Kuwait im Überblick

Touristen im klassischen Sinne kommen nur in geringer Zahl nach Kuwait. Das Gros der ausländischen Gäste stellen Reisende, die aus geschäftlichen Gründen unterwegs sind. Von ihnen sind mehr als ein Drittel Saudis, gefolgt von Besuchern aus Indien und Ägypten, aus Bahrain, Pakistan und anderen zumeist muslimischen Ländern. Sie reisen in ein offensichtlich wohlhabendes Land, das trotz seines Ölreichtums nicht so bedingungslos auf Glanz und Glamour setzt wie seine Nachbarn am Golf in ihren Hochburgen des Kommerz und extravaganten Tourismus.

Kuwait

Kuwait
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Doch verstecken muss sich Kuwait nicht. Die Skyline seiner Metropole kann mit den himmelhohen Glaspalästen in den Emiraten oder im qatarischen Doha mühelos mithalten. Seine Verkehrs- und Versorgungssysteme funktionieren reibungslos und es herrscht wahrlich kein Mangel an all den modernen Errungenschaften, die das Leben in dieser extremen Wüstenregion überhaupt möglich machen. Was den Umgang mit der Vergangenheit betrifft, der oft zitierten „pre-oil era“, sind die Kuwaitis besonders engagiert. Sie versuchen zu erhalten und zu bewahren, wo immer es möglich ist. Und vielleicht ist deshalb das Gefühl so stark, hier gehe es authentisch arabisch zu – mehr jedenfalls als andernorts auf der Arabischen Halbinsel.

Kuwait, Gebetsraum der Grand Mosque

Gebetsraum der Grand Mosque
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Eine Rundfahrt durch Kuwait City bringt uns zu einigen gut erhaltenen Bauten der jüngeren Vergangenheit wie den Seif Palace mit seinem berühmten Uhrenturm gegenüber der Großen Moschee. 1896 erbaut, gehört er der Dynastie des Emirs und wird nur für spezielle Würdigungen und Events genutzt. Der Palast ist eines der selten gewordenen Beispiele traditioneller islamischer Palastarchitektur und islamischer Mosaikkachelarbeiten. Das Sadu House entstand 1929 als Kuwaits erstes privates Gebäude aus Beton. Es kombiniert traditionelles kuwaitisches Architekturdesign mit indischen Schnitzarbeiten an Türen und Fenstern, für die eigens ein indischer Architekt nach Kuwait eingeladen wurde. Deutlich älter ist das angrenzende Bait al-Badr. Es entstand in den Jahren 1838 bis 1848 als ein dem Klima angepasstes herrschaftliches Lehm-Haus mit fünf von Kolonnaden umgebenen Innenhöfen und mächtigen Holztüren. Im Südwesten von Kuwait City liegt das „Haus der islamischen Altertümer“ Dar al-Athar al-Islamiyyah. Es beherbergt die Sammlung eines Mitglieds des Herrscherhauses, die inzwischen mehr als 20.000 Objekte umfasst. Als Dauerleihgabe wurde sie dem Staat Kuwait übertragen. Sie gilt als eine der umfassendsten Sammlungen von Artefakten aus der muslimischen Welt zwischen Spanien und China aus dem 7. bis 19. Jahrhundert, darunter Manuskripte und kalligraphische Werke, Textil-, Keramik-, Metall- und Holzarbeiten, Waffen, Münzen, Schmuck u. a. Im Stadtzentrum liegt der Old Souq. Seine traditionellen Strukturen blieben größtenteils erhalten, nur wenige Bereiche mussten in Neubauten umziehen. Hier kann man in vollen Zügen genießen, was man mit einem orientalischen Markt in Verbindung bringt wie lärmendes Feilschen und exotische Gerüche, Farbenpracht und Warenfülle. Ehe die zeitgenössischen Bauten ins Blickfeld rücken noch ein Abstecher in die an Kuwait City angrenzende Hawalli-Provinz, wo das Tareq Rajab Museum ethnographische Kostbarkeiten präsentiert: Musikinstrumente gehören dazu, Silber- und Goldschmuck aus Oman und Saudi-Arabien, Kopfbedeckungen und Trachten, Emailarbeiten und Perlen aus Bahrain und in einer besonderen Abteilung, dem Kalligraphie-Museum, sind u. a. arabische Manuskripte zu bewundern.

