermischen sich die trancehaften Klänge der Gnaoua-Musik ehemaliger schwarzer Sklaven mit Hammerschlägen der Kupferschmiede, Kräuterdüften des Gewürzmarktes und dem beißenden Gestank der Gerbereien.

Marokko - Gerberei in der Altstadt von Fes
Historische Gerberei in der Altstadt von Fes

In einem Meer von gemauerten Bottichen stehen hagere, in braune Lumpen gewickelte Gestalten in braungelber Brühe. Mit Taubenmist, Kalk und anderen Zutaten entfernen sie über Stunden in gebückter Haltung die Haare von ungezählten Kuh- und Schaffellen, um daraus nach vielen weiteren Arbeitsschritten samtweiche Lederwaren zu fertigen: Jahrhunderte alte Handwerkstradition, die ehemalige Gerber gerne den Touristen in allen Reisesprachen dieser Welt erklären. Längst sind viele der aus Lehm und Kalk gemauerten Gefäße undicht geworden. Das einst berühmte marokkanische Leder, das den Feinlederwaren ihren französischen Namen Maroquinerie gab, kommt noch billiger aus asiatischen Fabriken.

Marokko - Gerberei in der Altstadt von Fes

Wenige Schritte von den Gerbereien entfernt steigt ein schwerer Geruch nach feuchter, gefärbter Wolle aus einem Teppichladen: Dort leuchten die Handarbeiten der Berberfrauen aus den Dörfern des Atlasgebirges in rot, orange, blau und gelb, als beherbergten sie in ihrem Inneren magische Lampen. 40 verschiedene Farben verarbeiten die Mitglieder der Teppichkooperative, die den Laden beliefert. An einem Kelim, eine besonders aufwändige Teppichsorte, arbeitet eine Knüpferin nach Auskunft des Ladenbetreibers rund 2 Wochen. Im Laden kostet das gute Stück umgerechnet 150 Euro. Davon gehe gut die Hälfte an die Hersteller.

Marokko - Laden für Berber-Teppiche in der Altstadt von Fes
Laden für Berber-Teppiche in der Altstadt

Handwerker haben die Altstadt von Fes einst reich und berühmt gemacht. Noch heute beherbergt die Medina mit ihren rund 11.000 historischen Gebäuden mehr als 1200 Handwerker- und Künstlerateliers.

Marokko - Tischlerwerkstatt in der Altstadt von Fes
Tischlerwerkstatt

In kammerkleinen bis an die Decke vollgestopften Werkstätten restaurieren Tischler mehrere Jahrhunderte alte Türen, Fenster und Holzdecken nach Originalvorlagen, viele davon aus dem Mittelalter. Mustafa, ein kleiner, gedrungener Mann Anfang 40, hobelt auf seiner Werkbank ein Brett zurecht. Die Späne duften nach frischem Zedernholz. Im Hintergrund klingt arabische Musik aus einem alten Transistorradio. An den Wänden seiner kleinen Werkstatt hängen kleine Anrichten aus fein geschnitztem, bemaltem Holz, in hölzerne Rahmen gefasste Spiegel und fein zisilierte Scherenschnitte. Nach diesen Vorlagen restauriert er teilweise Jahrhunderte alte Türen und Fenster. „Kaum jemand beherrscht diese alten Schnitztechniken noch“, erzählt Mustafa, während er ein Brett für eine 300 Jahre alte Tür vorbereitet. Das Handwerk hat er von seinem Vater gelernt. Von ihm hat er auch die keine Werkstatt in der Altstadt übernommen. Viele Kunden kämen mit Fotos oder gleich mit verblichenen, kaputten Türblättern und Fensterrahmen. Die meisten Handwerker hätten, so Mustafa, heute nicht mehr Geduld, die alten Sachen zu restaurieren. An einer Tür arbeitet der Tischler normalerweise anderthalb Monate und bekommt dafür umgerechnet etwa 200 Euro, rund einen durchschnittlichen marokkanischen Monatslohn. „Neu bauen ist einfacher und billiger“.

