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Reiseführer Madrid

Kybelebrunnen (Fuente de Cibeles)

Dieser Brunnen in der Mitte der Plaza de Cibeles gibt dem gesamten Platz seinen Namen. Er gehört zum Skulpturenensemble, das den Paseo del Prado zierte und dessen integraler Bestandteil die Brunnen mit mythologischen Motiven der griechischen und römischen Antike waren. Der Kybelebrunnen ergänzte den Neptunbrunnen sowie den Apollobrunnen und markierte den künstlerischen Höhepunkt des Paseo del Prado. An der Plaza de Cibeles begann also das urbanistische Projekt des 18. Jahrhunderts, auch wenn ein Großteil der heutigen Bauwerke am Platz weitaus jüngeren Datums ist. Von allen drei eben erwähnten Brunnen ist der Kybelebrunnen derjenige mit den komplexesten mythologischen Anspielungen. Kybele war eine kleinasiatische Fruchtbarkeitsgöttin, zu deren Ehren in der Antike immer wieder Stiere geopfert wurden – aus diesem Grund vermutlich die spirituelle Verbindung der spanischen Stadtplaner zu dieser Gottheit. Hinter den beiden Löwen, die ihren Streitwagen ziehen, steckt allerdings eine sehr dramatische Geschichte, denn hinter ihnen verbergen sich Hipomenes und die griechische Göttin Atalanta. Atalanta wollte sich eigentlich nie mit einem Sterblichen verheiraten, denn ein Orakel hatte ihr für diesen Fall ein schlimmes Unheil prophezeit.  Durch ihren Vater unter Druck gesetzt kündigte sie doch ihre Heirat an, und zwar mit demjenigen, der sie in einem Wagenrennen besiegen würde. Dies war nun leider der tollkühne Sterbliche Hipomenes, der durch eine List das Rennen gewann: er warf immer wieder Äpfel vor den Wagen Atalantas, die anhalten musste, um das Obst aufzuheben.

Das prophezeite Unglück schlug zu, als die beiden sich nach einem Jagdausflug ausgerechnet in das Innere eines dem Gottvater Zeus gewidmeten Heiligtums begaben und dort auch noch den Liebesakt vollzogen. Natürlich wurden sie auf frischer Tat ertappt und zur Strafe in Löwen verwandelt, die lebenslänglich den Wagen der Göttin Kybele zu ziehen hatten.

In seiner mehr als 200jährigen Geschichte wechselte der Brunnen mehrmals die Ausrichtung. Bei der Fertigstellung des Paseo del Prado befand er sich noch am äußersten Nordrand des Rondells und Kybele blickte in Richtung Neptun. Doch zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als ein großer Teil der monumentalen Gebäude hier am Platz entstand, musste der Standort aus harmonischen Gründen abgeändert werden. Der Brunnen wanderte in die Mitte des inzwischen zum Belle-Époque-Platz umgebauten Ensembles und das Gesicht der Statue blickt seitdem in Richtung Puerta del Sol.

Wie so viele andere Monumente im Madrider Zentrum, so ist auch der Kybelebrunnen, oder „la Cibeles“ wie sie die Madrilenen schlicht und einfach nennen, nicht nur ein unantastbares Kunstobjekt. Am Ende so mancher Fußballsaison rücken Brunnen und Statue in den Mittelpunkt des spanischen Sportgeschehens, nämlich dann, wenn Real Madrid die Meisterschaft gewinnt. Die Jubelfeier für die Fußballheroen findet an dieser Stelle statt, und nicht wenige der siegestrunkenen Fans gehen vor lauter Begeisterung im Wasser der Cibeles baden. Übrigens bleibt auch der benachbarte Neptunbrunnen nicht von der Fußballeuphorie verschont. In seine Wasser stürzen sich nämlich die Anhänger des zweiten madrilenischen Klubs, Atlético Madrid. Zum Glück für den römischen Gott gewinnt dieser Verein den Meisterpokal aber schon lange nicht mehr.

 

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