Unterwegs im Saronischen Golf

Mit Motorsegler und Fahrrädern durch die griechische Inselwelt

Text und Fotos: Axel Scheibe

Groß ist es nicht, unser Zuhause für die nächste Woche. Die 2001 liebevoll restaurierte PANAGIOTA misst gerade mal 25 m in der Länge und 7 m in der Breite. Sieben Kabinen unter Deck und vier über Deck stehen für unsere Gruppe zur Verfügung. Auf dem zweiten Oberdeck sind die Fahrräder fest verzurrt, sie kommen erst morgen zu ihrer Premiere.

Griechenland - Saronischer Golf - Schiff

Die Panagiota unterwegs

Sanft schaukelt unser Schiff in den Wellen, die an die Kaimauer in Lavrio treiben. Gelegenheit, sich auch untereinander bekannt zu machen. Es ist eine bunte Truppe, die zum Schiff fahren und Radeln nach Griechenland gekommen ist. Am Saisonstart sind es zwar nur 13 Gäste, doch die stammen aus Kanada, den USA, der Schweiz, Tschechien und schließlich auch aus Deutschland. „Amtsprache“ Englisch scheint unumgänglich, die Crew freut es, deutschsprachig ist sie nicht. Aber die Reiseleiter wissen, was sie ihren Gästen schuldig sind, so wird in den nächsten Tagen jede Erläuterung in zwei Sprachen erfolgen. Mal Alex in Englisch und Katharina in Deutsch, mal umgekehrt.

Griechenland - Saronischer Golf - Essen an Bord

Essen an Bord

Die sorgenvollen Mienen der Reiseleiter und der Schiffsführung lassen Schlimmes befürchten. Nach dem ersten gemütlichen Abendessen im Salon wird es zur Gewissheit, die Kykladen bleiben ein unerreichbares Ziel. „Der Wetterbericht prognostiziert für die nächsten Tage in dieser Region Windstärken von 7 bis 8“, erläutert Katharina. „Vielleicht würden wir morgen früh noch bis zur Insel Kythnos kommen, spätestens dort sitzen wir aber in der Falle. Ab Windstärke 6 dürfen diese Motorsegler den Hafen nicht mehr verlassen. Der Wetterbericht sagt aber vorerst für die nächsten drei bis vier Tage Sturm voraus. Wenn wir Radfahren wollen,  müssen wir westlich in den Saronischen Golf ausweichen“, schlägt sie vor. „Diese Inseln liegen geschützt, dort kann uns der Sturm kaum einen Strich durch die Rechnung machen.“ Viel Überzeugungsarbeit muss sie nicht leisten. Wir alle wollen schöne Ferientage auf dem Schiff und auf den Rädern verbringen. Auf welchen Inseln ist uns recht egal. Außerdem: Die Kykladen sind bekannt, da waren schon viele Radtouristen, doch wer hatte vorher schon vom Saronischen Golf gehört?

Radeln auf Poros

Griechenland - Saronischer Golf - Fahrräder fit machen

Noch einmal eine Dosis Schmierstoff auf Kette und Ritzel

Am nächsten Morgen pünktlich um 5 Uhr lässt Kapitän Lefteris Zagorianos die beiden je 110 PS starken Dieselmotoren anwerfen und Kurs auf die Insel Poros nehmen. Ein Stück offene See gibt es zu überwinden und das möglichst bevor der Wind noch mehr an Kraft gewinnt. Für die Gäste unter Deck ist damit die Nachtruhe beendet. Noch bleibt der Sturm im Rahmen. Trotzdem sind einige der Passagiere beim Frühstück etwas bleich um die Nase und auch ihr Appetit lässt deutlich zu wünschen übrig. Nach zwei Stunden flotter Fahrt, immerhin neun Knoten schafft der Motorsegler, erreichen wir im Schutz des Saronischen Golfes ruhigere See und die malerische Hafenstadt Poros. Die PANAGIOTA macht am Kai fest. Schnell sorgt die Crew dafür, dass unsere Räder abfahrbereit stehen. Ein Prozedere, das sich in den nächsten Tagen wiederholen wird. Es ist nicht nur der Genuss einer Schiffsreise auf dem Mittelmeer, der uns zusammengeführt hat, sondern gerade die Kombination mit den Radtouren über die Inseln.

Griechenland - Saronischer Golf - Inselhauptstadt von Poros

Blick auf die Inselhauptstadt von Poros

Jeder nimmt sein Fahrrad in Empfang. Sättel werden verstellt, Schaltungen getestet und Satteltaschen eingehakt. Schon kurze Zeit später starten wir zur Einführungsrunde auf der Insel Poros. Die Inselhauptstadt entpuppt sich als wirklich sehr hübsch. Ein Glockenturm überragt sie und enge Gassen laden zum Bummeln ein. Uns zieht es vorerst per Rad hinaus in die Landschaft, wo uns ein Kloster und herrliche Blicke über den Saronischen Golf erwarten. Viel Historisches hat Poros nicht zu bieten, doch als Einstieg in geschichtsträchtige Tage auf anderen Inseln zeigt sich das kleine Eiland perfekt. Auch der nächste Tag, eine Fähre bringt uns hinüber aufs Festland und unsere Beine in den kleinen Hafen Ermioni, ist für die Natur reserviert. Überall grünt und blüht es. Die Netze der Fischer trocknen im Hafen. Das schönste sind immer wieder die Blicke über die Inselwelt des Golfes, die uns nach kurzen Anstiegen für den „Kraftaufwand“ entschädigen.