Darunter leidet die ganze Altstadt. Über Jahrzehnte zogen die, die es sich leisten konnten, an den Stadtrand oder in die komfortablere Neustadt, wo die meisten Häuser Badezimmer, Duschen und oft auch Klimaanlagen haben. In der Medina blieben die Armen, die sich den Erhalt der alten Bauten nicht leisten können.

arokko - Traditionscafé Zanzibar in der Neustadt von Fes
Traditionscafé Zanzibar in der Neustadt

Inzwischen hat die Regierung eine eigene Organisation zur Rettung der Weltkulturerbe-Altstadt gegründet, die ADER. Doch das Geld aus der Hauptstadt reicht hinten und vorne nicht. Nur die nötigsten Rettungsmaßnahmen für die 4000 akut einsturzgefährdeten Gebäude würden nach Berechnungen der ADER rund eine Milliarde Dirham, etwa 100 Millionen Euro kosten, eine in Marokko unvorstellbare Summe.

Die Altstadt von Fes, mit etwa 120.000 Einwohnern größte und älteste in Nordafrika, überschwemmt Besucher mit einer Flut an Bildern, Klängen und Gerüchen. Nur ein paar Schritte von Mustafas Werkstatt entfernt locken auf einem Holzkarren ausgebreitete leuchtend rote Tomaten neben frisch gepflückter Minze, die gemischt mit schwarzem Tee und gefühlt kiloweise Zucker das Nationalgetränk, den „marokkanischen Whisky“ ergibt.

Marokko - frische Minze auf einem Verkaufskarren in Fes
Frische Minze auf einem Verkaufskarren in Fes

In vielen der winzigen, offenen Ateliers sitzen Schneider. Aus den Fäden, die Männer entlang den Mauern der Altstadthäuser spinnen, nähen sie Djellabahs: die traditionellen marokkanischen Woll-Gewänder mit ihren zipfelmützenartigen Kapuzen. Meist bringen die Kunden die Stoffe mit, erzählt Elblaghmi Aziz, der das Handwerk von einem Ma’Alem, einem Meister gelernt hat. In seinem höchsten zehn Quadratmeter kleinen, zur Gasse hin offenen Atelier hat neben ihm, den Kartons voller Stoffe, und dem großen Arbeitstisch nichts mehr Platz.

Marokko - eine der vielen kleinen Schneiderwerkstätten in der Altstadt von Fes
Eine der vielen kleinen Schneiderwerkstätten

Die Winter in Fes sind kalt. Nachts friert es oft. Kaum eines der feuchten, alten Häuser hat eine Heizung. Keine 70 Kilometer südlich, in Ifrane, liegt eines der drei Skigebiete Marokkos mit Liften, Abfahrten, Chalets und Hotels. So tragen die Einheimischen auch im Alltag die wärmenden Djellabahs. Im Sommer schützen die weiten, wallenden Gewänder gegen die Hitze von bis zu 50 Grad.

Statt Klimaanlagen hat das alte Fes viele Brunnen. Zum Schutz vor der Sommerhitze und vor neugierigen Blicken baute man die Häuser um Innenhöfe. Die zieren mit Mosaiken ausgelegte Wasserspiele.

Marokko - Medersa Attarine in der Altstadt von Fes
Medersa Attarine in der Altstadt

