Ist der Peloponnes nun eine Insel oder nicht?

Zum Mokka bei der Oberin

Text und Fotos: Judith Weibrecht

Der griechische Peloponnes hat seinen Namen vom König Pelops, Sohn des Königs Tantalos, der das Gebiet einst zum großen Teil beherrschte. Ist der Peloponnes nun eine Insel oder nicht? Die Antwort schwimmt im Wasser des Kanals von Korinth, der die Gegend vom Festland abtrennt. Insbesondere im Frühjahr ist die Region sehr reizvoll, zu entdecken gibt es dort genug.

Im pittoresken Ort Nafplión mit seinen Gässchen, Tavernen und drei Burgen war auch einmal König Otto von Bayern zu Gast. Deshalb gibt es hier einen steinernen, bayerischen Löwen zum Andenken an die toten bayerischen Soldaten und an die Opfer einer Epidemie in Tíryns 1833/34. Die weiß-blaue griechische Fahne ähnelt nicht von ungefähr der bayerischen.

Griechenland / Peloponnes / Nafplion

Blick von der Palamidi-Festung auf Nafplión

Theaterstücke als Heilmittel

Ein Stück weiter die Landstraße entlang kommt man zum antiken Theater von Epidauros aus dem 3. Jahrhundert v. Chr., in dem alljährlich im Juli und August die Theaterfestspiele stattfinden. Epidauros war eigentlich eine Art Kurort, von dem das Theater, das ebenfalls für die Heilung eingesetzt wurde, nur ein kleiner Teil war.

Griechenland / Peloponnes / Theater Epidauros

Das antike Theater von Epidauros

Die Jünger des Asklepios oder Äskulap arbeiteten mit modernsten Methoden: Hypnose und Theaterstücke zur geistigen Anregung. Verfolgten sie womöglich einer Art ganzheitliches Konzept? Die medizinischen Instrumente und Werkzeuge im „Museum“ von Epidauros sind, genau wie die Statuen, nicht beschriftet, was einem die Klärung dieser Frage nicht gerade leicht macht.

Griechenland

Statue im Museum von Epidauros

Ausgenommen von dieser Kritik sei ausdrücklich das dem Ausgrabungsgelände von Nemea, denn in dem angeschlossenen Museum sind die Ausgrabungsarbeiten und Fundstücke akribisch dokumentiert.

Griechenland / Peloponnes / Nemea

Nemea

Selbst in der deutschsprachigen „Athener Zeitung“ kommt das Thema Museen zur Sprache, wenn auch unter anderem Vorzeichen: „Gesalzene Preise trotz Besucherflaute“ lautet die Überschrift eines Artikels, der die Leser darüber informiert, dass die Eintrittspreise in den griechischen Museen und archäologischen Stätten um bis zu 172 % gestiegen sind! Wichtig zu wissen, wenn man auf den Peloponnes fährt, denn schließlich ist diese hier wie keine andere griechische Region prädestiniert für die klassische Bildungsrundreise: Korinth, Nemea, Epidauros, Delphi, Olympia, Mykene... Man könnte die Reihe endlos fortsetzen.

Sieht man nur, was man nicht schon weiß? In Mykéne z.B. begann mich dieses rundgemauerte „Dings“ im Boden zu interessieren, und ich umkreiste es mehrmals, fühlte mich fast wie Schliemann. Es sind Königsgräber aus dem 16. Jh. v. Chr., las ich dann, und andere faszinierende Geschichten. Hätte ich dies vorher gewusst, hätte ich nur gedacht: „Aha, das Grab also!“, und wäre weiter geeilt.

Kostenlos ist der Besuch eines Naturdenkmals, der Doline von Dídyma. Den mächtigen Krater einer eingestürzten Höhle kann man in völliger Einsamkeit genießen. Nebenan befindet sich noch ein kleinerer Krater, in dessen Innerstes man über Treppen gelangen und zwei kleine Kapellen entdecken kann.

Krassi aus der Plastikflasche

Die Natur des Peleponnes ist im Frühling verschwenderisch, es grünt und blüht, und neben der Landstraße von Argos nach Fithi stehen oder hängen Tüten mit leuchtenden gelben oder orangenen Bällen darin, die man schon von ferne sieht: Zitronen, natürlich, und Orangen! Ab und zu wird auch Krassi angeboten, Wein, in der praktischen 1,5 Liter-Plastikwasserflasche.

Ikonen und Gobelins

Das Beeindruckendste auf dem Peloponnes sind wohl die Klöster. Im Kloster Loukós in Arkadien beäugt mich die Oberin genauestens. „Jermanía?“. „Jermanía!“. Ein Wink bedeutet mir, dass ich die byzantinische Klosterkirche gerne von Innen betrachten darf, die kunstvollen Fresken, die Ikonostase und außerhalb des Gotteshauses die antiken, in die Kirchenmauer eingelassenen Steine und das Blumenparadies, um das sich die Schwestern kümmern.

Griechenland / Peloponnes / Kloster

Kloster Sotiros Loukous

Ihre Eindrücke scheinen einigermaßen positiv ausgefallen zu sein, denn die Oberin bittet mich zu griechischem Mokka, selbstgemachtem Anisgebäck und mit Puderzucker eingestäubten Miniaturquadern ins Refektorium. Neun Schwestern leben noch hier, pflegen die wunderbaren Gärten, malen Ikonen, weben Gobelins.

Teile von Podrómou, einem anderen Kloster, kleben regelrecht in der Felswand. Eine Treppe führt durch den Fels hinauf zu einigen Räumen und zu einer in den Stein gehauenen, reich bemalten kleinen Kapelle von 1167. Auch hier reicht man griechischen Mokka und Süßgebäck und lässt mich an der unbeschreiblichen Ruhe und dem fantastischen Blick ins Lousíos-Tal und auf das gegenüberliegende Kloster Filosófou teilhaben.

Die Goldschmiede von Stémnitsa

Süßes gibt es auch in Stémnitsa, einem idyllischen Bergdorf mit aus Naturstein gebauten Häusern, das sich die Hänge hinaufzieht. Aniskekse und sonstige Süßigkeiten, Honig und sehr gelbe Nudeln gehören zum Standardangebot der Geschäfte hier, oder eben Gold und Silber. Denn hier lebt eine alte Tradition auf: die Kunst des Gold- und Silberschmiedens, die seit 1978 wieder an der örtlichen Schule gelehrt wird. Das Handwerk bringt den Einwohnern im Sommer jede Menge Touristen und somit auch Käufer ins Dorf. Die Landflucht ist auf diese Weise hier jedenfalls vorerst gestoppt worden.

Reiseinformationen zu Griechenland

Informationen

Griechische Zentrale für Fremdenverkehr
Neue Mainzer Str. 22
60311 Frankfurt/M
Tel. 0 69/23 65 61/2/3
Fax 0 69/23 65 76
E -Mail: info@gzf-eot.de
Internet: www.gnto.gr (englisch)

 

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