Freiheitskampf noch gegenwärtig

Griechenland - Saronischer Golf - Spetses - Bouboulina

Bouboulina, die als Nationalheldin im Befreiungskampf des Jahres 1821/22 gilt

Während die Besiedlungsgeschichte dieser Inseln Jahrtausende zurückreicht und die Sagenwelt griechischer Mythen für jedes Inselchen eine eigene Geschichte bereit hält, sind es auf Spetses und Hydra besonders die Jahre des Befreiungskampfes gegen die Türken, die im Bewusstsein der Menschen lebendig geblieben sind. Während wir auf Spetses mit den Rädern unterwegs sind und unser Kilometer-Konto deutlich erhöhen, treffen wir wiederholt auf die Spuren der Bouboulina, die als Nationalheldin im Befreiungskampf des Jahres 1821/22 gilt. Gemeinsam mit männlichen Kapitänen stellte sie sich mutig den Türken entgegen. Auf Spetses erlaubt uns eine relativ gute Straße die Umrundung der Insel. In Hydra müssen die Drahtesel an Bord bleiben. Hier sind nur richtige Esel (und Maultiere) erlaubt. Sämtliche Transporte werden von diesen geduldigen Vierbeinern erledigt. Ihr Trinkwasser erhalten die Insulaner ausschließlich durch Tankschiffe von der Insel Poros geliefert.

Griechenland - Saronischer Golf - Maultiere auf Hydra

Mit Maultieren auf der Insel Hydra

Die Inselhauptstadt selbst gehört zu den reizvollsten Orten griechischer Inselwelten. Kaum ein Platz bietet mehr Fotomotive. Kein Wunder, dass sich auch der eine oder andere Maler hierher verirrt und den pittoresken Zauber der kleinen Gassen und hübschen Häuser, immer belebt durch Eselskarawanen, auf Papier oder Leinwand bannt.

Griechenland - Saronischer Golf - Hydra

Blick auf die Hauptstadt der Insel

Jetzt heißt es wieder die Segel zu setzen (oder richtigerer gesagt, die Schiffsdiesel anzuwerfen). Mit Ägina wartet nicht nur die Pistazieninsel des Golfes auf uns, sondern auch reizvolle Fahrradrouten durch die Bergwelt des über 80 Quadratkilometer großen Eilandes.

Kloster, Tempel und Theater

Für die Errichtung des Aphia-Tempels hatten sich die alten Griechen einen tollen Platz an einem der höchsten Punkte der Insel ausgesucht. Vor uns steht also ein Stückchen schweißtreibende Tretarbeit. Vorbei am prächtigen Kloster des Agios Nektarios erreichen wir die sehenswerten Ruinen des Athena-Aphia-Tempels. Einiges ist erhalten geblieben, Anderes durch die Arbeit der Archäologen wieder an seinen angestammten Platz zurückgekehrt. Immerhin nahm der Tempel bereits vor rund 2.500 Jahren seine endgültige Gestalt an, die man bis heute nicht nur erahnen kann. Wenn nicht gerade fünf Busladungen mit Touristen ausgeladen worden sind, die alles in ein buntes, fotografierendes Menschenmeer verwandeln. Wir haben Zeit und warten ein wenig. 20 Minuten später sind sie wieder verschwunden und der ganze Tempel gehört uns allein. Weit reicht der Blick über die Insel. Vom Westen grüßt die Hügelkette, über die uns der Weg zurück in die Inselhauptstadt mit ihrem quirligen Hafen führt. Gegen 20 Uhr erreichen wir hungrig und etwas müde unser Schiff. Die Dämmerung senkt sich langsam über die Stadt. In den kleinen Gassen füllen sich die Tische der Restaurants. Wir lassen uns an Bord verwöhnen. Im gemütlichen Salon des Schiffes wartet der wie immer festlich gedeckte Tisch und manch gutes Glas Rotwein. Während wir den Tag Revue passieren lassen, kriechen leckere Düfte aus der Kombüse durch den Salon. Über mangelnden Appetit seiner Gäste kann sich Gerasimos Daglas, unser Schiffkoch, wahrlich nicht beklagen. Radfahrer brauchen Kraft. Und wir am nächsten Tag besonders.

Griechenland - Saronischer Golf - Aphia-Tempel auf Ägina

Athena-Aphia-Tempel auf der Insel Ägina

In flotter Überfahrt, diese Mal sogar unter „einigen“ Segeln, hat uns die PANAGIOTA zurück aufs Festland gebracht. Wir liegen im kleinen Hafen von Epidauros und vor uns steht die Tour hinauf in die Berge zum antiken Theater, eines der größten und schönsten dieser Art, das Griechenland zu bieten hat. Nicht nur das Theater mit seiner fantastischen Akustik sondern auch das dazu gehörende Museum erzählt viel über die Blütezeit der alten Griechen.

Griechenland - Saronische Inseln - antikes Theater

Mit einem Zwischenstopp und einer abschließenden Radtour auf der Halbinsel Methana erreichen wir nach mehrstündiger, teils recht schwankender Überfahrt den Hafen von Lavrio. So endet unsere Tour pünktlich und wir können uns kaum vorstellen, dass die Route über die Kykladen reizvoller gewesen wäre.

Griechenland - Saronischer Golf - Methana

Ende einer Radtour

Informationen
Radurlaub ZeitReisen GmbH
Fritz-Arnold-Straße 16 A
78467 Konstanz
E-Mail: info@inselhuepfen.de
Internet: www.inselhuepfen.de
Der Radspezialist vom Bodenseegebiet organisiert ein breites Programm von kombinierten Rad/Motorsegler-Touren im Mittelmeerraum.

 

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