„Wasser“, erklärt Stadtführer Imad, ist für uns „ein Geschenk Gottes. Es ist heilig, wie das Leben, eine Gabe Allahs.“ Der bärtige junge Mann mit den stets wachen Augen arbeitet für die marokkanische Tourismuswerbung: Betriebswirt, 29 Jahre jung, die Hände immer an seinem Smartphone, spielt er stundenlang, simst oder chattet auf Facebook. Zwischendrin lässt er eher beiläufig Sätze aus einer anderen Welt los: Sie beginnen mit „In unserer Religion“ und künden meist von spiritueller Gläubigkeit. „Hamdullah“, beendet er gerne seine Aussagen und auch jede Mahlzeit: „Gott sei Dank“ und es klingt so, als meine er nicht einen strengen Gottvater, der uns das Denken abnimmt und alles so bestimmt, wie es die Verbohrten aller Religionen gerne hätten, sondern eher ein wohlwollendes übersinnliches Wesen, das die Menschen auf ihren Wegen begleitet. In den Innenhöfen der Moscheen, die „Ungläubige“ nicht betreten dürfen, sitzen in sich versunken Betende: entspannte Menschen mit meist zufriedenem Gesichtsausdruck.

Marokko - Fes: Blick über die Stadt
Blick über die Altstadt

Nicht nur der aufgekratzte jüdische Anwalt Philippe* bestätigt, dass Toleranz und tiefe islamische Religiosität in Marokko zusammenfinden. Wie zum Beweis seiner problemlosen Integration in die muslimische Gesellschaft empfangen ihn der Gerichtsdiener am Landgericht und ein Kollege mit Wangenkuss. Durch die offenen Bürotüren grüßen Staatsanwalt und Richter freundlich.

„Wir sind Freunde, nein kein Problem.“ Philippes Stimme wird laut - so als müsse er überzeugen, koste es was es wolle. Alle wüssten, dass er Jude sei, versichert er und zeigt auf die Mesusen - die kleinen hölzernen Behältnisse für heilige jüdische Schriften an jeder Tür in seiner Kanzlei - und stellt seine beiden Büroangestellten vor: Zwei junge Frauen im traditionellen marokkanischen Kaftan, das Haar unter hellblauen, akkurat sitzenden Kopftüchern verborgen lächeln freundlich nickend.

Philippe wohnt in der von den Franzosen in den ersten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts entlang schnurgerader Boulevards gebauten Neustadt. Dort hin fahren die von Rost und roter Farbe zusammengehaltenen „Kleinen Taxis“. Wie Hummeln sausen diese betagten Fiat Uno - viele von ihnen haben 700.000 und mehr Kilometer auf dem Tacho – beständig durch die Straßen. Ein Wink genügt, damit der Fahrer anhält und die Probleme beginnen: Viele sprechen nur Arabisch und können wenig mit auf Französisch geäußerten Wünschen anfangen.

Der Taxifahrer, ein freundlicher älterer Herr, blickt auf die arabische Visitenkarte, schaut fragend auf und dann wieder auf die Karte bis klar wird, dass er nicht lesen kann. Nichts zu machen. Am Steuer des nächsten Taxis sitzt entspannt und gut gelaunt ein junger Mann. Er spricht fließend Französisch. „Uns geht es gut hier“, beantwortet er die Frage nach wirtschaftlichen Problemen und den vielen Jugendlichen, die in der Hoffnung auf ein vermeintlich besseres Leben oft unter Lebensgefahr nach Europa flüchten. Nein er bleibe wie alle seine Freunde hier. Einer seiner Bekannten sei nach Frankreich gegangen und zurück gekommen.

„Wenn ich Geld brauche, fahre ich Taxi oder suche mir einen anderen Job, bis ich wieder genug habe. Dann höre er auf und „lebt, bis das Geld wieder alle ist. Wir Marokkaner“, sagt der 33jährige „denken nicht an morgen. Wir leben im hier und heute.“ Abends geht er gerne in den Clubs der Neustadt feiern und frönt einem in Marokko beliebten Hobby: Der Nordosten des Landes gilt als das größte Cannabis-Anbaugebiet der Welt. „Wenn sie Dich mit einem Joint erwischen gehst Du für 24 bis 48 Stunden in den Knast. Wenn Du dazu noch Grass dabei hast, können es auch zwei Wochen werden.“ Gefährlich findet er die Kifferei trotzdem nicht: „Wenn ein Polizist kommt musst Du Deinen Joint nur schnell genug verschwinden lassen. Das gebietet doch schon der Respekt vor dem Amtsträger.“

