Die "grüne" Insel Korfu

 

Die österreichische Kaiserin Sisi auf Korfu

Rund sechs Kilometer von der Altstadt entfernt in Richtung Flughafen befindet sich mit dem Achilleion eine weitere Sehenswürdigkeit auf Korfu. Kaiserin Sisi ließ den Palast im pompejischen Stil für sich in den Jahren 1889 bis 1891 auf der Insel errichten.

Griechenland - Korfu - Achilleion

Frontseite des Achilleion

Wer ein wenig Zeit hat, kann vor einem Besuch des Palastes einer ganz in der Nähe, ebenfalls auf der Halbinsel Analipsis gelegenen Schlossanlage einen Besuch abstatten. Das Mon Repos wurde in der Zeit von 1828 bis 1832 zur Zeit des britischen Protektorats als Sommerresidenz für den damaligen Gouverneur Sir Frederick Adam errichtet. Seit 1994 ist die Anlage nun in staatlichem Besitz. In den Räumlichkeiten des klassizistischen Baus ist heute ein Museum untergebracht, das etwas zur Geschichte des Hauses, aber auch der der Insel bis zur Antike zeigt. In dem der Öffentlichkeit offen stehenden Park befinden sich zwei Ausgrabungsstätten, die die Besiedlung der auch Kanoni genannten Halbinsel bereits lange vor unserer Zeit beweisen. Während von dem antiken Hera-Tempel nicht viel übrig geblieben ist, ist der Kardaki-Tempel dagegen noch ziemlich gut erhalten. Er wurde nach der Süßwasserquelle benannt, die sich hier befand und bereits von den Bewohner*innen der damaligen Zeit genutzt wurde. Heute plätschert Wasser allerdings nur noch an der Inselküste gleich nebenan, denn 1822 versiegte die Quelle.

Griechenland - Korfu - Sterbender Achill im Garten des Achilleion

"Sterbender Achill" im Garten des Achilleion

In der Hauptsaison wird der Parkraum vor dem Achilleion knapp, ganze Busladungen an Besucher*innen strömen dem Eingangstor entgegen. Doch wie kam es eigentlich dazu, dass die österreichische Kaiserin hier zu britischer Zeit nach Plänen des neapolitanischen Architekten Raffaele Caritto einen Palast bauen ließ und nach dem Helden Achilles aus der griechischen Mythologie und Homers Dichtung nannte? Die Kaiserin laborierte 1860 an einem hartnäckigen Husten und suchte durch einen Klimawechsel Linderung, so kam sie schließlich auf Einladung der Briten auf die Insel Korfu, die sie in der Folgezeit sehr zu schätzen lernte. Hier freundete sie sich mit dem einheimischen Philosophen und späteren Botschafter Petros Vrailas-Armenis an, auf dessen ehemaligem Grundstück der Palast heute steht. 1889, fünf Jahre nach dem Tod von Vrailas-Armenis, kaufte Sisi das Areal und weitere Nachbargrundstücke bis hinunter ans Meer, um einen direkten Zugang zu haben, wenn sie mit dem Schiff anreiste, insgesamt 80 Hektar. Nach dem Abriss einer baufälligen Villa an gleicher Stelle entstand ihr Achilleion. Den Namen gab sie dem Bau selbst, da sie die Werke Homers sehr mochte und von der Kraft des mythischen Helden Achill beeindruckt war.

Griechenland - Korfu - Achilleion - Aphrodite, Hermes, Apollon sowie Artemis vier der zwölf Olympischen Götter

Vier olympische Götter: Aphrodite, Hermes, Apollon sowie Artemis

So passen dann auch die zahlreichen auf vielen Eckpfeilern des Hauses und im den Palast umgebenden Park platzierten Skulpturen und Statuen, wie der „sterbende Achill“ von Ernst Herter von 1884 oder mit Aphrodite, Hermes, Apollon sowie Artemis vier der zwölf olympischen Götter, die die Treppe zum Garten flankieren.