Als Wahrzeichen von Kuwait-City gelten die schlanken Wassertürme, entworfen von den schwedischen Architekten Malene Björn und Sune Lindström und gebaut von der Firma Energoprojekt (Belgrad) direkt am Ufer des Golfs. 1979 wurden sie offiziell der Nutzung übergeben, als Wasserreservoir der mittlere Turm (145,80 m hoch), als Aussichtsturm mit Restaurant, Café und Ballraum der höchste Turm (185 m) und der kleinste der drei Türme versorgt einige Bereiche der Stadt mit Strom und dient der Illumination der Anlage. Die Kugeln der Stahlbetontürme sind mit 55.000 chinesischen Stahlplatten verkleidet. Der Liberation Tower ist eine weitere signifikante Landmarke. Der Fernsehturm aus Spannbeton mit einer Aussichtsplattform erreicht 372 m und zählt zu den höchsten Fernsehtürmen der Welt. Besonders stolz ist man im Land auf den al-Hamra Tower an der al-Shuhada Street, einen futuristischen Büro-Wolkenkratzer, ähnlich einem eingerollten Blatt Papier. Sein Tragwerk ist aus Stahlbeton, seine Verkleidung aus Aluminium, Glas und Marmor. Mit 413 m ist der Tower die Nr. 1 in Kuwait, unter den höchsten Gebäuden der Welt rangierte er 2015 aber „nur“ auf Platz 20. Nahe dem Golf-Ufer wurde 1986 The Grand Mosque eingeweiht. Die in Anlehnung an ihre Umgebung ganz in Blau- und Beigetönen gehaltene Moschee greift architektonische Details wieder auf, die im einst arabischen Andalusien geläufig waren. 10.000 Männer und 950 Frauen in einer separaten Halle können sich gleichzeitig in der Moschee versammeln, die übrigens allen Besuchern offensteht, auch Nichtmuslimen. An jedem Werktagmorgen ab neun Uhr sind Besichtigungen möglich, mit oder ohne Führung. Nicht anders als in Dubai, Doha oder Manama kann man sich auch in Kuwait City dem großen Shopping-Abenteuer hingeben, denn längst sind auch hier opulente Kaufpaläste entstanden wie The Avenues – um nur einen zu nennen – am Sheikh Zayed Highway. Mehr als 800 Geschäfte versammelt Kuwaits größte Mall (und eine der größten der Welt!) unter ihrem Glasdach.

Kuwait, Wüstencamp

Wüstencamp
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Wer sich nach dem Einkaufsstress entspannen möchte, sollte dem nahegelegenen Green Island einen Besuch abstatten. Sie entstand 1988 als erste künstliche Insel am Golf, ein Vorläufer der spektakulären Inselgebilde vor Dubai. Hier ist alles etwas bescheidener ausgefallen. Green Island ist kreisrund und ruht auf Felsgestein, das aus dem Emirat al-Fujairah herbeigeschafft wurde und selbst der Sand für die Strände stammt aus einem der Nachbarländer. Unzählige Büsche, Bäume, auch Palmen wurden angepflanzt, Cafés, Restaurants, Freizeitanlagen eingerichtet. Für einen mehrtägigen Badeaufenthalt eignet sich besonders gut das Khiran Resort, das mit seinen luxuriösen Quartieren und Restaurants, den Stränden und Sportanlagen einen ungetrübten Badespaß verspricht. Es liegt direkt am Golfufer, rund 110 km südlich von Kuwait City in der Provinz al-Ahmadi nahe der saudischen Grenze. Ein anderes Ziel abseits des städtischen Getümmels könnte die Insel Failaka etwa 20 km vor der Küste der Hauptstadt sein. Sie bietet dank ihrer archäologischen Stätten überraschende Einblicke in die Bronzezeit, die Dilmun-Kultur und die hellenistische Epoche. Außerdem kann man hier bestens relaxen, ein Picknick arrangieren oder sich von der örtlichen Gastronomie verwöhnen lassen und tauchen und schwimmen im kristallklaren Wasser des Golfs. Wer schon immer mal ein Kamelrennen erleben wollte, sollte sich nach al-Jahra in der gleichnamigen Provinz begeben, einige dreißig Kilometer westlich von Kuwait City. Aber nur in den Wintermonaten werden hier, am al-Atraf Camel Racing Club, Rennkamele um den Parcours jagen und das auch noch früh am Morgen. Und Jockeys sind auch nicht mehr mit von der Partie, stattdessen werden den Kamelen Miniroboter auf den Rücken geschnallt, die die staksigen Vierbeiner mit welchen Mitteln auch immer zu Höchstleistungen antreiben. Als krönender Abschluss einer Reise in den Wüstenstaat Kuwait bietet sich ein mehrtägiger Aufenthalt in einem Desert Camp an, einschließlich zünftigem Barbecue Dinner mit Lagerfeuer, Nächten unter einem grandiosen Sternenhimmel, Begegnungen mit Beduinen.

Text: Eckart Fiene




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