Marokko - Bab R'cif Stadttor der Altstadt von Fes
Bab R'cif Stadttor

„Möchtest Du etwas mit uns trinken“, fragt der junge Mann hinter dem Grill am R‘Cif Tor zur Altstadt, wo die Taxis und Busse halten, deren Passagiere in den Gassen der Medina zu Fuß weiter gehen müssen. Er zeigt mit einer freundlichen Geste auf die leere Plastikstuhlreihe hinter sich, die zu einem kleinen Café gehört. Seine Frage klingt mehr wie eine Einladung als nach einem Verkaufsgespräch.

Gerade hat er unter einem Regenschirm den kleinen rostigen Grill vor seinem Cafe angeheizt. Die feucht gewordene Holzkohle qualmt mächtig. Als wolle der Himmel die Marokkaner für die Trockenheit der letzten Jahre an einem einzigen Tag entschädigen schüttet es wie aus Eimern. Selbst der Wasserverkäufer, der in seinem leuchtend roten Gewand seine Runden dreht, um aus bronzefarbenen Metallbechern schluckweise sein Getränk zu verkaufen, ist vor dem Regen unter das Stadttor geflüchtet. Heute ist nicht sein Tag.

Marokko - Wasserverkäufer in traditioneller Tracht in der Altstadt von Fes
Wasserverkäufer in traditioneller Tracht

„Ich warte auf Leute, wir haben es eilig“, entschuldige ich mich. Der junge Mann am Grill schaut mich verwundert an, überlegt einen Moment und lächelt. „Eilig haben es bei uns nur die, die auf den Friedhof müssen.“ Nach islamischem Ritus müssen Tote binnen 24 Stunden beerdigt werden. Lebende haben Zeit.

Reiseinformationen zu Fes

Staatliches marokkanisches Fremdenverkehrsamt,
http://www.visitmorocco.com
Graf Adolf Str. 59, 40210 Düsseldorf, Tel. 0211.370551

Infoportal der Stadt Fès: http://fes-city.com

Übernachten:

Ziyarates Fes
Zimmer mit Familienanschluss: Der gemeinnützige Verein vermittelt Privatunterkünfte in Fes. So bleibt Geld, das die Touristen ins Land bringen bei denen, die es wirklich brauchen. Die Gastgeber bekommen vom Verein Englisch- und Französischkurse, damit sie sich mit den Besuchern verständigen können: Union de Associations et des Amicales Humanitaires de Fès Médina, 35 Sidi Kjih, Talaa Sghera, Fès Médina, Tel. +212 535 63 46 67, www.ziyaratesfes.com

Dar El Ghalia:
Liebevoll und detailgetreu restauriertes historisches Riad in der Altstadt mit exzellentem Service, Panoramaterrasse und ausgefallener, sehr guter Feser Küche. Die Gerichte gibt es auch vakuumverpackt zum Mitnehmen : El Ghalia, 13/15 Ross Rhi, Ras Jnane, Fès Médina, 30110 Fès, Tel. +212 535 634167, http://riadelghalia.com, www.maisondhotes.co.ma

La Maison Bleue
Hotel, Restaurant, Bar und Wellnessoase mit Hamam mitten in der Altstadt +212(0)535 741843 http://www.maisonbleue.com

Events:

International bekannt geworden ist das Festival des Musiques Sacrée du Monde (Festival heiliger, spiritueller Musik jedes Jahr im Juni), das die Stiftung Esprit de Fès veranstaltet: Fondation Esprit de Fès, Sidi El Khayat, Batha, BP 679, Fès, www.fesfestival.com. Parallel finden Podiumsdiskussionen mit international bekannten Wissenschaftlern zum Beispiel über die Globalisierung oder über Religion und Spiritualität statt. Auf dem Gelände der Stiftung, einem ehemaligen Sultanspalast am Rande der Altstadt mit weitläufigen orientalischen Garten, entsteht ein Kulturzentrum.