Auf der zweifarbig gefliesten Terrasse trifft man auf die neun Musen, die Schutzgöttinnen der Künste, aus der griechischen Mythologie. Doch nicht alle Statuen im Park hat Sisi aufstellen lassen. Nach ihrem gewaltsamen Tod in Genf im Jahre 1898 durch die Hand eines italienischen Anarchisten, kaufte der deutsche Kaiser Wilhelm II. das Anwesen im Jahre 1907 von Sisi’s Tochter Maria-Valeria, ließ es aufwändig renovieren und 1909 eine zweite, in Berlin gefertigte Achill-Statue im Garten aufstellen, den „siegreichen Achill“ mit Speer und Schild von Johannes Götz, der seither an der ursprünglichen Stelle des „sterbenden Achill“ steht.

Griechenland - Korfu - Eine der Musen auf der Terrasse des Achilleion

Eine der Musen auf der Terrasse

Mit dem Einzug des Kaisers in die Räume wurde auch ein großer Teil der Inneneinrichtung ausgetauscht. Viele Möbel der Monarchin wurden nach Österreich transportiert und dort weitergenutzt, Dinge wie Geschirr und Besteck verkauft. Doch der Kaiser blieb nur sieben Jahre bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieg. Danach begann für den Palast eine wechselvolle Geschichte der Nutzung etwa als Militärkrankenhaus der französischen und serbischen Truppen während des Krieges. Im 2. Weltkrieg war hier das Hauptquartier der deutschen Besatzer und 1962 wurde der Bau zu einem privatwirtschaftlich betriebenen Casino, dem ersten in Griechenland, im Obergeschoss, sowie zu einem Museum im Erdgeschoss. 1983 kam das Achilleion schließlich wieder unter staatliches Management. 1994 und 2003 wurde das Haus nach abermals aufwändigen Renovierungsarbeiten zum Tagungsort von EU-Gipfeln. Seitdem zieht es, wie schon gesagt, Scharen von Tourist*innen an diesen Ort.

Griechenland - Korfu - Sisi's Kapelle im Achilleion

Sisi's Kapelle im Achilleion

In der Eingangshalle und im Treppenaufgang kann man zunächst die Deckengestaltung u.a. mit einem großen Fresko bewundern, bevor man gleich rechts in Sisi’s Kapelle gelangt. Im anschließenden Raum werden Bilder und Erinnerungsstücke des österreichischen Kaiserpaares gezeigt, obwohl der Kaiser nie dort war. Im dritten Raum auf der Seite ist Interieur des deutschen Kaisers ausgestellt wie kaiserliches Geschirr und Bücher in Vitrinen, Möbelstücke wie ein Stehpult, Reitsattel sowie zahlreiche Fotos und Gemälde.

Griechenland - Korfu - Interieur Kaiser Wilhelm II im Achilleion

Interieur Kaiser Wilhelm II

Auf der gegenüberliegenden Seite der Eingangshalle gelangt man in einen Salon, Sisi's Arbeitszimmer mit ihrem Schreibtisch und anschließend in einen Schlafraum. In den Räumen stehen de Möbel die erhalten geblieben sind, mit zahlreichen weiteren Einrichtungsgegenständen ergänzt. Darunter sind auch Repliken antiker Reliefs und Skulpturen

Griechenland - Korfu - Kaiserin Sisi's Schreibtisch im Achilleion

Der Schreibtisch der Kaiserin

Im Obergeschoss erregt vor allem das gewaltige Fresko „Triumph des Achilles“ des österreichischen Malers Franz Matsch Aufsehen. Das von dem Künstler zwischen 1892 und 94 geschaffenen Werk zeigt den Helden Achilles auf seinem Streitwagen, wie er den besiegten und toten Hector vor die Mauern von Troja schleift, dessen Helm dabei hoch in die Luft haltend.

