Reiseführer Madrid
Calle Mayor
Zur Habsburger- wie zur Bourbonenzeit war die calle Mayor die Prachtmeile für königliche Festzüge, aber auch für das alltägliche Auf- und Abkutschieren von Reich und Schön. Diese Straße war dermaßen stark frequentiert, dass zahlreiche Chronisten des 17. Jahrhunderts über den alltäglichen Verkehrsstau auf dieser Luxusmeile klagten. Kaum zu glauben, wenn man sich das heute eher gemütliche Treiben so anschaut.
Mit geschichtsträchtigen Orten ist sie dennoch gepflastert, so zum Beispiel mit dem eher unscheinbaren Gebäude mit der Hausnummer 61. Ein Schild weist auf den langjährigen, prominenten Bewohner hin: niemand anderes als der spanische Dramatiker Calderón de la Barca (1600 – 1681), das Aushängeschild des spanischen Theaters des 17. Jahrhunderts und damit in einer langen Reihe mit Schriftstellern und Malern vom Schlage eines Miguel de Cervantes, Lope de Vega, Diego Velázquez etc. stehend. Calderón und zahlreiche seiner Künstlerkollegen leiteten im 17. Jahrhundert in Spanien eine kulturelle Hochblüte ein, das so genannte Siglo de Oro (auf Deutsch: goldenes Zeitalter). Diese Kulturblüte stand in schroffem Kontrast zum sich ständig beschleunigenden politischen und ökonomischen Niedergang des habsburgischen Weltreiches: Loslösung der Niederlande, Ausbreitung des Protestantismus in ganz Europa, Aufstieg Frankreichs und Englands, Wirtschaftskrise und am Ende des 17. Jahrhunderts gar Staatsbankrott.
Palacio de Abrantes