Anschauen:

Die Altstadt (Medina) von Fès erstreckt sich über mehrere Hügel auf einer Fläche von rund 350 Hektar. Sie ist die größte des Maghreb und eine der größten der Welt. Die staatliche Agentur für die Restaurierung und Entflechtung (Rehabilitation et Dédensification) der Altstadt ADER zählt in der Medina 11.000 historische Gebäude, mehr als 9000 Gassen, 176 Moscheen, 740 Paläste und andere außergewöhnliche Gebäude, 9600 Läden und 1276 (Kunst-) Handwerker-Werkstätten.

Fremde verlaufen sich in den verwinkelten, manchmal nur 80 Zentimeter schmalen, namenlosen Gassen. Ohne Ortskundigen finden Touristen ihren Weg hier nicht.

Vorsicht:

Vor allem an den Stadttoren sprechen so genannte falsche Führer (faux guides) Touristen an, verwickeln sie in ein Gespräch und wollen ihnen dann unbedingt diese oder jene Sehenswürdigkeiten (natürlich echte Geheimtipps) zeigen. Am Ende ihres Freundschaftsdienstes verlangen sie dann saftige Honorare und können sehr ungemütlich werden, wenn man nicht zahlt. In der Altstadt verfolgen Zivilbeamte der Touristenpolizei (die sich im Einsatz rote Armbinden mit der weißen Aufschrift „Police Touristique“ umbinden) die falschen Fremdenführer. Nach marokkanischem Recht braucht man eine staatliche Lizenz um Touristen zu führen. Damit will der Staat die ausgebildeten Guides und die Touristen schützen.

Eine 24 Kilometer lange, aus rohem Lehm erbaute, zinnenbewehrte Stadtmauer umschließt die gesamte Altstadt. Zugänge zur Altstadt gewähren 14 reich verzierte Stadttore. Die größten sind – mit weitläufigen, geschäftigen Plätzen, Taxiständen und Cafés davor – das Bab (arab. Tor) R’cif und das Bab Boujeloud.

Den besten Ausblick auf die gesamte Anlage bietet die Terrasse des Luxushotels Les Mérinides http://www.lesmerinides.com (perfekt für einen Sundowner mit Blick über die Médina im Abendlicht sowie die Hügel nördlich und südlich der Stadt)

Markt:

Jedes Altstadtviertel hat seinen eigenen kleinen Markt, seine eigene Moschee, Brunnen, einen Foundouk (einst Karawanserei, heute meist Werkstätten und Lagerhäuser) und einen Gemeinschaftsofen, in dem die Anwohner auch heute noch ihr Brot backen. Daneben gibt es Märkte für einzelne Produktsorten wie den Gewürz- und Hennamarkt (ein Festival der Düfte)

Handwerk:

Die Handwerker haben ihre Läden und Werkstätten nach Gewerken sortiert in verschiedenen Vierteln: Kupferschmiede, Schreiner, Schneider oder die Gerber, die mitten in der Altstadt die Tierfelle in gemauerten, mit einer Brühe aus Taubenmist, Kalk und anderen Zutaten gefüllten Bassins enthaaren und anschließend färben. Den besten Blick auf die Arbeit der Gerber, deren Handwerk sich in den letzten Jahrhunderten kaum verändert hat, gewähren die Dachterassen der umliegenden Geschäfte. Hier bekommt man meist einen Tee oder Kaffee und es finden sich immer Angestellte, die das Gerberhandwerk gegen einen Obulus auf Französisch und oft auch auf Deutsch oder Englisch erklären. Meist sind sie selbst ehemalige Gerber.