Griechenland - Korfu - Fresko „Triumph des Achilles“ des österreichischen Malers Franz Matsch im Achilleion

Fresko „Triumph des Achilles“

Nach einem Rundgang kann man sagen, dass die Korfioten sich Mühe gegeben haben, das Achilleion im Sinne der berühmten Kaiserin wiederzubeleben. Man gewinnt einen Eindruck wie die Monarchin bei ihren meist zweifachen Besuchen in den Jahren bis zu ihrem Tod hier lebte und durch ihren Park wandelte. Nicht wieder aufgebaut wurde der im 2. Weltkrieg abgerissene Brückenbogen der Kaiser’s Bridge, die einst vom unteren Parkgelände direkt an den Anleger führte, wo zuletzt die Schiffe des deutschen Hohenzollern-Kaisers festmachten. Auf der Küstenstraße fährt man an dem noch vorhandenen Anleger und den Brückenpfeilern vorbei. LKW würden heute wohl ohnehin nicht mehr die einstige Straßenquerung unterfahren können.

Griechenland - Korfu - Blick ins Treppenhaus des Achilleion

Blick in das Treppenhaus des Achilleion

Wandern auf Korfu

Korfu gehört mit zu den am dichtesten besiedelten Gegenden Griechenlands und steht in der Gunst vieler TouristInnen recht weit oben. Doch trotz des geschäftigen Treibens vielerorts, findet man auch ruhigere Ecken auf der bergigen Insel. Eher Ruhe und Natur suchen auch die zahlreichen Wandernden, die individuell oder reisegruppenmäßig organisiert auf den offiziellen Wanderwegen unterwegs sind. Der wohl bekannteste Weg ist der Corfu-Trail, der sich über 220 Kilometer von Nord nach Süd erstreckt und bis auf eine Höhe von 900 Metern über dem Meer führt.

Griechenland - Korfu - alte Olivenölmühle

Alte Olivenölmühle, die die Olive mit Kern mahlte

Während einer Wanderung wird schnell deutlich, warum die ionische Insel auch die „grüne“ Insel genannt wird, denn die Vegetation fällt vergleichsweise üppig aus. Allerdings sind weite Teile eher Kultur- als Naturlandschaft. Das bezieht sich vor allem auf die Tausende von Olivenbäumen, die quasi überall auf Korfu anzutreffen sind. Grund für diese Fülle ist die massive Förderung des Anbaus durch die Venezianer vor allem zu Ungunsten von Wein, der damals weit häufiger kultiviert wurde.

Griechenland - Korfu - Schalen aus Olivenbaumholz

Überall auf Korfu zu kaufen: Produkte aus Olivenbaumholz, wie diese Schalen

Bei genauem Hinsehen wurden viele Olivenbäume lange nicht gepflegt, sondern sind ausgewachsen und so nur beschwerlich abzuernten, was bei vielen ohnehin nicht geschieht. Genau wie etwa der einstige Getreide- und Maisanbau sowie die Viehhaltung in größerem Stil ist in der Landwirtschaft während der Kriegs- und Besatzungsjahre bis zum Ende des anschließenden Bürgerkriegs vieles zum Erliegen gekommen und anlässlich des dann aufkommenden Tourismus nicht wieder aufgenommen worden. So lebt die Region heute vor allem vom Tourismus.

Griechenland - Korfu - Kap Drastis

Kap Drastis

Das schmälert allerdings nicht den Genuss einer Wanderung und die ist auf Korfu durchaus empfehlenswert. Streckenweise verläuft der Corfu-Trail auch direkt an der Küste und gewährt dabei tolle Aussichten wie etwa bei Kap Drastis. Man kommt als Wanderer an kleinen Buchten vorbei, blickt über blühende Ebenen und in den Orten an der Strecke lässt sich zur kurzen Erholung in so mancher Taverne einkehren.

Griechenland - Korfu - Landschaft bei Agios Spiridon

Landschaft bei Agios Spiridon

 

Reiseinformationen

Offizielle Website der Insel: www.corfu.gr/web/guest/home

 

Website des Autors: www.bremen-sehenswert.de

 

Diese Reise wurde von dritter Seite weder gesponsort, noch in anderer Hinsicht unterstützt.

 

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