Medersen:

In der Altstadt sind mehrere historische Medersen erhalten geblieben. Das sind jeweils um einen Innenhof mit einem Brunnen gruppierte religiöse Hochschulen, in denen die Studenten oft über viele Jahre lebten, den Koran und den Glauben studierten. Der Unterricht fand in den angrenzenden großen Moscheen statt.

Gegenüber der Medersa Bou Inania findet sich in einer Hauswand eine Wasseruhr aus dem 14. Jahrhundert. Über ein ausgeklügeltes Leitungs- und Bechersystem wurde Wasser so gleitet, dass hölzerne Vorhänge jeweils zur vollen Stunde einzelne Fenster schlossen und so die Zeit anzeigten. Seit mehr als 20 Jahren versuchen Fachleute vergeblich, die Funktionsweise dieser fast 700 Jahre alten Wasseruhr nachzuvollziehen, um sie wieder in Betrieb zu nehmen.

Moscheen:

Größte Moschee der Stadt ist die 16.000 Quadratmeter große Kairaouine mit Platz für 20.000 Gläubige. Nur Muslime dürfen die Gotteshäuser betreten. Von außen können auch andere hineinschauen. Quer über die Straße hängende Holzbalken (Kopf einziehen!) markieren auch heute noch die Grenzen der Moscheebezirke, innerhalb derer die Muslime früher vor Verhaftungen sicher waren. Obwohl offiziell verboten tauchen heute auch Touristen ungestört unter den Balken hindurch, um einen Blick in die innen oft reich verzierten, bis zu 1000 Jahre alten Moscheen zu erhaschen.

Mellah:

Die ehemals jüdische Vorstadt (Mellah) erstreckt sich zu Füßen des Königspalastes (Palais Royal) mit (etwas breiteren) Basargassen. Anders als die nach außen sehr schlicht gehaltenen und fensterlos vermauerten, grau verputzten Wohnanlagen in der übrigen Altstadt (der Islam gebietet den Gläubigen, auch mit ihren Wohnungen nach außen bescheiden aufzutreten und die Frauen hinter undekorierten hohen Mauern vor fremden Blicken zu schützen) sind in der Mellah viele Fassaden mit Steinmetzarbeiten verziert. Wie in Europa haben die meisten Häuser hier Fenster zur Straße.

Am Rande der Mellah liegt ein Meer schlichter weißer Steingräber, der jüdische Friedhof. Der meist betrunkene Wächter kassiert einen Obulus und drängt sich als tatsächlich kompetenter, freundlicher Führer auf. Dazu hat er neben Französisch ein paar Brocken Deutsch, Englisch, Spanisch und Hebräisch gelernt. Am Ende der Tour kommt er zum geschäftlichen Teil und verlangt ein zusätzliches Bakschisch. Mit meinen 90 Dirham wollte er sich nicht zufrieden geben und verlor schlagartig seine gute Laune. Nach dem auf dem Friedhofsgelände versteckten jüdischen Museum fragt man ihn deshalb am besten gleich zu Beginn des Rundgangs. In einem Nebengebäude im hintersten Eck des Geländes sammelt ein alter Mann seit Jahrzehnten die materiellen Spuren des einst reichen jüdischen Lebens von Fes. Man sieht Fotos, Möbel, Kleidung und viele andere auch sehr persönliche Dinge, die die auswandernden Juden in der Stadt zurückgelassen haben.

Hamam:

Hemmem nennen die Marokkaner ihre traditionellen, orientalischen Bäder. Getrennt nach Männern und Frauen sind sie bis heute Orte der Entspannung, Begegnung und Reinigung vor allem vor dem Gebet. In der Altstadt haben viele Häuser nach wie vor keine Badezimmer. So gehen die Bewohnerinnen und Bewohner heute wie einst ins Hamam, um sich zu waschen. Den Weg zu den – nicht beschilderten oder beschrifteten Altstadt-Badehäusern wissen die Einheimischen. In der Neustadt (Nouvelle Ville) gibt es modernere Hamams.

Neustadt (Nouvelle Ville):

Viele, die es sich leisten können, ziehen aus den unbeheizten, oft baufälligen und im Winter feucht-klammen Altstadthäusern in die Neustadt. Diese entstand während der französischen Kolonialzeit und in den Jahren danach entlang der beiden großen Boulevards Hassan II, Mohammed V und VI. Moderne Blockbauten mit Läden und Cafés im Erdgeschoss und Wohnungen darüber säumen die schnurgeraden Straßen. Dazwischen finden sich verzierte Bauten aus der Art-Déco Zeit und andere schmucke Bauten aus den 30er Jahren.

Während die komplett autofreie Altstadt abends still und verlassen daliegt, drängeln sich die Menschen auch nach 20 Uhr auf den Bürgersteigen der Neustadtboulevards. Junge Frauen können hier – anders als in der konservativ geprägten Altstadt - (auch alleine) Cafés besuchen.

Museen:

Mitten in der Altstadt liegt die Außenstelle der privaten marokkanischen Kunst- und Kunstgewerbesammlung Musée Belghazi Haupthaus in Rabat: http://www.museumbelghazi.com. Die Feser Filiale 19, Derb Gharba, Tel. +212 535 6741178, lohnt einen Besuch weniger für die Ausstellung als wegen des historischen mit Orangenbäumen bepflanzten Innenhofs und wegen des Blicks von der Dachterrasse über die Dächer der Altstadt.

Ausflug:

Rund 25 Kilometer nordwestlich von Fes liegt das in ganz Marokko bekannte Thermalbad Moulay Yacoub. Das 56 Grad heiße schwefelhaltige Quellwasser wird auf rund 50 Grad herunter „gekühlt“ und in die beiden Badebecken geleitet. Auch hier gelten für Männer und Frauen getrennte Badezeiten. Das schwefelige, heiße Wasser ist Geschmackssache. Beruhigend: Der Schwefel im Wasser desinfiziert und ist gesund, vor allem für Atemwege und Gelenke. Gegen Aufpreis bekommen die Gäste in der Wellnesszone ausgiebige Massagen und andere Anwendungen.

Taxi:

Die rund drei Kilometer kurze Fahrt von der Altstadt in die Neustadt kostet mit dem Taxi etwa 30 Dirham. Manche Fahrer haben allerdings kein Taxameter (compteur) im Auto und verlangen dann von Touristen unverschämte Preise. Deshalb sollte man darauf bestehen, dass der Fahrer den Zähler einschaltet (und dann keine Umwege fährt). Wo dieser fehlt oder nicht funktioniert sollte man den Preis für die Fahrt vorher aushandeln. In den Städten verkehren die Petit Taxis (in Fes rot), außerhalb und zwischen den Städten (auch zum Flughafen) nur die deutlich teureren Grands Taxis (beigefarben, auch als Sammeltaxis). Damit kostet die Fahrt von Fes zum Flughafen (15 km) rund 250 Dh.

Bahn:

Bahnfahren ist – für europäische Verhältnisse – günstig. So kostet zum Beispiel die Fahrt von Tanger nach Fes (knapp 4 Stunden, rund 360 km) in der 1. Klasse 160 Dirham, in der 2. etwas weniger. Die Züge, meist Material der französischen SNCF aus den 1980er Jahren) sind langsam, aber meist zuverlässig. www.oncf.ma

Busse:

Zwischen den größeren Städten verkehren Busse der langsameren, billigeren staatlichen http://www.ctm.ma und privater Busgesellschaften.

Geld:

Währung ist der marokkanische Dirham (100 Dh = etwa 9 Euro). Größere Hotels und Supermärkte (meist in Gewerbegebieten an den Rändern der Großstädte) akzeptieren Kreditkarten, ansonsten funktioniert meist nur Bargeld. In den Städten gibt es zahlreiche Wechselstuben. Die Kurse unterscheiden sich meist nicht wesentlich, vergleichen lohnt sich aber dennoch.

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